Liebe Leserin, Lieber Leser,
mit Spannung wurden gestern die Zahlen von Ballard Power erwartet und im Vorfeld machte sich schon fast so etwas ähnliches wie Optimismus breit. Letzterer sollte letztlich aber doch enttäuscht werden. Unter dem Strich fielen die Ergebnisse nicht katastrophal aus. Doch positive Überraschungen gab es letztlich nicht zu sehen. Die Umsätze legten im Vergleich zum vorherigen Quartal etwas zu und wurden auf 14,45 Millionen US-Dollar beziffert. Analysten rechneten sich eigentlich 16,67 Millionen Dollar aus.
Zudem legten nicht nur Umsätze, sondern auch Kosten zu, sodass die ohnehin schon negative Marge sich für Ballard Power noch etwas verschlechterte. Unter dem Strich musste ein Verlust je Aktie von 0,14 Dollar hingenommen werden und damit ein gutes Stück mehr als noch im Vorjahr, als ein Fehlbetrag von 0,11 Dollar in den Büchern stand. Folgerichtig hat sich der Cash-Bestand von Ballard Power weiter reduziert. Etwas mehr als 720 Millionen Dollar hat der kanadische Konzern laut Geschäftsbericht noch auf der hohen Kante. Zum Vergleich: per Ende März 2021 waren es noch knapp 1,3 Milliarden Dollar.
Ballard Power ohne neuen Ausbruch
Die Märkte reagierten recht gefasst auf die letztlich eher enttäuschenden Ergebnisse, die keinerlei positive Überraschung mit sich brachten. Die Ballard Power-Aktie blieb auf niedrigem Niveau stecken und zeigte auch nachbörslich wenig Bewegung. Hierzulande ging es am Mittwoch mit Verlusten von knapp 1,8 Prozent in den Handel, was die Aktie auf 2,63 Euro zurückbeförderte. Dass damit das 52-Wochen-Tief bei 2,28 Euro erstmal auf Abstand bleibt, ist vielleicht schon als ein kleiner Erfolg der Bullen anzusehen.
Ballard Power Aktie Chart
Doch letztlich bringen die mauen Ergebnisse von Ballard Power wieder mehr Unsicherheit in den Sektor und von der guten Stimmung der letzten Tage scheint nicht mehr viel übrig zu sein. Mit Sorge blicken die Marktakteure nun auf weitere anstehende Zahlen und aus dezenter Vorfreude droht eine böse Vorahnung zu werden. Lange warten werden wir auf neue Impulse nicht müssen.
Plug Power ist an der Reihe
Am Donnerstag wird Plug Power seine Bücher öffnen und auf Seiten der Anleger scheint erstmal jedes noch so laue Lüftchen an Vorfreude verschwunden zu sein. Die Aktie startete am Mittwoch mit Abschlägen von 1,6 Prozent in den hiesigen Handel. Das wäre an sich noch verschmerzbar, würde das Papier sich nicht ohnehin schon seit Längerem auf sehr niedrigem Niveau bewegen. Sollte der US-Konzern nicht irgendwie punkten können, könnte hier tatsächlich der nächste Tiefflug bevorstehen.
Es bleibt die Hoffnung, dass sich bei Plug Power die Ausweitung von Produktionskapazitäten bemerkbar machen wird. Sollten dabei allerdings wie bei Ballard Power auch die Kosten steigen, könnte das Ganze dezent nach hinten losgehen. Es lässt sich wohl aktuell nicht zweifellos ausschließen, dass einmal mehr herbe Verluste verzeichnet werden müssen. Den Bullen würde dies wohl einen weiteren Schlag versetzen.
Nel ASA: Ist die Luft raus?
Noch weitaus größer scheint die Ernüchterung bei der Aktie von Nel ASA auszufallen. Letztere schoss in den letzten Tagen ohne jede Vorwarnung in die Höhe und kratzte am Dienstag bereits am wichtigen Widerstand bei 0,50 Euro. Ballard Power macht den Bullen beim Angriff auf selbige nun aber einen Strich durch die Rechnung. Die abgekühlte Stimmung führte am Mittwochmorgen zu Gewinnmitnahmen. Die Nel ASA-Aktie setzte hierzulande um 4,8 Prozent auf 0,465 Euro zurück. Auch das ist noch kein Weltuntergang, aber eben doch eine kleine Enttäuschung. Mit dem Ausbruch scheint es bei Nel ebenfalls erstmal nichts zu werden.
Es zeigt sich wohl wieder einmal, dass die Hoffnung allein kein besonders stabiles Fundament für eine Erholung ist. Nüchtern betrachtet hat sich im Wasserstoffsegment seit gestern eigentlich nicht viel verändert. Doch genau das stößt manchem Anleger etwas sauer auf. Gesetzt hatten die Optimisten darauf, dass die weiteren Aussichten sich zumindest etwas aufhellen könnten.
Wasserstoff auf Richtungssuche
Während die Zahlen in der Wasserstoffbranche noch immer nicht richtig stimmen wollen, macht man sich an anderer Stelle weiter Gedanken darüber, wie der Kraftstoff in Zukunft zum Einsatz kommen könnte. Kürzlich überreichte Bundesverkehrsminister Volker Wissing eine millionenschwere Förderzusage für ein Projekt, das sich mit Wasserstoff für den Flugverkehr beschäftigt. Heute steht am Vormittag in Rostock-Warnemünde die Eröffnung eines Forschungsstandorts an, bei dem die Schifffahrt im Mittelpunkt steht.
An einem optimalen Standort unweit entfernt der Neptunwerft und in der Nähe von geplanten Offshore-Projekten soll eine praxisnahe Forschung dazu durchgeführt werden, wie Wasserstoff die Schifffahrt in Zukunft bestenfalls vollkommen klimaneutral gestalten könnte. Dabei soll es auch darum gehen, wie bereits bestehende Schiffe umgerüstet werden könnte. Schnelle Ergebnisse sind eher nicht zu erwarten. Immerhin bleibt das Thema aber aktuell und zeigt auf, welches Potenzial in Wasserstoff weiterhin schlummert.
Nur nicht zu früh freuen
Ich lehne mich so weit aus dem Fenster und behaupte, dass aktuell die meisten Wasserstoff-Aktien weiterhin schwer unterschätzt werden. Das Zukunftspotenzial des Sektors ist groß bis gigantisch, was sich in den Kursen schlicht nicht widerspiegelt. Doch die kleine Ernüchterung aus Übersee ist auch eine Erinnerung daran, dass ein wie auch immer gearteter Durchbruch noch weit entfernt sein dürfte. Wasserstoff-Aktien bleiben für den Moment ein Marathon. Kurzfristige Stimmungsschwankungen sind da mit Vorsicht zu behandeln, was in beide Richtungen gilt.
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