Liebe Leserinnen und Leser,
Wasserstoff-Aktien stehen auf der Kippe. Die Risiken einer Investition in Nel ASA, Plug Power und Co scheinen unaufhörlich zu steigen. Denn die Kurse fallen und fallen. Möglicherweise haben die Befürworter der Wasserstoff-Technologie die Märkte falsch eingeschätzt. Dabei kommt der Politik eine große Verantwortung zu. Mehr darüber lesen Sie im heutigen Newsletter Wasserstoff Briefing.
Wahrscheinlich kennen Sie alle den berühmten Slogan der Wahlkampfkampagne von Bill Clinton Anfang der 1990er Jahre: „It’s the economy, stupid – es ist die Wirtschaft, Dummkopf!“ Dieses Wahlkampfmantra und damit die Annahme, beim Wähler erfolgreiche Politik sei in erster Linie erfolgreiche Wirtschaftspolitik, die umfassenden Wohlstand garantiert, gilt auch 30 Jahre später.
Nel ASA und Plug Power: Am seidenen Faden
Und was wiederum steuert die Wirtschaft und damit wirtschaftliches Handel? Was steht also letztlich dahinter? Richtig, reine Psychologie. Vertrauen ist dabei die höchste Währung. Doch bevor wir anhand zweier aktueller Beiträge erklären, was das mit der aktuellen Phase der hochlaufenden Wasserstoff-Industrie zu tun hat, müssen wir uns mit Nel ASA und Plug Power beschäftigen.
Falls man den Zustand Alarmstimmung noch steigern kann, dann passiert das gerade rund um die Nel ASA-Aktie. Dafür ist natürlich der aktuelle Kursverlauf der Nel ASA-Aktie verantwortlich. Denn am heutigen Freitagvormittag hat die Aktie zwischenzeitlich die nächste Marke gerissen und dümpelt derzeit unterhalb der 0,66 Euro-Marke herum – Stand: Freitagmittag.
Die Kursperformance der Nel ASA-Aktie
Das kann sich natürlich im Laufe dieses Tages auch wieder ändern. Doch die gelegentlichen Ausschläge nach oben sind wohl leider nicht mehr als „temporäre Verschnaufpausen“ (Börsennews) und tragen wenig zu einer nachhaltigen und stabilen Erholung der Aktie bei. Denn weiterhin wartet man auf Impulse von außen. Darin sind sich die Experten einig.
Analysten stützen Nel ASA und Plug Power
Den nächsten Quartalsbericht liefert Nel ASA erst am 25. Oktober, also erst in fast noch drei Wochen. Dennoch gilt dieses Datum laut Kollegen als Hoffnungsschimmer für Nel ASA. Denn auch beim letzten Quartalsbericht konnte der Player überzeugen. Bemerkenswert sei zudem die weiterhin zu beobachtende Zuversicht der Analysten und deren optimistischen Prognosen.
Wenigstens auf die Analysten kann sich auch Plug Power sehr häufig verlassen. Denn relativ regelmäßig folgt die Berichterstattung zur Plug Power-Aktie mittlerweile einem gängigen Muster: Zunächst beschreibt man zutreffend den technisch, charttechnisch und statistisch nachweisbaren Abwärtstrend der Aktie, einschließlich zwischenzeitlicher Aufwärtsbewegungen.
Plug Power und Bloom Energy mit Kauf-Empfehlung
Dann folgt die Verweis auf geradezu unverbesserliche Analysten, die offensichtlich unbeirrt auf die Plug Power-Aktie und ihr langfristiges Potenzial setzen. Jüngster Beleg dafür: Wie „MT Newswires“ am gestrigen Donnerstagabend mitteilte, hat Plug Power ein Kaufen-Rating von JPMorgan Chase erhalten. Den Zielpreis habe man allerdings von 14 auf 12 USD gesenkt.
