Liebe Leserinnen und Leser,
Wasserstoff-Aktien liegen im Trend. Das könnte man mit Blick auf das erfolgreiche Börsendebüt von ThyssenKrupps Wasserstoff-Tochter Nucera am vergangenen Freitag meinen. Denn das hat dem H2-Sektor erneut Aufmerksamkeit gebracht. Warum Nel ASA, Plug Power und Co jedoch trotzdem vor Herausforderungen stehen, lesen Sie im heutigen Newsletter Wasserstoff Briefing.
Unter Informatikern, speziell Programmierern, gibt es eine – inzwischen – alte Weisheit mit der Abkürzung KISS: Keep it short and simple – halte es kurz und einfach. Bei den Förderprogrammen der EU für sauberen Wasserstoff ist genau das Gegenteil der Fall. Was bei der H2-Industrie immer mehr für Verdruss sorgt. Doch bevor wir darüber berichten, schauen wir auf „unsere“ H2-Aktien.
US-Geld für Nel ASA
Und sie bewegt sich doch: Endlich konnte auch der norwegische Wasserstoff-Spezialist Nel ASA mal wieder mit einer relevanten Unternehmensnews aufwarten: Laut Pressemitteilung vom vergangenen Samstag erhält die US-Tochtergesellschaft des Unternehmens weitere 5,6 Millionen Dollar vom US-amerikanischen Verteidigungsministerium.
Das bewerten Experten durchaus positiv. Und so sieht es auch an diesem Montag durchaus erfreulich für die Nel ASA-Aktie aus. Denn bei ganz optimistischen Beobachtern des Wasserstoff-Sektors ist gar von einem Kurssprung die Rede. Wenngleich die Aktie im Laufe des heutigen Vormittags, den ein oder anderen Dämpfer hinnehmen musste. Und sie daher als spekulativ gilt.
Die Kursperformance der Nel ASA-Aktie
Der Verweis auf derzeit fehlende Großaufträge bei Nel ASA könnte demnach durchaus ein Grund für die eher verhaltenen Stimmung bei der Wasserstoff-Aktie sein; einerseits. Doch andererseits geht von den 5,6 Millionen US-Dollar für die Beschleunigung der Entwicklung fortschrittlicher PEM-Elektrolyseure ja auch eine politische Botschaft aus.
Nel ASA: Wichtiger Termin rückt näher
Denn die USA signalisieren einmal mehr, dass es ihnen mit dem Vorantreiben der Wasserstoff-Wirtschaft sehr ernst ist. Solange diese im eigenen Land entsteht. Wohingegen Nel ASA damit wirbt, dass man sowohl in der EU als auch in den USA sehr gut im Geschäft sei. Dennoch dürfte bei den Nachrichten rum um Nel ASA zunehmend vor allem der nächst Quartalsbericht in den Fokus.
Denn dieser steht bereits in gut einer Woche im Terminkalender: Am Dienstag, 18. Juli, präsentiert Nel ASA demnach frische Zahlen und Ergebnisse. Und vielleicht verknüpft man das ja erneut mit der Bekanntgabe konkreter Pläne oder gar erhaltener Großaufträge. Die Anleger dürften sich freuen. Apropos freuen: Dazu haben im Moment auch die Anleger der Plug Power-Aktie Grund.
Plug Power-Aktie mit grünem Vorzeichen
Demnach gehörte die Aktie laut Meldung des Finanzportals „Finanzen.net“ am Montagmittag zu den Performance-Besten des Tages. Doch auch bei Plug Power sind relevante Unternehmensnews derzeit Mangelware. Und was den Quartalsbericht des US-amerikanischen H2-Spezialisten angeht, müssen wir uns wohl noch einen Monat gedulden. Denn den legt Plug Power am 10. August vor.
Mit Bloom Energy macht derzeit jedoch ein anderer US-amerikanischer Wasserstoff-Player von sich reden. Dafür hat Ende der vergangenen Woche das kanadische Investmenthaus RBC Capital gesorgt. Laut übereinstimmender Medienberichte hat das Analysehaus Bloom Energy unter die Lupe genommen und ein „vielversprechendes Urteil gefällt“, wie es bei Beobachtern heißt.
