Liebe Leserinnen und Leser,
Wasserstoff-Aktien taumeln. Im Moment gibt es kaum einen Wert, der für positive Schlagzeilen sorgt. Zumindest gilt das für Pure Player wie Nel ASA, Plug Power und Co. Doch die Lage ist womöglich nicht so dramatisch wie die Kursverläufe. Denn die Wasserstoffwirtschaft ist innovativ. Daher geht es im heutigen Newsletter Wasserstoff Briefing u.a. um wissenschaftliche Erkenntnisse.
Doch zunächst gibt es einen Blick auf die Performances von Nel ASA, Plug Power und Co. Machen wir es jedoch kurz, denn es ist schmerzhaft genug: Die Nel ASA-Aktie tanzt am heutigen Dienstagvormittag nicht mehr am Abgrund, sondern ist abgestürzt, Stand Dienstagmittag. Das lässt sich am heutigen Chartbild nur allzu deutlich ablesen.
Abstieg für Nel ASA
Bereis am gestrigen Montag ist die Aktie in Zone unter ein 1 Euro gerutscht. Und bisher sieht es nicht so aus, als käme sie da schnell wieder heraus. Nun wird es demnach eng für Nel ASA. Denn wenn wir die Kommentare der Experten zusammenfassen, dann muss man sich das Ankommen auf Penny-Stock-Niveau ähnlich vorstellen wie einen Abstieg aus der ersten Fußballbundesliga.
Denn der Kampf wieder aufzusteigen ist weitaus schwieriger zu führen als der Kampf gegen den Abstieg. Die Konsequenz daraus für Nel ASA hat ein Kollege am heutigen Morgen bereits beschrieben: Unterhalb der Marke von einem Euro gäbe es demnach häufig Trader, die auf die niedrigen Kurse setzten und bei Schwankungen Gewinne erzielen wollten.
Die Kursperformance der Nel ASA-Aktie
Das macht es für Nel ASA natürlich nicht leichter, jetzt gegebenenfalls auch noch Spielball von Spekulanten zu sein. Dennoch sollte man trotz dieses Szenarios über das tatsächliche Potenzial der Nel ASA-Aktie sprechen. Und dieses erschließe sich eher aus den wirtschaftlichen Kennzahlen. Doch auch da gibt es einen Haken bzw. Unwägbarkeiten:
Auch Plug Power muss kämpfen
Denn seit der Präsentation der jüngsten Quartalszahlen im Juli hat Nel ASA kaum noch unternehmensrelevante Nachrichten am Markt platziert. Daran hat sich am heutigen Tag bisher – Stand: Dienstagmittag – noch nichts geändert. Dabei wäre genau das wichtig für Nel ASA, für die Anleger und für die Analysten, die nachweislich immer noch an das Potenzial der Aktie glauben.
Die Plug Power-Aktie hat derzeit ebenfalls zu kämpfen. Auch wenn wir hier nicht von Penny-Stock-Niveau reden, sieht sich die Aktie weiterhin in unruhigem Fahrwasser. Daran können auch leichte Zugewinne zu Beginn der Woche nichts ändern. Am Dienstagvormittag zählte die Plug Power-Aktie laut Meldung von „finanzen.net“ zu den Verlustbringern des Tages.
Warten auf „Big Orders“
Dennoch steht Plug Power weiterhin hoch in der Gunst der Analysten. Darauf weisen deren Bewertungen und Schätzungen hin. Und eine weitere Parallele zu Nel ASA gibt es auch: Denn auch beim US-amerikanischen Wasserstoff-Spezialisten gibt es derzeit kaum relevante Meldungen im Sinne von „Big Orders“. Dabei könnte genau diese der Plug Power-Aktie wohl neue Impulse geben.
Vom kanadischen Brennstoffspezialisten Ballard Power hat es zwar jüngst eine Meldung gegeben. Doch die erste Auslieferung gemeinsamer Wasserstoff-Fahrzeuge von Ballard Power und Quantron ließ die Börse relativ unbeeindruckt. Trotz leichter Zugewinne am Montagnachmittag zeichnet sich am Abend bereits eine negative Tendenz ab.
Ballard Power: Negative Grundstimmung ist stärker
Oder wie es das „Nebenwerte-Magazin“ formulierte: Die Ballard Power-Aktie habe sich der negativen Grundstimmung für Wachstums-Werte, insbesondere für Wasserstoff-Werte nicht mehr entziehen können. Da halfen nicht einmal Meldungen über die Lieferungen neuer Brennstoffzellen von Ballard Power. Daher fragen wir uns, woher kommt eigentlich diese negative Grundstimmung?
Also seitens der Politik ist sie nicht vorherrschend. Im Gegenteil: Dort sieht man weiterhin die Vorteile des Hoffnungsträgers Wasserstoff und will mit dessen Hilfe, die Energiewende endlich als Erfolgsstory erzählen. Das ist dank Wasserstoff durchaus möglich. Darauf weist Jorgo Chatzimarkakis, CEO des europäischen Wasserstoffverbandes Hydrogen Europe, hin.
„Neue deutsche Industrie“ dank Wasserstoff
In einem aktuellen Gastbeitrag für die Zeitung „Energie und Management“ hat er jetzt die Vorteile des Wasserstoffs für eine „neue deutsche Industrie“ beschworen. Zugegeben, als ein Wasserstoff-Cheflobbyist ist das genau sein Job. Doch Chatzimarkakis verweist auf eine Fraunhofer-Studie, die Anfang August erschienen ist.
Darin legten die Autoren dar, dass die gesamte EU ein großer Nutznießer von Wasserstoff sein könnte. Denn eine beinahe 100-prozentige Dekarbonisierung der europäischen Energie inklusive der industriellen Transformation sei demnach möglich. Wasserstoff käme dabei „nach Strom die mit Abstand zweitwichtigste Rolle“ zu.
Elektrolyseure als Exportschlager?
Für Deutschland böte Wasserstoff die Möglichkeit, sich als Industrienation quasi neu zu erfinden: Und zwar als internationales Drehkreuz für Import und Export von Wasserstoff, wie Chatzimarkakis unter Berufung auf die Studie schreibt. Das gelte auch beim Technologieexport, zum Beispiel von Elektrolyseuren.
Elektrolyseure sind natürlich genau das Stichwort, das im Zusammenhang mit Nel ASA und Plug Power fallen sollte. Und damit wären wir bei der nächsten Studie bzw. Forschung: Auf dem Fach- und Wissensportal „SpringerProfessional“ des Fachverlages Springer Nature ist am heutigen Dienstag ein Beitrag zum Thema Wasserstoff erschienen, genauer zum Thema Elektrolyseure.
Papier statt Titan könnte die Kosten senken
Demnach haben Forscher der Papiertechnischen Stiftung (PTS) in Heidenau bei Dresden ein metallbeschichtetes Papier entwickelt, das die bisherigen Elektrolyseur-Stromverteiler aus Titan ersetzen könnte. Denn diese stellen demzufolge einen wichtigen Kostenfaktor bei Elektrolyseuren dar. Und genau diese Kosten ließen mit dem stromleitenden Papier verringern.
Die technischen Details und Daten des neuen Verfahrens können wir natürlich nicht überprüfen und auch nicht prognostizieren, ob es sich am Markt durchsetzen kann. Denn das wäre ja wie immer der entscheidende Punkt. Doch eine mögliche Elektrolyseur-Innovation aus Deutschland, die eventuell den Markt für Elektrolyseure auf den Kopf stellt? Doch, das könnte uns gefallen.
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