Liebe Leserin, Lieber Leser,
die Entwicklung bei Wasserstoff-Aktien verleitet einen immer gerne dazu, abgedroschene Phrasen zum Besten zu geben und der Autor dieser Zeilen ist manches Mal froh, kein Phrasenschwein füttern zu müssen. Doch ob wir nun von einer Achterbahnfahrt oder einem Wechselbad der Gefühle sprechen mögen: klar ist, dass sich bei Wasserstoff-Aktien so einiges tut.
Ballard Power euphorisiert die Anleger
Nach einer längeren Phase von Enttäuschungen und sinkenden Kursen ist es aktuell ausgerechnet das Unternehmen Ballard Power, welches für hervorragende Stimmung an den Märkten sorgt. Zu Beginn der laufenden Woche kündigten die Verantwortlichen große Fortschritte bei der Fertigung an. Mit der nächsten Generation von Graphit-Bipolarplatten soll das Plattenmaterial deutlich reduziert werden. Gleichzeitig sollen Stacks mit erhöhter Leistungsdichte möglich werden, wie unter anderem bei „Der Aktionär“ zu lesen ist.
Wem das nicht besonders viel sagt, der kann sich darunter schlicht eine erhöhte Produktion bei sinkenden Kosten vorstellen. Also all das, was Anlegern gefällt. Entsprechend reagierte die Ballard Power-Aktie. Bereits am Montag ging es im späten Handel um über acht Prozent in die Höhe. Tags darauf ist von Gewinnmitnahmen oder dergleichen nichts zu sehen. Im Gegenteil, die spontane Rallye scheint noch weiter an Fahrt aufzunehmen.
Plötzlich geht alles ganz schnell bei Ballard Power
Als dieser Artikel entstand, war bei der Ballard Power-Aktie ein Kurs von 4,88 Prozent zu bewundern und die Kurse legten innerhalb weniger Stunden um weitere 11,4 Prozent zu. Damit erreicht der Titel mal eben den höchsten Stand seit Anfang April, was viele wohl kaum noch für möglich gehalten hätten, schon gar nicht in einem so kurzen Zeitraum. Doch es scheint, als würde sich eine alte Bauernweisheit bestätigen. Wer tief fällt, fliegt eben auch hoch. Oder so ähnlich.
In jedem Fall fällt Aufwärtspotenzial an der Börse umso höher aus, je mehr eine Aktie zuvor abgestraft wurde. Das kommt der Ballard Power-Aktie in diesem speziellen Fall sichtlich zugute. Für weiteren Rückenwind sorgt der Inflation Reduction Act in den USA, der großzügige Förderungen für Wasserstoff-Unternehmen in Aussicht stellt. Bevorzugt werden dabei aller Voraussicht nach heimische Unternehmen. Genau hier kommt Plug Power ins Spiel.
Plug Power im Höhenflug
Plug Power konnte zwar zuletzt keine eigenen Neuigkeiten vorweisen oder diese sind mir schlicht entgangen. Doch positive Meldungen rund um US-Förderungen und die gute Vorlage der kanadischen Kollegen scheinen auszureichen, um den Kurs mit viel Nachdruck in die Höhe zu katapultieren. Nachdem bereits am Montag satte Zugewinne zu beobachten waren, ging es heute Morgen um weitere 6,5 Prozent bis auf 9,94 Euro am Vormittag aufwärts.
Plug Power kratzt hier schon an der psychologisch enorm wichtigen 10-Euro-Linie und erreicht damit ebenfalls die besten Kurse seit Anfang April. Die gute Stimmung scheint zurückzukehren. Wohl auch, da sich nach der Beilegung des Schuldenstreits in den USA keine Auswirkungen auf Wasserstoff-Förderungen ergeben haben. Dadurch wird so manchem Anleger wieder der Blick auf langfristige Chancen im Sektor geöffnet. Bleibt nur zu hoffen, dass es dabei dieses Mal auch etwas länger bleiben wird.
Nel ASA bleibt außen vor
Während jenseits des großen Teichs beste Laune herrscht und mancherorts schon vom nächsten Wasserstoff-Boom die Rede ist, sieht es in hiesigen Gefilden sehr viel nüchterner aus. Nel ASA konnte von den guten Vorgaben aus Übersee in den letzten Tagen noch dezent profitieren. Bei 1,18 Euro war aber erst einmal Schluss und am Dienstagmorgen korrigierte die Aktie im frühen Handel wieder leicht bis auf 1,17 Euro. Grüne Vorzeichen haben sich hier für den Moment verabschiedet.
Das ist einigermaßen enttäuschend, da die Aktie eigentlich kurz davor stand, die enorm wichtige Linie bei 1,20 Euro wieder zu erobern und damit den latenten Abwärtsdruck zu unterbrechen. Bleibt abzuwarten, ob die Bullen hier noch einmal Kraft finden werden. Rein charttechnisch sieht es aber nicht besonders gut aus. Andererseits war Nel in der Vergangenheit durchaus ab und an für positive Überraschungen zu haben. Ein Investment drängt sich in der aktuellen Lage zwar nicht unbedingt auf. Völlig hoffnungslos ist die Aktie aber selbstredend auch nicht.
Auf und ab?
So erfreulich die Erholungen bei den amerikanischen Wasserstoff-Titeln auch sein mögen, so handelt es sich doch erst einmal nur um eine Momentaufnahme. Daraus schon die nächste Rallye oder gar einen Boom basteln zu wollen, ist vielleicht etwas voreilig. Den Anlegern sei eine solche Entwicklung von Herzen gegönnt. Doch es fehlt noch ein wenig an Substanz, um davon auch richtig überzeugt zu sein.
Sowohl Ballard Power als auch Plug Power notieren auf Jahressicht noch im roten Bereich, und das in beiden Fällen im zweistelligen Prozentbereich. Hier ist also noch mehr als genug Luft nach oben und es bleibt abzuwarten, ob Gewinnmitnahmen dem Höhenflug nicht wieder ein schnelles Ende bereiten werden. Langfristig sind beide Titel hochinteressant und im besten Fall könnte selbst eine Kursentwicklung nach dem Vorbild von Apple nicht ausgeschlossen sein. Es bleiben aber viele Variablen in der Rechnung und auf kurze Sicht müssen Anleger mit viel Spekulationen, Hoffnungen, Enttäuschungen und einer daraus resultierenden Volatilität rechnen.
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