RBC Capital: Daumen hoch für Bloom Energy
Mit einem Anfangskursziel von 24 Dollar und der Einstufung „Outperform“ zeige sich RBC Capital sehr optimistisch für die Aussichten von Bloom Energy. Stärkstes Argument ist für die Analysten demnach die unvermeidliche Energiewende und die Rolle, die Energiedienstleister Bloom Energy dabei spielen könnte.
Man nennt dann sowohl die Elektrolyseure als auch die Brennstoffzellen von Bloom Energy als starke Produkte, die das Wachstumspotenzial der Unternehmens ganz entscheidend befördern dürften. Interessant ist dabei auch, dass die Analysten von RBC Capital Bloom Energy im Vergleich zur Konkurrenz anscheinend als unterbewertet betrachten.
Wasserstoff-Technologie im Fokus
Dabei fühlen wir uns nicht angesprochen, denn wir finden Bloom Energy schon allein aufgrund seiner „hocheffizienten Festoxidplattformen“, sprich seiner Elektrolyseur-Technologie, interessant. Denn die Technologie-Führerschaft im Hinblick auf den Mega-Markt Elektrolyseure ist weiterhin völlig offen und verspricht daher für die Zukunft noch einiges an Spannung.
Apropos Zukunft: Fragt man die europäischen Entwickler von erneuerbaren Energien und von grünem Wasserstoff, dann sollte diese für die europäische Wasserstoffwirtschaft schon längst begonnen haben. Doch die Verhältnisse, sie sind nicht so. Das machten Statements auf der Konferenz Connecting Hydrogen Europe in Madrid in der vergangenen Woche deutlich.
EU und sauberer Wasserstoff: „Quälend langsame Förderverfahren“
Darüber berichtete zuerst das auf Wasserstoff-Themen spezialisierte Portal und Ableger von „Recharge“ „HydrogenInsight“. Auf der Konferenz beklagten die Vertreter der Wasserstoff-Industrie demnach die „quälend langsamen EU-Förderverfahren“. Dies führe zu einer erheblichen Verzögerung europäischer grüner Wasserstoffprojekte.
Die EU hat bekanntlich öffentliche Gelder in Milliardenhöhe für grüne Wasserstoffprojekte bereitgestellt. Außerdem hat sie nun auch Vorschriften erlassen, die genau definieren, was laut EU als „erneuerbarer“ Wasserstoff zu betrachten ist. Doch laut Bericht zeigten sich die Entwickler verärgert über den langwierigen, mühsamen Prozess des Zugangs zu diesen Subventionen.
US-Steuergutschriften als Gegenmodell
Das halte sie ihrer Meinung nach davon ab, eine endgültige Investitionsentscheidung (FID) für Projekte zu treffen, hieß es. Um Beihilfen direkt von der EU über den Innovationsfonds oder von den nationalen Regierungen über den IPCEI-Status (Important Project of Common European Interest) zu erhalten, müsse man sich sehr in Geduld üben.
Nicht überraschend kamen auf der Konferenz die US-Steuergutschriften für die Produktion von sauberem Wasserstoff als positives Gegenbeispiel zur Sprache, denn diese seien „einfach“: Sie träten gleich in Kraft, sobald eine Projektantrag genehmigt ist. Auch wenn die USA jetzt eine Debatte über die dortigen Kriterien dafür hätten, überwögen die Vorteile.
Wasserstoffwirtschaft: Entscheidende Phase
Denn die Steuergutschriften seien für die Entwickler „billiger“ zu verarbeiten und würden „von der Finanzwelt viel besser verstanden“. Ein wichtiger Punkt. Denn es hat den Anschein, als bräuchte es im jetzigen Stadium der Wasserstoffwirtschaft eine effizientere Form der Förderung als bisher auf den Weg gebracht. Subventionen bleiben daher weiterhin ein Thema für H2-Aktien, so oder so.
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