Liebe Leserin, lieber Leser,
im heutigen Wasserstoff Briefing erfahren Sie, warum Fliegen in Zukunft noch schöner wird. Wie die Wirtschaft der Politik beim Thema Wasserstoff Beine macht. Außerdem im Angebot: Was zwischenzeitlich bei Nel ASA passiert und womit sich Linde in eine aussichtsreiche Position auf dem Aktienmarkt bringt.
Am gestrigen Montag kam man an dieser Nachricht kaum vorbei: Im Emsland ist eine Anlage zur klimaneutralen Produktion des Flugzeugtreibstoffs Kerosin an den Start gegangen. Laut Angaben des Betreibers Atmosfair handelt es dabei um die weltweit erste Anlage zur Herstellung von CO2-neutralem Kerosin.
Wie man grünen Flugzeugtreibstoff herstellt
Atmosfair ist eine Non-Profit-Organisation mit Sitz in Berlin. Ziel ihrer Aktivitäten und Projektförderungen sind die Kompensation und Reduzierung klimaschädlicher Treibhausgase. Ein Schwerpunkt ist dabei der Flugverkehr. So hat Atmosfair beispielsweise einen Emissionsrechner für Flugreisende entwickelt.
Mit der Anlage im niedersächsischen Werlte sei es nun zum ersten Mal möglich, synthetisches Kerosin im industriellen Maßstab herzustellen, erklärten die Betreiber. Kurz gesagt entsteht dabei aus Wasserstoff und Kohlendioxid grüner Flugzeugtreibstoff. Eine von Siemens gebaute Elektrolyseanlage stellt laut Magazin „Golem“ dafür den Wasserstoff her.
Exportchancen vor Augen
Der Strom stamme aus erneuerbaren Energien. Das benötigte Kohlendioxid komme aus einer nahegelegenen Biogasanlage, hieß es weiter. Dort werden Abfälle aus der Lebensmittelproduktion verarbeitet. Die Eröffnung der Produktionsanlage elektrisierte Politik und Medien gleichermaßen. Denn schließlich hat sich Deutschland „Klimaneutralität“ bis 2045 auf die Fahne geschrieben.
Ein solches Projekt – Stichwort: Innovation – kommt da nur recht. Zumal man die sich daraus ergebenden Exportchancen vor Augen hat. Und auch die ansässige Osnabrücker Zeitung träumt bereits von „grünem Kerosin für die Welt aus Werlte“. Erster Kunde der neuen Anlage ist demnach übrigens die Lufthansa.
Das muss die neue Regierung tun
Nachdem sich in den vergangenen Wochen die Chefs großer Unternehmen wie Michelin und EnBW für die Zukunftsenergie Wasserstoff bzw. eine Forcierung der Wasserstoffwirtschaft in Deutschland ausgesprochen haben, ist nun die IG Metall an der Reihe. Denn auch sie wünscht sich in Sachen Wasserstoff speziell von der zukünftigen Bundesregierung ein entschlosseneres Vorgehen als bisher.
Die neue Regierung müsse „raus aus der Bastelstube“ konnte man da auf „boerse-online“ lesen. Stattdessen wünsche man sich „gezielte Investitionen“ und eine „passgenaue rechtliche Rahmensetzung“. Ziel müsse es demnach sein, eine stabile und verlässliche Wasserstoffinfrastruktur aufzubauen.
Was macht Nel ASA?
Das industrielle Know-how dafür hätte Deutschland verglichen mit anderen Ländern in überdurchschnittlichem Maße. Dennoch werde bei einer Förderung konkreter Projekte noch viel zu häufig gezögert, hieß es. Das gefährde Jobs in Deutschland. Was natürlich auch nicht im Sinne der Unternehmen sein kann.
Apropos konkrete Projekte: Man hätte eigentlich gedacht, dass die Nel ASA-Aktie in der vergangenen Woche mal wieder punkten könnte. Denn schließlich gab es für Nel ASA Aufträge zu vermelden. Darunter zwei Bestellungen für Nel Hydrogen Fueling, einer Tochtergesellschaft von Nel ASA.
Frankreich will Wasserstofftankstellen
Dabei handelte es sich um den Verkauf und Bau von jeweils einer Wasserstoff-Tankstelle in Frankreich und in Schweden. Vor allem der erste Auftrag durch die Städtegemeinschaft „Touraine Vallée de l’Indre“ über eine sogenannte H2Station™-Station für die Region Tours, stieß zumindest bei den Finanzmedien auf Interesse. Darüber schrieb etwa das „Nebenwerte-Magazin“.
Denn zwar sei das Auftragsvolumen von rund einer Millionen Euro alles andere als spektakulär, aber Nel eröffne sich dadurch möglicherweise der französische Markt für Wasserstofftankstellen. Sollten entsprechende Pläne der EU umgesetzt werden, so soll ein zukünftiges Netz von Wasserstofftankstellen rund 500.000 Quadratkilometer abdecken, hieß es
Kurseuphorie hat Entwicklung vorweggenommen
Allerdings wirkte sich auch dieser Auftrag bisher nicht positiv auf die Nel ASA-Aktie aus. Am heutigen Dienstag meldete das Anlegermagazin „Der Aktionär“ gar einen neuerlichen Tiefschlag für die Wasserstoff-Aktie: Demnach habe der Kurs der Nel ASA-Aktie im Handel an der Osloer Börse eine wichtige Unterstützungsmarke gerissen.
Vom einstigen Höhenrausch, der Wasserstoff-Aktien noch 2020 beflügelte, ist derzeit nicht viel zu sehen. Obwohl der langfristige Trend in Wirtschaft und Politik durchaus für Wasserstofftechnologie spricht. Oder wie es das Nebenwert-Magazin ausdrückt: „Offensichtlich war die Kurseuphorie der wirtschaftlichen Entwicklung hin zur Wasserstoffwirtschaft vorausgelaufen.“Scheinwerfer auf die Linde-Aktie
Tatsächlich besser als die Pure Player unter den Wasserstoff-Unternehmen schlagen sich da zurzeit die sogenannten die sogenannten Blended Player. Unternehmen also, die wichtig sind für die Transformation zur – wenn man so will – Wasserstoff-Gesellschaft, die aber noch andere Geschäftsfelder bedienen. Dafür ist die Linde-Aktie aktuell ein sehr gutes Beispiel. So meldet das Finanzportal „finanzen.net“ am Dienstag einen Kursanstieg der Linde-Aktie. Damit gehöre sie zu den erfolgreicheren Wertpapieren des Tages.
Schlüsselmarkt grüner Wasserstoff
„Börse Online“ hatte bereits vor ein paar Tagen dargelegt, was die Linde-Aktie aus ihrer Sicht attraktiv macht. So gehöre die Aktie zu den am besten performenden DAX-Titeln in diesem Jahr. Außerdem sei davon auszugehen, dass der Konzern in den nächsten Jahren in seinen Zielmärkten ein überdurchschnittliches Wachstum erzielen könne.
Als ein Schlüsselmarkt gilt demnach der grüne Wasserstoff, da er für weniger CO2-Emissionen in der Industrieproduktion dringend nötig sei. Aktuell mache Wasserstoff einen Umsatzanteil von sieben Prozent bei Linde aus. Diesen wolle der Konzern vervierfachen, hieß es.
Wasserstoff-Aktien dürften damit weiterhin ein Thema bleiben. Auch wenn man sehr genau hinsehen sollte, wie sich die infrage kommenden Unternehmen strategisch positionieren. Und welches Investment sich aus persönlicher Sicht anbietet.
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