Wasserstoff-Aktien: Dramatik pur! Doch einer lacht – wie geht es nun weiter für Nel ASA, Plug Power und Co?

Wasserstoff-Aktien befinden sich seit Wochen im Aufwärtstrend. Doch es gibt auch Stolpersteine für Nel ASA, Plug Power und Co. Denn die Politik streitet.

Auf einen Blick:
  • Dank Millionen-Auftrag und neuem Kursziel: Nel ASA beeindruckt mit Kursperformance
  • Analysten-Meinung: Subventionen aus den USA und der EU bringen Nel ASA Vorteile
  • In Brüssel ringt man um die Regeln für grünen Wasserstoff – Industrie befürchtet Schwächung
  • First Hydrogen zählt auf die EU und freut sich über den neuen Green Deal-Industrieplan

Liebe Leserin, lieber Leser,

Wasserstoff-Aktien bescheinigt man vielerorts glänzende Aussichten. Dafür hat der Hype um Wasserstoff gesorgt. Davon profitieren Nel ASA, Plug Power und Co. Doch es sind Blended Player wie etwa BP, die aktuell dank Wasserstoff Schlagzeilen machen. Schwer dagegen tut sich derzeit die EU mit grünem Wasserstoff. Mehr dazu lesen Sie im heutigen Newsletter Wasserstoff Briefing.

Nel ASA hat den positiven Eindruck vom Montag und Dienstag bestätigt und reitet derzeit auf einer Erfolgswelle, wie ein Kollege schreibt. Tatsächlich dürften sich Anleger der Nel ASA-Aktie über den aktuellen Kursverlauf des Titels sehr freuen: So geht es seit Montag – mehr oder weniger – stetig bergauf für die Nel ASA-Aktie. Daher ist bereits von einer laufenden Rally die Rede.

Nel ASA-Aktie: Beeindruckende Kursperformance

Befeuert haben diese beeindruckende Kursperformance wohl im Wesentlichen zwei Dinge: Da ist zum einen Nel ASAs neuer Millionen-Auftrag, den der Wasserstoff-Spezialist am vergangenen Montag gemeldet hat. Wir erinnern uns: Nel Hydrogen Electrolyser AS, eine Tochtergesellschaft von Nel, soll demnach HyCC eine 40-MW-Elektrolyseausrüstung liefern, wie es hieß.

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Der Auftrag habe einen Wert von rund 12 Millionen Euro. Zu Einsatz kommen soll die alkalische Elektrolyseurausrüstung bei HyCCs H2eron-Projekt in Delfzijl, Niederlande. Dafür habe man Kraftanlagen Energies & Services demnach mit der projektbezogenen FEED-Studie beauftragt. Letztlich geht es dabei um die Produktion von nachhaltigem Flugkraftstoff aus Wasserstoff.

Nel ASA: Morgan Stanley hebt Kursziel an

Als solchen verwenden will ihn demzufolge die niederländische SKyNRG. Die wirtschaftliche und strategische Bedeutung dieser News vom Montag würdigte die Börse jedoch erst so richtig mit einem Tag Verspätung. Dann jedoch um so nachdrücklicher. Die für dieses Jahr nachweisliche kontinuierliche Aufwärtsbewegung der Nel ASA-Aktie hat wohl auch die Analysten beeindruckt.

Darauf lässt die Reaktion der US-Investmentbank Morgan Stanley schließen. Denn deren Analyst Arthur Sitbon hat in einer Studie vom gestrigen Dienstag das Kursziel für Nel ASA auf 22 norwegische Kronen angehoben. Zudem hat man den Titel auf „Overweight“ hochgestuft. Diese Analysten-Einschätzung hat nun wohl ihrerseits die aktuelle Kursperformance.

Kursperformance

laufendes Jahr-37,95 %4,28 €
1 Woche-7,23 %4,28 €
1 Monat-5,46 %4,28 €
3 Monate-25,13 %4,28 €
6 Monate-17,41 %4,28 €
1 Jahr-47,81 %4,28 €
3 Jahre-76,89 %4,28 €
5 Jahre-49,13 %4,28 €

Die Kursperformance der Nel ASA-Aktie

Aus unserer Sicht ist denn auch vor allem die Begründung des Analysten interessant: Unternehmen, die im Bereich „grüner Wasserstoff“ unterwegs seien, dürften zu den Hauptnutznießern einer Kombination der Förderung Erneuerbarer Energien der Europäischen Union und den USA sein. So formulierte es demnach Sitbon in der Studie vom gestrigen Dienstag.

Und weiter heißt es: Die Stimmung für die Branche dürfte sich verbessern. Das norwegische Unternehmen Nel ASA, das Lösungen für die Erzeugung, Speicherung und Verteilung von Wasserstoff biete, dürfte außerdem von einer steigenden Ergebnisdynamik profitieren. Zudem sehe man eine der wenigen Optionen, voll vom europäischen Green Deal profitieren zu können.

