Liebe Leserin, lieber Leser,
erneut geht es im heutigen Wasserstoff Briefing um Nel ASA und Plug Power. Sie erfahren außerdem, wie sich die deutschen Autobauer die Zukunft der Mobilität vorstellen und ob dabei Wasserstoff eine Rolle spielt. Produziert man vielleicht schon ein Wasserstoffauto?
Noch in der vergangenen Woche haben wir darüber berichtet, dass der norwegische Wasserstoff-Pionier Nel ASA dringend neue Großaufträge bräuchte. Denn diese könnten das Vertrauen der Anleger in die Nel ASA-Aktie maßgeblich befördern. Vergangene Woche war es dann soweit: Laut übereinstimmender Medienberichte hat Nel ASA einen Auftrag aus Großbritannien bekommen.
Das erste reine Wasserstoffnetz der Welt
Es handelt sich dabei um eine Bestellung aus Schottland. Nel ASA soll demnach dem britischen Gasversorger SGN einen alkalischen Elektrolyseur mit einer Leistung von fünf Megawatt liefern. Der Elektrolyseur ist notwendig, um das angestrebte erste reine Wasserstoffnetz der Welt zu realisieren.
Das ambitionierte Vorhaben soll in Levenmouth (Schottland) zunächst bis zu 300 Haushalte mit Wärme und Energie versorgen. Eine Aufstockung der Abnehmer um weitere 600 Kunden ist geplant. Ziel des „H100-Fife-Projects“ an der Ostküste Schottlands: Zu demonstrieren, welche Rolle Wasserstoff als Alternative zu Erdgas bei der Energieversorgung spielen kann.
Frische Impulse für die Nel ASA-Aktie
Kaum war die Nachricht darüber publik hat dies laut Börsenmagazin „deraktionaer.de“ der Nel ASA-Aktie frische Impulse verliehen. Zumal die Lieferung eines Elektrolyseurs ja durchaus der Beginn einer weiteren Zusammenarbeit zwischen SGN und Nel ASA sein kann. Mit anderen Worten: Das könnte sich demnach in zukünftigen Aufträgen für Nel ASA niederschlagen.
Wichtig für Anleger dürfte dabei allerdings auch die jüngste Analyse des Wasserstoff-Marktes durch die US-Investmentbank Morgan Stanley sein. Dabei geht es laut Finanzmedien um eine Studie vom 15. September, über die zunächst CNBC berichtet hat. Demnach hat Morgan Stanley mehr als 20 Analysten nach ihrer Meinung zu den möglichen Top-Aktien des Wasserstoff-Sektor befragt.
Der „5-Billionen-Dollar-Wasserstoff-Markt“
Ergebnis: In Europa favorisieren die Experten demzufolge neben dem französischen Unternehmen Alstom, das sich auf mit Wasserstoff betriebene Züge spezialisiert hat, auch das deutsche DAX-Unternehmen Linde und den norwegischen Wasserstoffspezialisten Nel ASA. Übrigens: Im Zusammenhang mit dieser Studie spricht CNBC vom „5-Billionen-Dollar-Wasserstoff-Markt“.
Auch der andere prominente Pure Player Plug Power durfte sich jüngst über eine positive Analysten-Einschätzung freuen: Demnach hat der Aktienanalyst Pearce Hammond von der Investmentbank Piper Sandler die Plug Power-Aktie hochgestuft. Interessant ist dabei die Begründung, denn gerade die gefallenen Kurse betrachte der Analyst als Chance.
Wasserstoff-Aktien: Attraktiver Einstiegszeitpunkt
Diese Sichtweise hat das Aktienportal „The Motley Fool“ hinsichtlich der Plug Power-Aktie im besonderen und hinsichtlich der Wasserstoff-Aktien im allgemeinen genauer beschrieben. Demzufolge sähen manche Investoren gerade jetzt einen attraktiven Einstiegszeitpunkt, um günstig Aktien mit Potenzial zu erwerben.
Tatsächlich verfestigt sich derzeit der Eindruck, dass Meinungsartikel zum Thema Wasserstoff und auch zu Wasserstoffaktien gerade wieder zunehmen. Diese beschönigen das Abkühlen des Wasserstoff-Sektors und die damit verbundenen fallenden Kurse der Wasserstoff-Aktien keineswegs. Es lasse sich darin jedoch eine logische und gar nicht so seltene Entwicklung erkennen:
Wer baut das erste Wasserstoffauto?
So handelt es sich demnach um eine notwendige Korrektur einer anfangs aufgebauten Überbewertung der Wasserstoff-Aktien. Dass diese nun eine Konsolidierungsphase durchliefen, sei deshalb völlig normal. Von einem großen Potenzial der Wasserstoff-Aktien sei dennoch auszugehen. Denn den Wasserstoff-Technologien gehöre nun einmal die Zukunft, so das Fazit.
Auch die deutschen Autobauer kommen an dem Thema Wasserstoff nicht vorbei. Oder doch? „The Motley Fool“ hat sich kürzlich angesehen, wie sich BMW, Daimler und VW hinsichtlich des Wachstumsmarktes Wasserstoff positionieren. Und ob man bei den Wertpapieren der drei Konzerne womöglich gar von Wasserstoff-Aktien sprechen könne.
Für einen ausgewählten Kundenkreis
Ergebnis: Im Hinblick auf BMW funktioniert diese etwas kühne Herleitung noch am besten. Und das auch nur mit viel Fantasie. Begründung: BMW fokussiere sich nicht ausschließlich auf das batteriebetriebene Elektroauto, sondern verfolge hinsichtlich der Mobilität der Zukunft verschiedene Ansätze. Stichwort: Technologieoffenheit.
BMW habe auf Basis des SUV X5 ein Kleinserien-Wasserstofffahrzeug namens „iX5 Hydrogen“ entwickelt, hieß es. Ende 2024 wolle man die ersten Modelle an „einen ausgewählten Kundenkreis“ liefern. Wasserstofftechnologie als geeignete Antriebsform sehe man eher auf Langstrecken im Schwerlastverkehr. Ab 2025 seien entsprechende Großserienfahrzeuge geplant.
Noch sind die Kosten zu hoch
Bei Daimler könne man derzeit von folgender Entscheidung ausgehen: Bei den Pkw setze der Konzern auf die Batterie, beim Schwerlastverkehr hingegen auf Wasserstoff. Daher lasse sich die Daimler-Aktie auch kaum als Wasserstoff-Aktie bezeichnen.
Auch bei VW ist wohl in nächster Zeit nicht mit einem Wasserstoffauto zu rechnen. Zwar beschäftige VW ein Team von 100 Ingenieuren, die für den Konzern die Wasserstofftechnologie erforschen würden. Doch der Wasserstoffantrieb stehe bekanntlich weder bei den VW-Managern noch bei VW-CEO Herbert Diess sonderlich hoch im Kurs.
Das Wasserstoffauto für den Massenmarkt dürfte also noch auf sich warten lassen. Die Kosten dafür sind einfach noch zu hoch. Dafür gibt es jedoch andere Anwendungen, Prozesse und Verfahren etwa in der Stahlproduktion, für die (grüner) Wasserstoff eine attraktive Alternative ist. Wasserstoff-Aktien habe daher durchaus noch viel Potenzial.
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