Wasserstoff-Aktien: Evonik hofft auf Erleichterung, Nel ASA wagt sich etwas weiter in die Höhe und PowerCell Sweden berichtet über neue Durchbrüche!...

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck spricht sich bei Evonik für weniger Bürokratie bei Wasserstoff aus und scheint damit einen Nerv zu treffen.

Auf einen Blick:
  • Mit weniger Bürokratie will Robert Habeck dem Wasserstoff-Hochlauf unter die Arme greifen.
  • Bei Evonik rennt der Bundeswirtschaftsminister damit offene Türen ein.
  • Auch andere Unternehmen dürften derartigen Plänen gegenüber nicht abgeneigt sein.

Liebe Leserin, Lieber Leser,

es lässt sich kaum bestreiten, dass der Hochlauf der Wasserstoff-Industrie nicht recht in Fahrt kommen will. In Deutschland macht man sich zwar Gedanken um ein umfangreiches Kernnetz und Importe aus dem Ausland. Doch viele Unternehme halten sich mit allzu großen Investitionen auffällig zurück. Diverse Unsicherheiten und eine teils etwas zögerliche Haltung der Politik mögen dabei gewichtige Faktoren sein. Vielleicht werden manche potenzielle Investoren aber auch von bürokratischen Hürden abgeschreckt. Solche sollen in Zukunft aber abgebaut werden, wenn es nach Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck geht.

Jener stattete dem Chemiekonzern Evonik am Montag einen Besuch in Essen ab und kam dabei auch auf das Thema Wasserstoff zu sprechen. Zeit für lange Diskussionen gebe es nicht, da (grüner) Wasserstoff dringend benötigt werde. Der Aufbau von Produktionskapazitäten dürfe durch überbordende Bürokratie nicht verhindert werden. Daher will sich Habeck dafür einsetzen, Regelungen der EU um „ein paar Jahre“ zu verschieben.

Geht das nicht einfacher?

Bezug nimmt Habeck auf europäische Vorgaben, laut denen grüner Wasserstoff nur mit zusätzlich produziertem Strom aus Wind und Sonne erzeugt werden darf, um für staatliche Förderungen in Frage zu kommen. Verhindert werden soll auf diesem Wege, dass eine Doppelförderung von erneuerbaren Energien und grünem Wasserstoff zustande kommt. Eben jene Regerlungen sollen nach dem Willen von Habeck zunächst ins Jahr 2035, also stattliche elf Jahre in die Zukunft verschoben werden.

Freilich hat der grüne Wirtschaftsminister in der Sache keine alleinige Entscheidungsgewalt. Doch zumindest bei Evonik kommen die Ankündigungen gut an. CEO Christian Kullmann ist ebenfalls überzeugt davon, dass der Hochlauf der Wasserstoff-Produktion für die Zukunft von elementarer Bedeutung ist. Für Evonik und andere Industriekonzerne ist die breite Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff letztlich auch Grundvoraussetzung dafür, ambitionierte Klimaziele der EU in Zukunft erreichen zu können. Denn viele Produktionslinien kennen keine andere Alternative zu den heute noch gängigen fossilen Kraftstoffen, die bekanntlich das Klima schwer belasten.

Evonik Aktie Chart

Etwas mehr Planungssicherheit und weniger Hürden rund um Wasserstoff würde mit Sicherheit auch die Anleger erfreuen. Jene zeigen sich bei Evotec schon seit einer Weile wieder zuversichtlicher. Die Aktie konnte allein in den letzten fünf tagen um gut 15 Prozent zulegen und zeitweise bei rund 29,50 Euro ein frisches Jahreshoch erreichen. Auf große Durchbrüche rund um Wasserstoff ist dies aber eher nicht zurückzuführen.

PowerCell Sweden hebt ab

Von enormen Fortschritten berichtet derweil PowerCell Sweden. Das Unternehmen stellte vor wenigen Tagen die nach eigenen Angaben leistungsstärkste und kompakteste PEM-Brennstoffzellen-Plattform vor, welche für Hochleistungs-Luftfahrtantriebe zum Einsatz kommen soll. Das Ganze soll bereits diverse Tests absolviert haben, ist aber wohl noch nicht ganz in der Serienreife angekommen. Wann damit zu rechnen sein könnte, darüber ließ das Unternehmen sich nicht weiter aus.

Nachdem PowerCell Sweden kürzlich neue Aufträge für sich verbuchen konnte, reagieren die bereits gutgelaunten Anleger aber positiv auf die frische Ankündigung. Die Aktie des Unternehmens konnte sich am Dienstagmorgen um weitere 1,7 Prozent bis auf 2,48 Euro verbessern. Auf Monats-Sicht lassen sich Aufschläge von knapp 14 Prozent verbuchen und im Chart machen sich immer mehr Anzeichen für eine mögliche Trendwende bemerkbar. Allerdings muss auch darauf hingewiesen werden, dass die Kurse auf Jahressicht noch immer um etwas mehr als die Hälfte nachgegeben haben.

Klappt es bei Nel ASA?

Gute Neuigkeiten aus dem Wasserstoffsegment tröpfeln eher herein und zum Teil sind die Aussichten auf Besserung doch eher vage. Es scheint aber auszureichen, um den Börsianern endlich wieder etwas Zuversicht zu schenken. Auch die Aktie von Nel ASA freut sich im Zuge dessen über grüne Vorzeichen, wenn auch in einem eher bescheidenen Ausmaß. Heute Morgen konnte der Titel um 1,5 Prozent zulegen, nachdem die Bullen zuvor bereits an einer Gegenbewegung bastelten. Der Kurs steigerte sich bis auf 0,47 Euro, bleibt damit dem Widerstand bei 0,50 Euro aber noch fern.

Durchschlagende Argumente für fulminante Kurssprünge fehlen weiterhin. Hoffnung gibt es aber immerhin auf eine Stabilisierung auf dem aktuellen Niveau, was schon alles andere als eine Selbstverständlichkeit wäre. Denn es hat sich nichts daran geändert, dass Nel weiterhin verlustreich operiert und dies wohl auch noch eine ganze Weile lang tun wird. Einzig niedrigere Zinsen sind aktuell noch ein kleiner Hoffnungsschimmer.

Plug Power zeigt sich standhaft

Solche scheinen auch der Aktie des hochverschuldeten Konzerns Plug Power weiterzuhelfen. In Erwartung auf die erste Zinssenkung der US-Notenbank Fed konnte die Plug Power-Aktie sich vom 52-Wochen-Tief bei 1,60 US-Dollar bis auf 1,97 Dollar per Handelsschluss am Dienstag erholen. Kurz vor dem anstehenden Zinsentscheid halten die Bullen sich nun etwas zurück. Gestern gab es lediglich Aufschläge von 0,5 Prozent zu sehen. Dass das derzeitige Kursniveau aber für den Moment verteidigt werden kann, darf wahrscheinlich bereits als kleiner Erfolg gelten.

Die Umstände scheinen sich zu bessern und zumindest einige politische Akteure wollen das Thema Wasserstoff wieder ernster nehmen. Das kann eine gute Grundlage dafür sein, den Sektor an der Börse wieder etwas mehr in den Vordergrund zu rücken. Um spontane Zukäufe zu rechtfertigen, wären aber etwas konkretere Aussichten auf Erholungen wünschenswert.

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