Liebe Leserin, Lieber Leser,
trotz einigen schwierigen Zeiten bleibt Wasserstoff der „Champagner der Energiewende“. Der Kraftstoff verspricht, im besten Fall keinerlei Nachteile zu fossilen Energieträgern aufzuweisen, während die Produktion gleichzeitig klimaneutral verlaufen könnte. Doch Theorie und Praxis liegen noch weit voneinander entfernt. Wasserstoff ist bislang noch viel zu teuer und wie das Ganze sich am besten produzieren lässt, dafür gibt es unzählige Ansätze.
Zusammen mit dem Fraunhofer Institut entwickelte der Chemiekonzern Evonik eine Anlage, welche Wasserstoff aus Abwasser herstellen kann. Eine Demonstrationsanlage dafür wurde nun in Rheinfelden in Betrieb genommen, wie „Chemie Technik“ berichtet. Bei dem Ansatz kommen sogenannte Purpurbakterien, die im Gegensatz zu anderen Bakterien keinerlei Sauerstoff entstehen lassen. Zusätzlich unterstützen Mikroalgen den Prozess. Die Anlage hört auf den klangvollen Namen Smart-Bio-H2-BW und konnte sich bei ersten Untersuchungen bereits beweisen.
Evonik profitiert doppelt
Als Grundlage für die Wasserstoffherstellung in Rheinfelden kommen ethanolhaltige Spülwasser zum Einsatz. Es bestand die Sorge, dass enthaltene Substanden was Wachstum von Purpurbakterien und Mikroalgen negativ beeinträchtigen könnten. Laut Evonik ließ sich dies aber bei bisherigen Untersuchungen nicht beobachten, sodass dem Testbetrieb nichts im Wege steht. Sollte jener erfolgreich verlaufen, wäre es für Evonik gleich ein doppelter Gewinne.
Denn zum einen könnte das Unternehmen vergleichsweise günstig Wasserstoff herstellen und zum anderen könnten dafür Substanzen eingesetzt werden, die ansonsten teuer entsorgt werden müssen. Es klingt also nach einer klassischen Win-win-Situation. Da es sich aber noch um eine Art Machbarkeitsstudie handelt, sind keine größeren Auswirkungen auf die Zahlen des Unternehmens zu erwarten. Es bleibt auch offen, ob das Ganze in Zukunft noch größere Maßstäbe erreichen wird.
Nel ASA mit kleinen Fortschritten
Auch an den Börsen wird das Treiben von Evonik eher mit einem Schulterzucken verfolgt. Skeptiker sehen darin nur einen weiteren von Hunderten vielversprechenden Ansätzen für die Wasserstoff-Zukunft, und wahrscheinlich nicht einmal den interessantesten. Ohne die Bemühungen der Beteiligten nur ansatzweise schlechtreden zu wollen, bleibt an den Märkten nach mancher Enttäuschung in den letzten Jahren schlicht ein etwas fader Beigeschmack.
Einen solchen haben heute Morgen auch kleinere Kursgewinne bei Nel ASA. Nach fast schon dramatischen Kursverlusten zu Wochenbeginn, die sich auf die herben Korrekturen am Gesamtmarkt zurückführen ließen, scheint die Lage sich etwas zu beruhigen. Am Mittwochmorgen hoffen die Marktakteure auf eine spürbare Erholung und im Rahmen dessen ging es bei der Nel ASA-Aktie um immerhin 1,8 Prozent bis zum Vormittag aufwärts.
ITM Power: Noch kein Durchbruch
Der fade Beigeschmack ist in diesem Fall, dass Nel die Linie bei 0,50 Euro weiterhin nicht überwinden kann. Unterhalb davon erscheinen die Bemühungen der Bullen ein wenig wie vergebliche Liebesmüh. Denn aus charttechnischer Sicht ändert sich am übergeordneten Abwärtstrend erst einmal überhaupt nichts. Etwas ruhigere Phasen haben die Anleger schon des Öfteren erlebt, doch aufhalten ließ sich die schon seit über drei Jahren zu beobachtende Abwärtsdynamik dadurch leider nie. Damit im Hinterkopf muss auch aktuell der Blick auf die Kurse eher skeptisch ausfallen.
Etwas erfolgreicher zeigte sich heute im frühen Handel ITM Power mit Kursgewinnen von 3,7 Prozent, was den Kurs wieder über die Linie bei 0,60 Euro heben konnte. Irgendwo im Kurskeller bemühen die Käufer sich hier noch um die wahrscheinlich letzte Unterstützung. Für einen dauerhaften Erfolg braucht es aber dringend neue Impulse, und lange warten müssen wir darauf sehr wahrscheinlich nicht. Bereits am morgigen Donnerstag dürfte es bei Wasserstoff-Aktien richtig interessant werden.
Plug Power rückt in den Fokus
Noch vor Handelsbeginn an der Wall Street werden morgen Quartalszahlen von Plug Power erwartet. Die Erwartungen halten sich in Grenzen. Laut „Yahoo Finance“ wird mit einem Umsatz von 186,2 Millionen US-Dollar gerechnet, was einem Minus von 28,4 Prozent im Jahresvergleich entsprechen würde. Der strauchelnde US-Konzern dürfte nach Ansicht der Experten zudem einen Verlust je Aktie in Höhe von 0,29 Dollar einfahren.
Es gilt nun, zumindest diese bescheidenen Prognosen zu (über-)treffen, um die Sorgen an den Märkten nicht noch weiter anschwellen zu lassen. Vielleicht werden sich auch erste Auswirkungen von Produktionssteigerungen zeigen, über die Plug Power in diesem Jahr häufig und gerne sprach. Verlassen würde ich persönlich mich darauf aber nicht. Zu guter Letzt rückt die finanzielle Ausgangslage in den Vordergrund und die große Frage, wie lange Plug Power noch ohne neuerliche Kapitalerhöhungen oder ähnlich unerfreuliche Ereignisse funktionieren kann.
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Es bleibt für den Moment offen, was Plug Power morgen präsentieren mag. Doch jede positive Neuigkeit würde nicht nur den eigenen Aktienkurs in die Höhe hieven, sondern sehr wahrscheinlich auch im gesamten Sektor für etwas Erleichterung sorgen. Im Vorfeld zeichnet sich vor allem Nervosität ab. Die Plug Power-Aktie schwankt nur knapp über ihrem Jahrestief hin und her und landete am Dienstag nach Abschlägen von 2,7 Prozent bei 2,15 Euro.
Es wäre dezent übertrieben, bei den anstehenden Zahlen von Plug Power schon von einem möglichen Wendepunkt zu sprechen. Doch aufgrund der vielen Beachtung, welche dem Konzern an der Börse zukommt, haben die Ergebnisse durchaus Signalwirkung. Dementsprechend dürfte es in den nächsten Tagen kaum langweilig werden.
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