Liebe Leserin, Lieber Leser,
Wasserstoff hat noch immer mit einem klassischen Henne-Ei-Problem zu kämpfen. Auch wenn viele Unternehmen dem Kraftstoff grundsätzlich positiv gegenüberstehen, so halten sich tatsächliche Investitionen viel zu oft noch in Grenzen. Das ist nachvollziehbar, da gerade grüner Wasserstoff bisher nur in homöopathischen Mengen verfügbar ist. Die Wasserstoffunternehmen scheuen derweil allzu große Investitionen, wenn es an der entsprechenden Marge fehlt.
Traton bekennt sich zu Elektro-Lkw
Die Traton-Tochter MAN hat sich nun recht klar von Wasserstoff abgewendet, wie bei „efahrer.com“ zu lesen ist. Zumindest für die absehbare Zukunft setzt der Lkw-Hersteller voll und ganz auf batterieelektrische Antriebe abseits der noch immer gefragten klassischen Verbrenner. Im vergangenen Herbst brachte das Unternehmen seine ersten Elektro-Lkw an den Start. Seither wird von einer hohen Nachfrage berichtet. Die limitierte Edition für das laufende Jahr soll mit über 800 Bestellungen schon fast ausverkauft sein.
Grundsätzlich wird Wasserstoff von vielen Experten als bessere Variante eingeschätzt, unter anderem aufgrund der Möglichkeit des schnellen Betankens. Bei MAN werden bisher aber noch zu viele Nachteile erkannt. Dazu gehört die bereits eingangs erwähnte fehlende Verfügbarkeit des Kraftstoffs. Das führt zu einem harten Konkurrenzkampf um die wenigen vorhandenen Ressourcen, was die Preise natürlich verlässlich in die Höhe treibt. Darüber hinaus spricht man bei MAN davon, dass Elektromotoren bisher noch eine höhere Effizienz hätten.
Wasserstoff auf dem Abstellgleis?
Als großer Nachteil gilt bei Elektro-Lkw die Reichweite, über die sich im vergangenen Jahr beispielsweise Pepsi öffentlichkeitswirksam bei ersten Versuchen mit dem Tesla Semi echauffierte. Bei MAN berichtet man diesbezüglich aber über Fortschritte. Schon jetzt seien Reichweiten von rund 800 km möglich. Bis zum Jahr 2026 soll auch die Marke von 1.000 km durchschritten werden. Ob damit ein vollbeladender Lkw oder nur eine nackte Zugmaschine gemeint ist, wurde allerdings nicht näher ausgeführt.
TRATON Aktie Chart
Das recht klare Bekenntnis zu Elektro-Lkw und damit gegen Varianten mit Wasserstoff-Antrieb ist aber schon als ein kleiner Rückschlag für die Branche zu verstehen. Es ist in den vergangenen Jahren nicht gelungen, eine Infrastruktur auf die Beine zu stellen, mit der Wasserstoff jederzeit in größeren Mengen verfügbar wäre. Was vorhanden ist, ist derweil noch zu teuer, sodass Unternehmen mit Verbrennern oder Elektroantrieben schlicht günstiger fahren. Gerade börsennotierte Konzerne würden da gegenüber den eigenen Anlegern schnell in Erklärungsnot geraten, sollte sie sich dennoch für den beschwerlichen Weg mit Wasserstoff entscheiden.
Nel ASA und Co. warten auf Aufträge
Gefragt wären hier dringend Unternehmen wie Nel ASA, um die Produktion und damit die Verfügbarkeit von Wasserstoff endlich in die Höhe zu schrauben. Das würde die Norweger auch nur allzu gerne tun, doch die Möglichkeiten sind gerade aufgrund der hohen Zinsen stark eingeschränkt. Ins Blaue hinein lässt sich schon lange nicht mehr investieren. Angewiesen sind die Wasserstoff-Unternehmen auf neue Aufträge. Die scheinen aufgrund der genannten Problematik aber auszubleiben. Zuletzt tröpfelten neue Order eher herein.
Ein Ausweg aus dieser Misere scheint sich momentan nicht anzubieten und so bleiben die Anleger weiterhin sehr skeptisch. Ausbruchsversuche bei der Nel ASA-Aktie schlugen im laufenden Jahr zuverlässig fehl und am Montagmorgen schaffte der Titel es auf gerade einmal 0,46 Euro.- Das sind gut 25 Prozent weniger als noch zu Jahresbeginn.
Plug Power bleibt glücklos
Dabei gab es in den letzten Wochen durchaus auch erfreuliche Nachrichten aus der Branche zu vernehmen. Allem voran Plug Power sorgte zeitweise für einen kleinen Begeisterungsschub, als der Beginn der Produktion in einer großen Anlage in den USA verkündet wurde. Bis zu 15 Tonnen Wasserstoff sollen dort täglich hergestellt werden. Mit ein paar mehr Anlagen dieser Größenordnung könnte der Markt endlich neuen Schwung erhalten und eine höhere Verfügbarkeit würde wohl auch das Interesse der Industrie wieder ankurbeln.
Dummerweise ist davon bisher aber immer noch wenig zu sehen und neue Aufträge konnte Plug Power jüngst auch nicht an Land ziehen. Da dauerte es nicht lange, bis die gute Stimmung wieder versiegt. Die Aktie des US-Konzerns prallte unschön von der Marke bei 4 US-Dollar nach unten herab und landete zum Wochenende bei müden 3,40 Dollar. Mit einem Verlust von fast 80 Prozent auf Jahressicht (!) bleibt der Abwärtstrend an der Börse mehr als offensichtlich. Die Anleger müssen sich wohl noch immer fragen, wie lange Plug Power den derzeitigen Kurs beibehalten kann. Fundamental steht man vor dem Abgrund und sollte sich nicht möglichst bald etwas ändern, könnte man schon bald einen Schritt weiter sein.
Und ewig währt die Hoffnung
Zumindest aus der Politik wird viel Druck gemacht, um Wasserstoff den Durchbruch zu ermöglichen. Das ist auch notwendig, da der Kraftstoff für energieintensive Betriebe ziemlich alternativlos ist, wenn es mit der Energiewende noch etwas werden soll. Es bleibt die grundsätzliche Hoffnung auf große Erfolge in (weit entfernter) Zukunft. An den Märkten bekommen wir aber schon seit Längerem zu spüren, dass die Anleger endlich greifbare Fortschritte einfordern. Zumindest eine Aussicht eine Zukunft, in der Wasserstoff auch Gewinne einbringen kann, ist schwer gefragt.
Für den Moment gibt es leider noch immer keine Aussicht auf schnelle Besserung bei den teils schwer angeschlagenen Wasserstoff-Aktien. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und das Wachstum an sich ist im Sektor durchaus vorhanden. Es geht aber vielen nicht schnell genug und es muss die Frage erlaubt sein, wer bei einer langfristigen Schwächephase nicht vielleicht noch unter die Räder geraten könnte.
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