Liebe Leserin, Lieber Leser,
angesichts der Kursentwicklungen von Wasserstoff-Aktien mag man es kaum glauben, doch das Interesse an grünem Wasserstoff fällt nach wie vor hoch aus. Das gilt nicht nur für die Politik, die sich mit entsprechenden Projekten gerne brüstet und wieder einmal irgendetwas von Zukunftschancen oder grüner Transformation daherredet. Auch in den Unternehmen wird eifrig daran gebastelt, sich von fossilen Brennstoffen zu verabschieden und im besten Fall zur Mitte des Jahrhunderts vollkommen CO2-neutral zu produzieren.
Derartige Pläne spielen gerade in der Stahlindustrie eine große Rolle. Der „MDR“ berichtete jüngst über entsprechende Vorhaben beim Stahlwerk Thüringen in Unterwellenborn. Dort soll die Produktion so schnell wie nur irgend möglich auf grünen Wasserstoff umgestellt werden. Schon vor Jahren wurden erste Projekte angestoßen. Die größten Herausforderungen scheinen auch nicht einmal in eigenen Investitionen zu liegen.
Woher kommt der grüne Wasserstoff?
Stattdessen kämpft das Stahlwerk in erster Linie mit einer sehr überschaubaren Verfügbarkeit. Denn mit dem Ziel, klimaschädliche Emissionen vollständig auszumerzen, kommt für den energieintensiven Betrieb einzig und allein grüner Wasserstoff in Betracht. Der ist aber bisher nur in homöopathischen Mengen vorhanden. Zwar wird eifrig darüber diskutiert, wie sich daran am besten etwas ändern ließe. An der aktuell niederschmetternden Situation ändert sich dadurch aber nichts.
Abseits der Verfügbarkeit ist auch der Preis ein heißes Thema. Wer grünen Wasserstoff in die Hände bekommt, muss dafür einen saftigen Aufpreis im Vergleich zu Erdgas zahlen. Prognosen rechnen zwar damit, dass der Preis für ein Kilo Wasserstoff sich mittelfristig bis auf etwa elf Cent reduzieren könnte, woraus sich rechnerisch ein Preis von 0,33 Cent je kWh ergeben würde. Doch ist das im Moment reine Zukunftsmusik und es bräuchte dafür massive Investitionen in die Produktion und den Transport. Beim Stahlwerk Thüringen wird nicht ernsthaft damit gerechnet, dass sich durch die Produktion mit Wasserstoff Kostenvorteile ergeben werden.
Ballard Power auf dem absteigenden Ast
Auf bunte Versprechen können sich Unternehmen nicht verlassen und so haben viele Wasserstoffvorhaben noch immer den Charakter von Modellversuchen. Das bekommen die Anbieter deutlich zu spüren. Ballard Power etwa enttäuschte mit den jüngsten Quartalszahlen und ließ insbesondere beim Auftragseingang positive Signale vermissen. In der Folge tauchte die ohnehin schon abgestürzte Aktie noch weiter ab.
Am Mittwoch ging es um weitere 7,1 Prozent auf nur noch 1,83 US-Dollar in die Tiefe. Das ist auf Schlusskursbasis nicht nur ein frisches Rekordtief. Die Marktkapitalisierung wurde dadurch auch auf nur noch knapp 550 Millionen Dollar geprügelt. Bei „Der Aktionär“ fällt auf, dass dies sogar noch weniger als der tatsächlichen Cash-Reserven in Höhe von 678 Millionen Dollar ist. Da scheint sich im ersten Moment schon fast eine zwingende Einstiegsposition zu ergeben, da eine Unterbewertung kaum offensichtlicher sein könnte.
Ballard Power Aktie Chart
Aus gutem Grund
Allerdings trügt ein solcher Eindruck und es gibt gute Gründe dafür, dass die Anleger sich derart zurückhalten. Ein Blick auf die fundamentalen Zahlen offenbart einen Verlust von 0,11 Dollar je Aktie im vergangenen Quartal. Das war zwar etwas besser als erwartet. Dennoch verbrennen die Kanadier ihr Geld, und dies im Voraus in den Kurs einzupreisen, darf wohl als legitim angesehen werden. Nach Einschätzung von TD Cowen bleibt sogar noch mehr Luft nach unten. Dort wurde das Kursziel nach Zahlen von 2,50 auf nun nur noch 1,50 Dollar zusammengestutzt.
Begründet werden die negativen Aussichten auch damit, dass die Marktdurchdringung von Wasserstoff noch immer mehr als schleppend verläuft. Ob Brennstoffzellen oder Elektrolyseure: die Nachfrage scheint einfach nicht in Schwung kommen zu wollen. Es lässt sich stundenlang darüber diskutieren, woran dies liegen mag. Die Börsianer nehmen aber vor allem den Status quo und die ausbleibenden Aussichten auf Besserung mit und bleiben dementsprechend in Deckung.
Plug Power und Nel ASA driften in die Tiefe
Dass es sich um keine exklusiven Probleme von Ballard Power handelt, zeigen die Aktien anderer Wasserstoff-Player recht eindeutig. Dort kämpfen die Bullen momentan mehr schlecht als recht um den psychologischen Support bei 2 US-Dollar. Am Mittwoch reichte es nach Verlusten von 5,6 Prozent immerhin für einen Schlusskurs in Höhe von 2,02 Dollar. Nachbörslich gab es aber schon wieder weitere Abschläge zu sehen.
Komplettiert wird das Trio Infernal durch Nel ASA, wo die einzige Freude der Anteilseigner in den letzten Wochen darin besteht, dass die Kurse nicht noch weiter in den Keller segeln. Der Widerstand bei 0,50 Euro scheint aber unerreichbar zu bleiben. Heute Morgen ging es um 2,3 Prozent auf müde 0,47 Euro abwärts; auf Jahressicht hat der Wert des Papiers sich bereits mehr als halbiert.
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Ein neuer Tag, ein neuer Rückschlag?
Täglich begebe ich mich aktiv auf die Suche nach erfreulichen Neuigkeiten im Wasserstoffsektor, und tatsächlich gibt es davon auch genügend zu finden. Nicht vorweisen lassen sich aber Entwicklungen, die für die Börse von Bedeutung wären. Symbolische Eröffnungen von Pilotanlagen durch ranghohe Politiker, leere Phrasen zur Bedeutung des Klimaschutzes und Absichtsbekundungen in allen nur erdenklichen Variationen haben die Anleger schon viel zu oft zu sehen bekommen. Ebenfalls sahen sie leider, wie häufig darauf kaum etwas Greifbares folgte. Trotz der weiterhin laufenden Bemühungen um den Ausbau von grünem Wasserstoff fehlt es damit auch am heutigen Tage an zwingenden Gründen für ein Investment. Es lässt sich nur hoffen, dass der Knoten morgen, nächste Woche oder zu irgendeinem Zeitpunkt in der Zukunft platzt.
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