EU: Wie viel grüner Wasserstoff darf es sein?

Womit wir wieder bei der EU wären. Denn für Brüssel spielt das Thema grüner Wasserstoff nach wie vor eine große Rolle. Doch am gestrigen Dienstag gab es wegen des Hoffnungsträger der Energiewende, wie Wasserstoff auch genannt wird, erstmal Zoff. Bzw. es kam deswegen zu einem Gesprächsabbruch. Darüber berichtete etwa „Euractiv“, ein Nachrichtenportal mit EU-Bezug.

Auch auf „HydrogenInsight“ hat man das „Patt bei grünem Wasserstoff“ thematisiert: Demnach seien die entscheidenden Gespräche über das Energiegesetz abgebrochen worden. Der Grund dafür sei, dass Brüssel sich nicht auf Wasserstoff-Regeln einigen könne. Ursprünglich sei für den gestrigen Dienstag ein sogenannter „Trilog“ geplant gewesen.

Abbruch der Gespräche

Damit bezeichnet man Gesprächsrunden, an denen Vertreter des Europäischen Parlaments, der Europäischen Kommission und des Rates der Europäischen Union teilnehmen. Im „Trilog“ verhandeln sie über vorgeschlagene Rechtsvorschriften und versuchen, eine Einigung zu erzielen. Diesmal stand die Neufassung der Erneuerbaren-Richtlinie auf dem Programm.

Markus Pieper, der Mitte-Rechts-Europaabgeordnete aus Deutschland, der die Verhandlungen im Namen des Parlaments leitet, sagte den Trilog jedoch per E-Mail ab. Begründung: Die EU-Kommission habe versäumt, eine aktualisierte Version des delegierten Rechtsakts zur sogenannten Wasserstoff-Additionalität vorzulegen. Daher könne man die Gespräche nicht fortsetzen

Rückschlag für die Wasserstoffwirtschaft?

Der delegierte Rechtsakt legt fest, wie viel zusätzlicher Strom aus erneuerbaren Energien für elektrolytisch erzeugten Wasserstoff verwendet werden muss, um als „grün“ zu gelten, sowie wann und wo. Er stellt im Grunde eine Ergänzung zur aktualisierten Richtlinie dar. Das Thema sorgt seit Monaten für Unstimmigkeiten zwischen den Mitgliedstaaten und der Industrie.

Viele Unternehmen in der H2-Industrie in Europa warnen nun davor, dass die Verzögerung die Investitionen in europäischen Wasserstoff insgesamt aufhält, berichtet etwa „HydrogenInsight“. Vor allem das „Sehnen nach Rechtssicherheit“ führt dazu ein Vertreter von Hydrogen Europe gegenüber dem Portal ins Feld.

First Hydrogen feiert die EU

Während die EU also weiterhin mit den Wasserstoff-„Zusätzlichkeits“-Regeln kämpft, treiben die USA ihr Subventionspaket, den Inflation Reduction Act (IRA), weiter voran und wollen im Eiltempo günstige Bedingungen für Investitionen in Wasserstoff schaffen. So könnte man die Situation derzeit – etwas zugespitzt – beschreiben.

Doch auch die EU-Subventionen haben die Wasserstoff-Player offenbar schon fest eingepreist. Da belegt eine Mitteilung, die First Hydrogen am heutigen Mittwoch veröffentlich hat. Demnach fühle man sich durch Subventionen der EU für die Förderung grüner Technologien in Höhe von 250 Milliarden Euro bestärkt.

Gleichziehen mit den USA und China

Zur Erinnerung: Bei First Hydrogen Corp. handelt es sich um ein Unternehmen mit Sitz in Vancouver (Kanada) und London (Vereinigtes Königreich). Es hat sich auf emissionsfreie Fahrzeuge, die Produktion und den Vertrieb von grünem Wasserstoff, und überkritische Kohlendioxidextraktionssysteme spezialisiert.

Erst vor kurzem hat das Unternehmen sein Aktivitäten in Euorpa ausgeweitet. Manager des Players loben jetzt den „kühnen Plan der EU“ – gemeint ist damit der neue Green Deal-Industrieplan. Außerdem betonen sie, dass die EU „in puncto Subventionen mit den USA und China gleichziehen müsse“.

Wasserstoff-Aktien: So sehen Sieger aus

Es sieht daher fast so aus, als gebe es derzeit für die EU kaum eine Alternative zum weltweiten Subventionswettlauf. Und man darf gespannt sein, welche Wasserstoff-Unternehmen und damit auch Wasserstoff-Aktien als nächstes im Fokus staatlicher Förderung stehen. Dass sie vom allgemeinen Hype um Wasserstoff insgesamt profitieren, ist jetzt schon abzusehen.

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