Liebe Leserin, Lieber Leser,
wir brauchen uns nichts schönzureden. Das Jahr 2025 war für Wasserstoff-Aktien ein Jahr zum Vergessen, und dazu haben mehrere unangenehme Entwicklungen beigetragen. Es lag nicht nur an den schwachen Zahlen der Unternehmen aus dem Bereich, was besonders bei den Pure Playern für massive Enttäuschungen sorgte. Dazu gesellte sich auch eine politische Komponente.
Auf die Gefahr hin, an dieser Stelle vielleicht etwas zu parteiisch aufzutreten, lässt sich als Fazit für Deutschland wahrscheinlich ziehen, dass vor allem die FDP aktiv an der Sabotage der Ampel-Regierung arbeitete und diese letztlich auch zu Fall brachte. Frische Investitionen in Wasserstoff-Projekte konnten da allenfalls tröpfchenweise über die Bühne gebracht werden, nicht jedoch in einem Ausmaß, wie es eigentlich für einen Durchbruch notwendig wäre.
Verliert Wasserstoff an Zustimmung?
Als wäre der gefühlte Stillstand in Deutschland nicht schon schlimm genug, musste der Wasserstoff-Sektor im November die nächste bittere Pille schlucken. Unvergessen ist die Hoffnung auf einen Wahlsieg von Kamala Harris, was die Plug Power-Aktie Anfang November noch sichtlich in die Höhe trieb. Doch Donald Trump setzte sich schließlich mit einem überraschend deutlichen Sieg durch und eroberte dabei auch noch Senat und Repräsentantenhaus. Daraus ergeben sich schwache Aussichten für den Wasserstoffsektor, bohrt Trump doch sehr viel lieber in der Erde nach Öl und Gas, statt sich um erneuerbare Energien den Kopf zu zerbrechen.
Auch in anderen Ländern sind politische Kräfte auf dem Vormarsch, die den menschengemachten Klimawandel wahlweise ignorieren oder gleich ganz leugnen. Die angestrebte Energiepolitik unterscheidet sich dadurch deutlich von Ansätzen, welche die EU dieser Tage verfolgt. Es scheint fast, als würde Wasserstoff auf ein jähes Ende hinsteuern und nach massiven Kursverlusten und ausbleibenden Auftragseingängen ist es kaum jemanden zu verdenken, mit großer Sorge auf das Segment zu blicken.
Wasserstoff: Die Nachfrage steigt
Dem gegenüber steht allerdings die simple Tatsache, dass die Nachfrage nach Wasserstoff weiter ansteigt. Laut der Internationalen Energiebehörde (IEA) dürften im Jahr 2025 fast 100 Megatonnen erreicht werden nach 97 Megatonnen im Jahr zuvor. Allerdings schränkt das Institut ein, dass dies vornehmlich durch Industrien angetrieben wird, die seit jeher auf Wasserstoff angewiesen sind, darunter beispielsweise Raffinerien.
Für Deutschland sagt derweil das Bundeswirtschaftsministerium für 2030 einen Bedarf von 95 bis 130 TWh pro Jahr nach 55 TWh im Jahr 2023 voraus. Bis 2045 sollen sogar mehr als 350 TWh kährlich benötigt werden. Das klingt schon eher nach dem exponentiellen Wachstum von dem an der Börse schon seit einigen Jahren geträumt wird.
Bloom Energy meldet Erfolge
Das größte Problem von Wasserstoff ist also nicht die Nachfrage, sondern viel mehr das Angebot. Es gibt noch immer zu wenig davon, ganz besonders in seiner grünen und damit klimaschonenden Form. Dadurch bedingt ist das Ganze ein teurer Spaß und viele Unternehmen halten sich mit Investitionen zurück, was zu einer nachhaltigen Auftragsflaute führt.
Kann eben jene überwunden werden, kehrt auch die Kauflaune zurück. Genau das zeigte sich im November bei Bloom Energy. Nachdem American Electric Power bis zu 1 Gigawatt an Brennstoffzellen für KI-Rechenzentren orderte, schoss der Aktienkurs munter in die Höhe. Das Jahr beenden konnte der Titel nach Höchstständen bei 27 Euro schließlich mit 22 Euro. Darin macht sich zwar bereits eine gewisse Erholung bemerkbar. Doch mit einem Plus von 57,8 Prozent auf Jahressicht hebt der Titel sich dennoch angenehm von anderen Wasserstoff-Aktien ab.
