Liebe Leserin, Lieber Leser,
wir erleben heute sehr wahrscheinlichen einen schicksalhaften Tag, der leicht in die Geschichtsbücher eingehen könnte. Heute werden die US-Amerikaner zur Wahlurne gerufen, um zu entscheiden, wer im kommenden Januar als 60. Präsident oder Präsidentin der mächtigsten Supermacht auf dem Planeten vereidigt werden soll. Die Implikationen dieser Wahl sind gewaltig und sie betreffen jeden nur erdenklichen Bereich. Da es sich bei dieser Publikation um einen Wasserstoff-Newsletter handelt, wollen wir uns aber speziell auf dieses Thema konzentrieren.
Die Ansichten der beiden Kontrahenten könnten in dieser Sache kaum weiter auseinandergehen. Die amtierende Vizepräsidentin Kamala Harris dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach den Kurs von US-Präsident Joe Biden fortsetzen. Letzterer setzte sich unter anderem mit dem Inflation Reduction Act schwer dafür ein, Wasserstoff in den USA zu fördern. Manch einem ging das nicht weit genug, einige Vorstöße wurden letztlich wieder gekippt. Doch wurde das zukünftige Potenzial von Wasserstoff bei den Demokraten klar erkannt.
Wasserstoff-Aktien: Alles oder nichts?
Der ehemalige Präsident und verurteilte Straftäter Donald Trump hingegen hält von Wasserstoff und erneuerbaren Energien nicht viel. Einen menschengemachten Klimawandel hält er für einen Hoax und Gründe für das Einsparen von CO2 eröffnen sich ihm nicht im Geringsten. Seine Devise lautet daher, die Förderung von fossilen Kraftstoffen noch mehr als ohnehin schon zu fördern und Projekten für erneuerbare Energien nach Möglichkeit den Hahn abzudrehen. Wie seine Parteikollegen darüber denken, das ließ sich auch schon manches Mal beobachten. Die Republikaner versuchten erst vor wenigen Monaten, einen Kredit des US-Energieministeriums für Plug Power wieder einzukassieren.
Zumindest gefühlt geht es für Wasserstoffunternehmen aus den USA bei der heutigen Wahl also um alles oder nichts. Auf eigenen Beinen können noch die wenigsten Konzerne stehen. Sie sind auf staatliche Förderung angewiesen, um den Ausbau der Infrastruktur durchzuhalten. Jener ist notwendig, um eines Tages eine Nachfrage auf die Beine stellen zu können, mit der sich ein gewinnbringendes Geschäft umsetzen lässt.
Die Anleger hoffen auf Kamala Harris
Kurz vor der Wahl überschlagen sich erwartungsgemäß die Ereignisse. Am gestrigen Montag trudelten noch einmal neue Umfragewerte herein. „FiveThirtyEight“ meldete zuletzt einen Vorsprung von Kamala Harris in den Swing States Pennsylvania, Michigan und Wisconsin. Donald Trump führt den Umfragen zufolge zwar in Arizona, North Carolina, Georgia und Nevada. Doch würden in diesem Fall 270 der Wahlmänner-Stimmen auf Harris entfallen, womit sie die Wahl so knapp wie nur möglich gewonnen hätte.
Ebenfalls am Montag gab der angesehene Politikwissenschaftler Larry Sabato seine Prognose ab, auch bekannt als „Sabato’s Crystal Ball“. In Aussicht gestellt werden 276 Wahlmänner für die Demokraten und 262 Wahlmänner für die Republikaner. Auch hier scheint sich also ein knapper Sieg für Kamala Harris abzuzeichnen. Sabato lag mit seinen Prognosen für diverse Wahlen in den USA laut Wikipedia in 433 von 435 Fällen richtig. Allerdings war ein Fehlschlag die Wahl im Jahre 2016, als man mit dem Wahlerfolg von Donald Trump nicht rechnete.
Plug Power: Getrieben von der Hoffnung
Den Aktionären von Plug Power reichten die jüngsten Entwicklungen, um in blanke Vorfreude zu verfallen. Es scheint, als habe man sich auf einen Wahlsieg der Demokraten schon fest eingestellt. Ohne einen sonstigen Grund schoss der Aktienkurs gestern um etwas mehr als 20 Prozent (!) in die Höhe. Kämpfte man zuvor noch mit der Marke bei 2 US-Dollar, standen zu Handelsschluss nun schon wieder 2,51 Dollar auf der Anzeigetafel. Einige Beobachter führen den Kurssprung auch darauf zurück, dass die Federal Regulatory Commission (FERC) einen Antrag des Kernkraftwerks Susquehanna auf eine Leistungserhöhung zurückwies. Das Kraftwerk sollte Rechenzentren von Amazon versorgen und die Ablehnung wird als Chance für Anbieter alternativer Energieformen angesehen.
Plug Power Aktie Chart
Doch die anstehen Wahlen dürften ebenfalls ihren Einfluss haben, und meiner bescheidenen Ansicht nach einen weitaus größeren. Es zeigt sich unmissverständlich, welche enormen Hoffnungen bei den Anlegern an einen Wahlerfolg der Demokraten gekoppelt sind. Es offenbart den Anlegern aber auch, womit zu rechnen ist, sollte Donald Trump die Wahl doch für sich entscheiden können. Die Ausgangslage als angespannt zu bezeichnen, wäre da wohl mehr als nur eine Untertreibung. Was heute, morgen und an den darauffolgenden Tagen bei der Plug Power-Aktie geschehen mag, ist noch unvorhersehbarer als in gewöhnlichen Zeiten geworden.
Bloom Energy und FuelCell Energy im Glück
Die Zuversicht ließ sich bei so ziemlich allen US-Aktien aus dem Bereich Wasserstoff am Montag feststellen. Bloom Energy konnte um knapp neun Prozent bis auf 10,82 Dollar zulegen und den höchsten Kurs der vergangenen drei Wochen erreichen. FuelCell Energy legte um 9,1 Prozent zu und setzte damit ein kleines Ausrufezeichen im allzu deutlichen charttechnischen Abwärtstrend. Doch all diesen Bewegungen gemein ist, dass sie auf eher wackeligen Beinen stehen.
Die Wahl in den USA ist auch eine Wahl darüber, ob Wasserstoff dort in den kommenden vier Jahren noch eine Zukunft haben wird. Entscheiden die Amerikaner sich gegen Donald Trump, dürfte das zunächst zu großer Erleichterung im Segment führen. Doch auch die letzten Umfragen und Analysen zeichnen ein sehr enges Rennen, mehr noch als bei vergangenen Wahlen. Der Ausgang der Wahl bleibt daher bis zuletzt vollkommen offen und es ist auch nicht klar, ob wir schon morgen oder in der kommenden Wochen ein klares Ergebnis haben werden. Anleger sollten sich daher zunächst anschnallen und auf einen wilden Ritt vorbereiten, der sicher auch in Europa Auswirkungen nach sich ziehen wird.
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