Über eine aktuelle Kauf-Empfehlung bzw. deren Beibehaltung kann sich laut MarketScreener demnach übrigens auch Bloom Energy freuen: Das Analysehaus KeyBanc Capital Markets bewertet die Aktie positiv mit einem Kauf-Rating. Allerdings gibt es auch hier eine Absenkung des Zielpreises – und die ist ziemlich groß: Von zuvor 32 USD senkt man ihn nun auf 19 US-Dollar.
Neue Studie zu grünem Wasserstoff
Erst kürzlich hat zudem eine Analystin der HSBC Bank die Wasserstoff-Aktien Plug Power und Bloom Energy ganz oben auf ihre Favoriten-Liste gesetzt. In beiden Fällen argumentierte die beim Finanzportal „finanzen.net“ zitierte Samantha Hoh mit den in Aussicht gestellten Subventionen für grünen Wasserstoff. Womit wir zu den eingangs erwähnten Berichten zu H2-Investitionen kommen.
Der Titel verheißt nichts Gutes: „Grüner Wasserstoff, Seifenblase oder Energierealität?“ So lautet die Überschrift einer Studie der in Barcelona ansässigen Online-Universität OBS, verfasst vom Wirtschaftsingenieur Marcos Rupérez. Über diese Studie berichtete jetzt das Portal „HydrogenInsight“.
Fossile Brennstoffe in der Verlängerung
In der Studie geht es demnach um eine Untersuchung der voraussichtlichen Kosten für die Erzeugung von grünem Wasserstoff und deren Wettbewerbsfähigkeit. Ohne auf die Details der Untersuchung oder gar auf manche eventuelle Datenschieflage einzugehen, ist die Botschaft der Studie ernüchternd:
Grüner Wasserstoff komme in der Realität nur dann zum Einsatz, wenn es sich für die Unternehmen lohne, dies zu tun. Und das bedeutete in der Regel, dass es eine billigere Option als der herkömmliche fossile Brennstoffe sein müsse. Oder man kalkuliere mit staatlichen Subventionen und könne sich darauf verlassen, diese zu bekommen.
Profit – das unschlagbare Argument
„Es sei daran erinnert, dass in der Welt, in der wir leben, die Marktwirtschaft weit über den Werten des Umweltschutzes oder der Nachhaltigkeit/Klimawandel steht“, zitiert der Bericht aus der Studie. Daher sei der Hauptkonkurrent des Wasserstoffs kein anderer als eben jene fossilen Brennstoffe, die Wasserstoff eigentlich ersetzen sollte.
Hoher Erwartungen an eine Technologie, die noch in den Kinderschuhen stecke, kollidierten mit der bis dato ausbleibenden Profitabilität. Wobei man das nochmal für jeden Sektor, in dem grüner Wasserstoff eine Rolle spielen könnte, durchrechnen müsste. Denn es könne durchaus sein, dass grüner Wasserstoff in manchen Fällen auf Dauer die günstigere Anwendung sei.
Wasserstoff: Investoren wollen Verlässlichkeit
Zu diesem Befund passt ein aktueller Meinungsbeitrag auf „Forbes“. Dabei geht es erneut um den Inflation Reduction Act (IRA) und die Ausgestaltung der darin enthaltenen Steuergutschriften für grünen Wasserstoff. Anhand aktueller und historischer Beispiele erklärt der Autor unserer Meinung nach einleuchtend, dass die Wirtschaft – neben Profit – nichts so sehr schätzt wie Verlässlichkeit.
Oder wie es im Artikel heißt: Es gehe darum, vor allem „ein stabiles ordnungspolitisches Umfeld zu schaffen, um die Nutzung von Wasserstoff zu fördern“. Zusätzliche Richtlinien wären demnach in jedem Fall kontraproduktiv – und zwar für alle Ziele, die man mit Wasserstoff erreichen will. Damit liegt der Ball im Feld der Politik. Deren Entscheidungen beeinflussen dann auch H2-Aktien.
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