Bloom Energy Aktie Chart
ThyssenKrupp Nucera: Die Richtung stimmt
Mit solchen Kurszuwächsen kann ThyssenKrupp Nucera zwar nicht dienen, doch immer gab es auch hier vor gar nicht langer Zeit Lichtblicke zu sehen. Die jüngsten Zahlen übertrafen die Erwartungen deutlich und der Blick auf 2025 ist nicht unbedingt berauschend, aber doch recht solide. Das ist mehr, als die meisten Anleger sich erhofft haben dürften. In den letzten beiden Wochen des auslaufenden Jahres konnte die Aktie noch einmal um fast 20 Prozent zulegen und den Jahresverlust auf „nur“ noch 40 Prozent begrenzen.
Natürlich ist das für Investoren, die seit dem Börsengang im vergangenen Jahr dabei sind und bis heute auf einen Wertverlust von über 50 Prozent blicken, nur ein schwacher Trost. Es ist aber dennoch auch die Aussicht auf eine mögliche Trendwende, ganz besonders wenn der Blick sich auf die Börse richtet. Denn dort sind mittlerweile bereits derart viele Horrorszenarien eingepreist, dass weitere Enttäuschungen kaum noch vorstellbar scheinen.
Bei SFC Energy ist Optimismus erlaubt
Unter Druck geraten dabei schon mal Aktien und Unternehmen, die sich eigentlich kaum etwas vorzuwerfen haben. Dazu gehört in diesem Jahr fraglos SFC Energy. Zugegeben: der anhaltende Wachstumstrend bei den Bilanzen ist nur zu sehr überschaubaren Anteilen dem Thema Wasserstoff zuzuschreiben. Doch schreibt das Unternehmen dennoch schwarze Zahlen und punktet mit steigenden Umsätzen. Dennoch ließ der Aktienkurs in diesem Jahr um 11,4 Prozent nach, was zumindest aus meiner Sicht heraus kaum nachvollziehbar ist. Eine Gegenbewegung ist deshalb noch längst nicht sicher, aber doch als mögliches Szenario in Betracht zu ziehen.
Dass günstige Bewertungen und hübsche Zukunftsprognosen die Bullen derzeit nicht aus der Deckung locken, ist mehr als offensichtlich. Doch zeigen einige Beispiele auch, wie schnell die Stimmung wieder umschlagen kann. 2025 muss nicht unbedingt zum Jahr des Wasserstoff mutieren, um neue Chancen zu eröffnen. Es würde schon völlig ausreichen, wenn sich in der Praxis greifbare Änderungen und der Mut zum Vorangehen zeigt. Vielleicht klappt es ja mit einer neuen Bundesregierung.
P.S.: Wichtige Änderung – Neuer Newsletter für Sie!
Zum Jahreswechsel erscheint der Finanztrendsnewsletter Wasserstoff-Aktien unter dem Namen „Rendite-Komitee“ als gemeinsamer Newsletter verschiedener Redakteure, womit die Versendung der Einzel-Ausgaben des Wasserstoff-Aktien-Newsletters zukünftig entfällt. Im Rendite-Komitee präsentieren verschiedene Redakteure im Wechsel spezialisierte Beiträge, Analysen und Sichtweisen. Ziel ist es, Ihnen eine sehr differenzierte und fundierte Grundlage für Ihre Entscheidungen und Einschätzungen an den Finanzmärkten zu liefern.
Meine Kolumne „Wasserstoff-Aktien“ wird weiterhin bestehen bleiben. Ich freue mich, Ihnen auch in Zukunft von Montag bis Freitag einen kompakten Marktüberblick über diese interessante Zukunftsbranche zu verschaffen. Diese Kolumne können Sie ab dem neuen Jahr jederzeit online auf finanztrends.de abrufen. Dort finden Sie ebenfalls meine regelmäßigen Updates zu Einzelaktien.
Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen und Ihre Treue und wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg an den Märkten sowie alles Gute für die Zukunft.
Herzliche Grüße
Andreas Göttling-Daxenbichler
Bloom Energy-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue Bloom Energy-Analyse vom 03. Januar liefert die Antwort:
Die neusten Bloom Energy-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Bloom Energy-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 03. Januar erfahren Sie was jetzt zu tun ist.