Liebe Leserin, Lieber Leser,
die laufende Woche war durchaus ereignisreich, wenn es um das Thema Wasserstoff geht. Gerade in Deutschland scheint sich aktuell viel nach vorne zu bewegen und das Wasserstoffkernnetz entwickelt sich von einer bloßen Fantasie zu einem greifbaren Projekt. Dennoch bleibt das Ganze natürlich mit viel Hoffnung und eher vagen Zukunftsaussichten verbunden. Etwas praxisnäher ist da schon fas, was Daimler Truck nun ankündigte.
Der Truck-Hersteller hat bereits seit einer Weile Wasserstoff-LKW auf der Straße, welche bisher aber hauptsächlich experimentell und zum Teil nur auf Teststrecken unterwegs waren. Nun schätzt Daimler Truck, dass die Entwicklungsreife fortgeschritten genug sei, um eine Probe aufs Exempel durchzuführen. Im Laufe der kommenden zwölf Monate sollen Wasserstoff-LKW im tatsächlichen Betrieb zum Einsatz kommen und sich dort im besten Fall bewähren.
Daimler Truck: Amazon und Air Products sind an Bord
Versprochen wird, dass die Fahrzeuge eine ähnliche Leistung wie ihre Verwandten mit Dieselantrieb erreichen. Zwei Wasserstofftanks sollen eine Reichweite von rund 1.000 Kilometern ermöglichen, womit auch längere Strecken möglich erscheinen. Allerdings ist einem Bericht der „Stimme“ nicht zu entnehmen, ob es sich dabei um die Reichweite mit vollgepacktem Auflieger oder nur die Zugmaschine alleine handelt.
Wahrscheinlich soll unter anderem das bei dem nun angelaufenen Test geklärt werden. An jenem beteiligen sich einige namhafte Konzerne wie Amazon und Air Products. Befördert werden sollen Dinge wie Baustoffe, Flaschengase und auch ganze Seecontainer. Kann Daimler Truck nachweisen, dass dabei keine größeren Kompromisse eingegangen werden müssen, könnten Wasserstoff-LKW tatsächlich einen großen Schritt nach vorne machen.
Es bleibt noch viel zu tun
Doch unbedingt euphorisch gibt der Konzern sich bisher nicht. Angemahnt wird, dass für einen Erfolg in der Breite ein massiver Ausbau der Infrastruktur nötig sei. Es mangelt derzeit noch an entsprechenden Tankstellen, ohne die auch hohe Reichweiten den Unternehmen kaum weiterhelfen. Denn für eine Tour quer durch Europa sind auch Reichweiten von 1.000 km längst nicht ausreichend, um ohne Zwischenstopp zurechtzukommen.
Daimler Truck fährt weiterhin eine hybride Taktik, bei der batterieelektrische LKW nach wie vor im Vordergrund stehen. Zwar könnten die nun anlaufenden Tests durchaus zu einem Umdenken führen. Fest davon auszugehen ist aber nicht und so reagieren die Anleger kaum weiter. Die Daimler Truck-Aktie bliebt heute Morgen mit rund 35,50 Euro auf überschaubarem Niveau.
Daimler Truck Aktie Chart
Plug Power im Tiefenrausch
Damit ergeht es dem Titel aber noch deutlich besser als Plug Power, wo sich zuletzt die Verluste immer mehr ausweiteten. Am Donnerstag fiel die Aktie um weitere 4,1 Prozent bis auf 2,33 US-Dollar zurück und die Bären haben das 52-Wochen-Tief bei 2,21 Dollar fest im Blick. Auch Plug Power geht zwar mutig voran und arbeitet unermüdlich daran, seine Kapazitäten zu erhöhen. An der Börse stellen sich viele aber die Frage, ob sich das überhaupt lohnt.
Finanziell ist der Konzern angeschlagen und musste vor Kurzem einmal mehr eine Kapitalerhöhung ankündigen. Das wäre vielleicht noch verschmerzbar, würde es ernsthafte Aussichten auf bessere Zeiten in fundmentaler Hinsicht geben. Doch nicht wenige Marktakteure fragen sich im Prinzip nur noch, wann denn die nächste Kapitalerhöhung oder gar Schlimmeres anstehen könnte.
Nel ASA gibt nicht auf
In einer nicht ganz so dramatischen Lage befindet sich Nel ASA, allerdings konnten auch die Norweger mit ihren jüngsten Zahlen nicht begeistern. Dadurch wurde ein kleiner Ausflug über 0,60 Euro hinaus schnell abgewürgt und nun kämpfen die Bullen schon seit einigen Tagen darum, nicht auch noch die Linie bei 0,50 Euro zu verlieren. Immerhin geben sie dabei nicht kampflos auf und konnten heute Morgen mit einem Plus von 3,3 Prozent für einen Kurs von 0,51 Euro sorgen.
Es ist ein kleiner, vielleicht kurzweiliger Erfolg auf sehr niedrigem Niveau. Doch bevor nicht wenigstens oberhalb von 0,55 Euro ein stabiler Boden gefunden werden kann, bleibt die technische Abwärtsbewegung weiterhin aktiv. Zumindest kurzfristig ist es nicht ratsam, sich von dem einen oder anderen freundlichen Handelstag in die Irre führen zu lassen. Es braucht eine grundsätzliche Wende im Segment, von der aktuell aber leider noch immer nur geträumt werden kann.
SFC Energy ohne neue Impulse
Wer bei seinen Investments auf schwarze Zahlen setzt, wird im Wasserstoffsegment bei SFC Energy fündig. Eine gesunde fundamentale Basis ist aber auch noch kein Garant für fulminante Kursaufschläge. Denn statt solcher gibt es bei SFC Energy momentan vor allem Seitwärtsbewegungen zu sehen. Mit etwas Mühe können die Käufer derzeit noch die Linie bei 20 Euro verteidigen; am Freitagmorgen standen 20,50 Euro auf der Anzeigetafel. Das ist einigermaßen respektabel, aber aus charttechnischer Sicht heikel und weit entfernt von euphorischen Kurssprüngen.
Es bleibt unter dem Strich bei einer schwierigen Ausgangslage und dem unguten Gefühl, dass Wasserstoff-Konzerne auf absehbare Zeit viel Geld in die Hand nehmen müssen, ohne zu wissen, ob sich dies eines Tages auszahlen wird. Optimisten finden nach wie vor Trost in den langfristigen Wachstumsaussichten. Doch zumindest gefühlt scheint sich der große Durchbruch immer weiter nach hinten zu verschieben, was an den Märkten weiterhin für dezente Ernüchterung und ein eher geringes Kaufinteresse im Sektor sorgt.
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