Liebe Leserinnen und Leser,
Wasserstoff-Aktien faszinieren Anlage-Profis. Denn da entsteht ein Megamarkt. Von daher komme der Börsengang von Thyssenkrupps Wasserstoff-Tochter Nucera genau zur rechten Zeit, wie es heißt. Davon profitieren auch Pure Player wie Nel ASA und Pure Player. Denn der globale Wettlauf um Wasserstoff tritt in eine neue Phase. Mehr dazu im heutigen Newsletter Wasserstoff Briefing.
Betrachtet man allein das Börsengeschehen, dann läuft Plug Power der Nel ASA-Aktie eindeutig den Rang ab. Denn während der norwegische Wasserstoff-Spezialist heftig ins Straucheln gerät, dreht der US-amerikanische mächtig auf. Und wo mancher Experte Plug Powers Comeback am gestrigen Mittwoch noch mit einem Fragezeichen versehen hat, herrscht heute Zuversicht.
Plug Power-Aktie: Comeback nimmt Gestalt an
So ist mittlerweile bereits von einem Durchmarsch der Plug Power-Aktie die Rede. Dazu passt die Meldung des Finanzportals „finanzen.net“ vom frühen Donnerstagvormittag: Denn laut Portal hat der Titel am Vormittag zu den Performance-Besten des Tages gezählt. Der höchste Stand der Aktie ist demnach bisher bei 9,98 Euro zu verzeichnen gewesen.
Zu der positiven Stimmung, die derzeit rund um die Plug Power-Aktie herrscht, dürften die Kaufempfehlungen für den Wasserstoff-Titel seitens der Citigroup und JPMorgan beigetragen haben. Denn unmittelbar nach derem Bekanntwerden sei die Wasserstoff-Aktie in die Höhe geschossen, berichtete etwa das Börsenmagazin „Der Aktionär“.
Die Kursperformance der Plug Power-Aktie
Dennoch kommt das Ausmaß des Plug Powerschen Höhenflugs ein wenig überraschend. Denn an der Nachrichtensituation hat sich bei Plug Power derzeit gar nicht viel geändert. Darauf weist ein Kollege hin. Doch die Meldung über einen Zuschuss der EU für ein Offshore-Wasserstoff-Projekt, zu dessen Konsortium Plug Power gehört, könnte allmählich positive Wirkung an der Börse zeigen.
ThyssenKrupp Nucera: Größter IPO der Geschichte
Doch bevor wir uns jetzt mit Plug Powers Konkurrent Nel ASA befassen, gibt es einen kurzen Seitenblick auf ThyssenKrupp und seine Wasserstoff-Tochter Nucera. Denn der Konzern hat am gestrigen Mittwoch noch ein paar Details zum Börsengang bekannt gegeben. Demnach bring das Unternehmen seine Tochter Nucera zu 20,00 Euro je Aktie an die Börse.
Die Preis-Range von 19 bis 21,50 Euro für die insgesamt 30.262.250 Aktien hat man dabei nicht ganz ausgereizt. Darauf weist das Börsenportal „Stock3“ hin. Das platzierte Volumen belaufe sich demnach auf rund 605 Millionen EUR, hieß es weiter. Damit sei dieser Börsengang vom Platzierungsvolumen her das global bislang größte IPO eines H2-Unternehmens, so das Fazit.
Nel ASA-Aktie taumelt
Den mit Spannung erwarteten Börsenstart von Nucera am morgigen Freitag sollte man jedoch nicht überwerten. Denn von allzu großen Kursgewinnen sollte man da nicht ausgehen, sondern erstmal abwarten, so das abschließende Resümee. Dem Abwarten schließen wir uns an. Allerdings muss man festhalten, dass der Hype um Nucera Wasserstoff-Aktien insgesamt einen Schub gegeben hat.
