Liebe Leserin, Lieber Leser,
Wasserstoff-Aktien leiden noch immer unter einem herben Abwärtstrend, der sich immer weiter auszudehnen scheint. Mitverantwortlich dafür ist die Tatsache, dass viele wichtige Player aus der Branche mit Zahlen patzten. Enttäuschungen gab es unter anderem bei den Börsenlieblingen Plug Power und Nel ASA zu sehen. Nun legte auch Ballard Power Ergebnisse vor, die den Geschmack der Anteilseigner so überhaupt nicht treffen konnten.
Erfreulich war bestenfalls noch, dass die Verluste etwas geringer als befürchtet ausfielen. Analysten hatten ein Minus von 0,13 US-Dollar auf dem Zettel stehen. Geworden ist es „nur“ ein Verlust von 0,11 Dollar je Anteilsschein. Das ist aber noch immer ein gutes Stück mehr als die 0,09 Dollar, die ein Jahr zuvor vermeldet wurden. Da Ballard Power an anderer Stelle schwer patzte, war an eine positive Reaktion an den Aktienmärkten nicht zu denken.
Ballard Power im Tiefenrausch
Bei den Umsätzen wies Ballard Power für das vergangene Quartal lediglich 16 Millionen Dollar vor und damit nur geringfügig mehr als im Vorjahresquartal, als 15,3 Millionen Dollar Umsatz erreicht wurden. An den Märkten wurde mit 19,36 Millionen Dollar gerechnet, was sensationell verfehlt wurde. Die Folge ist ein neuerlicher Kurssturz, der die Ballard Power-Aktie weiter in den Kurskeller treibt.
Hierzulande startete die Ballard Power-Aktie am Dienstag mit einem Verlust von 6,5 Prozent in den Handel und fiel dadurch auf 1,66 Euro zurück. Der Titel erreicht hier den tiefsten Stand seit Jahren und im Jahresvergleich sind Abschläge von über 60 Prozent zu beklagen. Das sieht im ersten Moment recht brutal aus, ist im Sektor momentan aber mehr oder minder Normalität.
Ballard Power Aktie Chart
RWE geht voran
Aufbruchstimmung herrscht bei Wasserstoff-Aktien kaum noch. Solche will allerdings Rwe mit dem Startschuss einer Pilotanlage in Lingen verbreiten. Mit Strom von Offshore-Windanlagen aus Ostfriesland soll vor Ort grüner Wasserstoff hergestellt werden und das Ganze soll im Laufe der kommenden Jahre immer weiter ausgebaut werden. 270 Kilogramm Wasserstoff pro Stunde werden derzeit in Aussicht gestellt.
Zur Einweihung gab es hohen Besuch, unter anderem von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Niedersachsens Ministerpräsidenten Stephan Weil. Beide sprachen von einem wichtigen Schritt und einem Beispiel für eine gelingende Transformation der Energiewirtschaft. Nun müsste diese Botschaft nur noch irgendwie an die Börsianer vermittelt werden.
Jene sorgen sich weiterhin darum, dass das Projekt Wasserstoff letztlich fehlschlagen könnte. Sorgenvoll richten die Blicke sich diesbezüglich etwa in den USA, wo der bekennende Klimawandelleugner Donald Trump sich um seine Rückkehr ins Weiße Haus bemüht. Kürzlich unterhielt er sich mit seinem Fan Elon Musk in einem etwa zweistündigen Interview. Trotz seiner politischen Kehrtwende vor rund zwei Jahren kam Musk nicht umhin, auf die Bedeutung eines Umbaus im Energiesektor hinzuweisen. Trump antwortete darauf allerdings lapidar mit der Behauptung, dass Vorkommen fossiler Energieträger noch für „100 bis 500 Jahre“ ausreichen würden.
Nel ASA wieder im roten Bereich
Wer Wasserstoff-Titel im Depot hat, kann sich vielleicht noch damit trösten, dass Kamala Harris in Umfragen mittlerweile recht deutlich vor Trump liegt. Dennoch bleibt eine große Portion Ungewissheit, die sich zu ausbleibenden Wachstumssignalen und teils niederschmetternden Quartalsergebnissen dazugesellt. An Euphorie ist da momentan schlicht nicht zu denken.
Das bekommt auch die Aktie von Nel ASA zu spüren, mit der es am Dienstagmorgen wieder einmal um knapp ein Prozent bis auf 0,46 Euro in die Tiefe ging. Mit etwas Wohlwollen lässt sich hier noch von Stillstand statt einer Fortsetzung des Abwärtstrends sprechen. Doch wie gehabt zeigen die Käufer auch keinerlei Ambitionen, das Papier wieder aus dem Kurskeller heraus zu bugsieren. Unverändert wartet der aktuell wichtigste Widerstand bei der Linie von 0,50 Euro.
Plug Power auf dem Boden der Tatsachen
Plug Power hat in den letzten Tagen nach ebenfalls enttäuschenden Zahlen bereits diverse Unterstützungen nach unten durchbrochen. Mittlerweile notiert die Aktie unterhalb von 2 US-Dollar. Daran änderte sich auch am Montag nichts, als die Kurse um etwas mehr als ein Prozent bis auf 1,95 Dollar nachgaben. Wer auf eine (kleine) Erholung im nachbörslichen Handel hoffte, wurde enttäuscht. Weitere Bewegungen waren nicht festzustellen.
Plug Power meldete im laufenden Jahr einige Ausweitungen der eigenen Kapazitäten und sprach stellenweise gar von „Meilensteine“ welche aber an merkwürdig krummen Kennzahlen festgemacht wurden. Doch mehr Produktion allein sorgt eben nicht für steigende Aktienkurse. Es braucht auch höhere Umsätze und geringere Verluste, woran es aber momentan nicht nur bei Plug Power leider mangelt.
Als wäre nichts gewesen
Wie gehabt ignorieren die Märkte kleinere Fortschritte im Segment und blicken sorgenvoll auf konjunkturelle und politische Entwicklungen. Die Wasserstoff-Unternehmen können dem wenig entgegensetzen; befeuern die schlechte Stimmung mit ernüchternden Ergebnissen teils sogar nur noch weiter. Unter diesen Voraussetzungen wird das Comeback bei Wasserstoff-Aktien wohl noch eine ganze Weile auf sich warten lassen, so es ein solches denn überhaupt noch zu sehen geben wird. Möglichkeiten dafür gibt es zwar noch und nöcher. Doch auch aus den hübschesten Zukunftsaussichten ergibt sich leider noch keine Garantie für eine plötzliche Comeback-Rallye.
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