Liebe Leserin, Lieber Leser,
nicht erst seit gestern macht sich bei Wasserstoff-Aktien ein Gefühl von Ernüchterung und Ohnmacht breit. Allen Bemühungen aus Wirtschaft und Politik zum Trotz ist dem alternativen Energieträger der ganz große Durchbruch bislang verwehrt geblieben. Es fehlt an so ziemlich allem, sei es die Infrastruktur oder die Produktion. Immer wieder gibt es Versprechungen, demnächst aufs Gaspedal zu treten und eine emissionsfreie Zukunft auf den Weg zu bringen. Doch mancher Skeptiker sieht darin kaum mehr als Luftschlösser.
Solche Worte findet auch die „Schwäbische“. Chefredaktionsmitglied Robert Halle beschäftigte sich dort in einem Artikel mit der gegenwärtigen Ausgangslage von Wasserstoff und stellt ernüchtert fest, dass bisherige Maßnahmen wenig verändert haben. Trotz Verdopplung der Lkw-Maut sind E-Lkw noch eine Seltenheit und das für das kommende Jahrzehnt angedachte Verbrenner-Aus habe zu keinem E-Fahrzeug-Boom geführt, von Wasserstoff-Autos ganz zu schweigen.
Ein teurer Spaß
Dass Letztere an Popularität kaum zulegen können, dafür dürften auch die Preise verantwortlich sein. Wie die „Welt“ berichtet, haben jene in der jüngeren Vergangenheit stark zugenommen. Die Tankstellenbetreiber haben sich von starren Preisen verabschiedet, die einst bei zehn Euro je Kilogramm Wasserstoff lagen. Heute zahlen Kunden an der Zapfsäule gerne mal 16 oder 17 Euro; in Graz in Österreich sollen sogar 22 Euro fällig werden. Damit lässt sich grob eine Strecke von 100 km zurücklegen, was mit einem Diesel und Benziner schlicht deutlich günstiger möglich ist.
Für richtig und wichtig hält Robert Halle den Ausbau von Wasserstoffinfrastruktur und die Produktion dennoch. Er fordert aber dazu auf, sich keinen falschen Illusionen hinzugeben. Der Kraftstoff sei vor allem ein Thema für die Zukunft, doch bis jene eintritt, sollten fossile Brennstoffe nicht „komplett verteufelt“ werden. Über welchen Zeitraum wir uns dabei konkret unterhalten, das ließ Halle in seinem Artikel offen.
Nel ASA: Wieder nichts
Ein wenig dürfte er manchem Anleger aber schon aus der Seele reden. An der Börse wird seit Jahren davon geträumt, dass Wasserstoff an Fahrt aufnimmt und den fossilen Energieträgern das Leben schwermacht. Es ist auch durchaus schon einiges passiert, aber es hapert an den wichtigsten Knackpunkten. Die Produktion von grünem Wasserstoff erfolgt nur in homöopathischen Mengen und der Kraftstoff ist, unabhängig von seiner Herstellungsmethode, schlicht noch viel zu teuer. Wenn schon Privatverbraucher vor hohen Kosten zurückschrecken, haben börsennotierte Konzerne es umso schwerer, ihren Anteilseignern entsprechende Ausgaben zu erklären.
Daraus entsteh eine gewisse Lethargie. Alle scheinen abzuwarten, bis Wasserstoff in größeren Mengen verfügbar ist und die Preise sinken. Dieses Henne-Ei-Problem macht den Unternehmen aus dem Sektor schwer zu schaffen. Das ließ sich an enttäuschenden Zahlen bei Nel ASA erkennen, die der Aktie weiterhin nachhängen.
Zuletzt trauten die Bullen sich zaghaft an die Linie bei 0,50 Euro heran, machten aber keinerlei Anstalten, diese auch überwinden zu wollen. Stattdessen gab es eine recht schnelle Korrektur zu sehen und am Donnerstagmorgen standen wieder nur enttäuschende 0,46 Euro auf dem Ticker. Der Kollege Bernd Wünsche schrieb gestern in einem Artikel von einem Salami-Crash, was die charttechnische Lage tatsächlich treffend beschreibt. Der eine oder andere kleine Ausreißer nach oben kann den generellen Abwärtstrend schlicht nicht verbergen.
Nel ASA Aktie Chart
Plug Power bleibt lustlos
Recht ähnlich gestaltet sich die Lage bei Plug Power, wo die Aktionäre gestern ein Plus von 3,3 Prozent einfahren konnten und der Kurs sich auf 2,20 US-Dollar steigerte. Das sieht nach einem Schritt in die richtige Richtung aus. Allerdings hofften wir vor wenigen Wochen noch darauf, dass das damalige 52-Wochen-Tief bei 2,21 Dollar nicht unterschritten wird. Unterhalb davon auch nur ansatzweise positive Signale erkennen zu wollen, bedarf schon eines besonders ausgeprägten Optimismus.
Wie auch bei den norwegischen Kollegen mangelt es Plug Power an fundamentalen Argumenten für eine Gegenbewegung, vielleicht sogar noch mehr. Der US-Konzern fährt verlässlich Verluste ein und blickt zudem auf eine sehr angespannte Lage bei der eigenen Liquidität. Unter den gegebenen Umständen scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein, bis Plug Power einmal mehr heftig in Schieflage gerät und verzweifelte Maßnahmen auf den Weg bringen wird. Zuletzt gab es dies in Form einer Kapitalerhöhung zu sehen, bei der neue Anteilsscheine regelrecht verschleudert wurden.
SFC Energy stemmt sich gegen den Trend
Ein einsames Gegenbeispiel zur derzeitigen Stimmungslage ist das deutsche Unternehmen SFC Energy, welches mit seinen Quartalszahlen nicht nur schwarze Zahlen vorweisen konnte. Es gelang zugleich auch, die Erwartungen der Analysten zu übertreffen. Die Anteilseigner bedankten sich mit kräftigen Kursaufschlägen und von der zuvor umkämpften 20-Euro-Linie konnte etwas Abstand gewonnen werden. Heute Morgen reicht es für 21,75 Euro. Allerdings scheint die Erholung schon wieder etwas eingeschlafen zu sein und das weit entfernt vom 52-Wochen-Hoch bei 25,05 Euro. Es sieht hier eher nach einer Stabilisierung als nach einer längeren Rallye aus und die schlechte Stimmung im Segment dürfte weiterhin Spuren hinterlassen.
So bleibt den Anlegern einmal mehr kaum mehr übrig, als auf die langfristigen Chancen im Wasserstoff-Sektor zu vertrauen. Einige Akteure hoffen auf den Durchbruch im kommenden Jahrzehnt. TECO 2030 hat sich diese Hoffnung sogar gleich in den Firmennamen gesetzt. Doch gibt es eben keine Garantien für größere Erfolge, insbesondere nicht mit Blick auf die politische Stimmung auf dem Globus. Wasserstoff an sich hat ohne Zweifel das Potenzial, fossile Brennstoffe zu ersetzen und eine Welt zu ermöglichen, in der emissionsfreie Energie im Überfluss vorhanden ist. Ob die Menschen aber auch bereit dazu sind, die Anstrengungen in Kauf zu nehmen, die für die Nutzung dieser Chance notwendig sind, das ist eine Frage für sich.
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