Womit wir bei der Nel ASA-Aktie wären. Deren aktuelle Kursperformance macht am heutigen Donnerstag allerdings wahrlich keine gute Laune. Denn der Kursmarke von 1 Euro kommt Nel ASA in den Vormittagsstunden gefährlich nah. Man wird sehen, ob es dem Wasserstoff-Titel noch gelingt, das Ruder rumzureißen.
Viel Aufmerksamkeit in den USA für Nel ASA
Rein wirtschaftlich betrachtet hat Nel ASA durchaus Grund optimistisch in die Zukunft zu blicken. Denn die US-Expansionspläne des norwegischen Wasserstoff-Spezialisten haben in der US-amerikanischen (Wirtschafts-)Presse für viel Beachtung gesorgt. Und das nicht nur bei den regionalen und lokalen Medien in Michigan, wo Nel ASA seine Gigafabrik baut.
Eine aktueller Bericht in der US-amerikanischen Tageszeitung „Politico“ nimmt Nel ASAs Engagement in den USA zum Anlass und als Beleg dafür, dass die US-amerikanische Klimapolitik die europäische schlichtweg überrollt. Der Titel des Berichts im „Energie und Umwelt“-Ressort lautet denn auch entsprechend: „Bidens Wasserstoffbombe lässt Europa im Regen stehen.“
Die USA überrollen Europa
Gemeint ist mit diesem etwas schiefen Bild tatsächlich Folgendes: Die EU investiere Milliarden, um eine grüne Energie-Supermacht zu werden. Doch Washingtons Inflation Reduction Act habe zur Folge, dass man in den USA nun die Früchte dieser Politik pro sauberen Wasserstoff ernten könne. Denn viele der versprochenen und erwarteten Arbeitsplätze entstünden nun in den USA.
Zum Beweis verweist man auf Nel ASA. Im Gespräch mit Politico gibt Nel ASAs CEO Håkon Volldal denn auch zu,dass die finanziellen Vorteile in den USA mit ein Grund waren, um sich in Michigan anzusiedeln und nicht in Europa. Die USA schickten sich an, Europa sowohl beim Wasserstoff als auch bei den Elektrolyseuren zu überholen.
EU: Einfache Instrumente müssen her
Dabei habe Europa viel dazu beigetragen, die Wasserstoff-Branche überhaupt erst aufzubauen. Das betont zumindest Jorgo Chatzimarkakis, CEO der Lobbyorganisation Hydrogen Europe. „Wir haben in der EU einen sehr robusten Rahmen, aber wir schaffen es nicht, unsere eigenen Unternehmen anzuziehen, weil alles zu komplex ist“, sagt er „Politico.“
Man habe ehrgeizige Ziele, aber keine einfachen und effizienten Instrumente, um Anreize für Unternehmen zu schaffen. „In ihrer typisch bürokratischen Art werden die Europäer dieses Geschäft zerstören“, sagte Chatzimarkakis. Europa, eben noch führend beim Aufbau der Branche, laufe nun Gefahr, den Anschluss zu verlieren, meinte Chatzimarkakis, und zog eine Parallele zum Tierreich:
Wasserstoff-Wirtschaft: Wettlauf zur Spitze
„Mistkäfer verbringen Stunden damit, Mistkugeln zu rollen, um Weibchen anzulocken.“ Es gebe aber auch einige sehr schlaue Mistkäfer, die einfach nur daneben säßen und zusähen, während andere harte Arbeit leisteten. „Dann schießen sie rein, nehmen die Mistkugel, nehmen das Mädchen und machen sich aus dem Staub. Das ist Joe Biden“, erklärte Chatzimarkakis.
Mit diesem eindrücklichen Bild beenden wir den heutigen Newsletter Wasserstoff Briefing. Wobei es tatsächlich spannend bleibt zu beobachten, ob jetzt wirklich alle Wasserstoff-Player in die USA abwandern. Oder ob nicht doch noch andere Regionen der Welt am Wettlauf zur Spitze der Wasserstoff-Wirtschaft teilnehmen.
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