Liebe Leserin, lieber Leser,
Wasserstoff-Aktien schaffen es sogar innerhalb eines Tages, widersprechende Schlagzeilen zu produzieren. Nur noch die Schlagzahl der Meldungen zu Wasserstoff-Projekten kann diese Dynamik toppen. Was sich hinter Nel ASAs neuestem Auftrag verbirgt, wie Plug Power im Geschäft bleibt und warum Bloom Energy feiert. Das erfahren Sie im heutigen Newsletter Wasserstoff Briefing.
Nennen wir es gedämpften Optimismus. Oder wie ein Kollege die Performance der Nel ASA-Aktie analysiert hat: „Die Börsen setzen eventuell auf ein Comeback.“ Denn am gestrigen Mittwoch hat sich die Nel ASA-Aktie erfolgreich gezeigt und konnte Gewinne erzielen. Die neueste Auftragsmeldung des Wasserstoff-Spezialisten kann dafür noch nicht der Auslöser gewesen sein.
Nel ASA meldet Millionendeal
Dennoch liest sich das am heutigen Donnerstagmorgen durchaus erfreulich: Laut Unternehmensmitteilung hat Nel ASAs Tochtergesellschaft Nel Hydrogen Electrolyser AS einen Auftrag für ein alkalisches Elektrolyseursystem erhalten. Der Auftrag habe einen Wert von rund 2 Millionen Euro. Auftraggeber sei ein indischer Kunde. Einen Namen nennt Nel ASA nicht.
Stattdessen ist von einem „führenden Unternehmen im Bereich der Palmölraffination und der Produktion von Oleochemikalien“ die Rede. Nel ASAs alkalischer Elektrolyseur soll demnach den Wasserstoff für die Produktion von oleochemischen Produkten liefern.
Auftrag mit Potenzial
Dieser Auftrag habe durchaus Potenzial, meinen daher einige Beobachter. Denn Oleochemikalien sind Grundstoff vieler Produkte des täglichen und des industriellen Bedarfs. Sie werden demnach als Schmiermittel für die Metallbearbeitung, als Additive für Kunststoffe, für die Gummi- und Papierherstellung verwandt. Außerdem als Schmiermittel für Kraftfahrzeuge, als Fette und Kraftstoffadditive.
Darüber hinaus kommen sie als Körperpflegeprodukte wie Seifen, Lotionen, Kosmetika und Deodorants zum Einsatz. Die Auslieferung der alkalischen Elektrolyse-Wasserstoffproduktionseinheit von Nel ASA ist demnach für Mitte 2024 geplant.
Nel ASA blickt nach Asien
Nun gehen die Bewertungen der Größe dieses Auftrags naturgemäß wieder etwas auseinander: Die einen betonen den Millionendeal, den Nel ASA da erneut an Land gezogen habe. Die anderen weisen daraufhin, dass ein, zwei Millionen Euro doch eher recht überschaubar sind. Kritische Experten dürften angesichts dieser Größenordnungen daher kaum von „Big Orders“ sprechen.
Für uns ist jedoch ein anderer Aspekt an diesem Auftrag interessant: Mit Indien hätte es Nel ASA jetzt geschafft, auf dem dritten Kontinent Fuß zu fassen. Europa ist quasi selbstredend ein wichtiges Terrain für die Norweger. Durch die Beteiligung am Wasserstoffhub in Ost-Kanada ist Nordamerika nun auch mit im Boot. Indien wiederum steht für Asien, wobei Nel ASA ja auch in China Ambitionen hat.
Wasserstoff: Deutschland und Indien planen Zusammenarbeit
Zur Erinnerung: Analysten bescheinigen dem Wasserstoffmarkt im asiatisch-pazifischen Raum mit das dynamischste Wachstum überhaupt: Denn Japan setzt auf Wasserstoff. Australien verfolgt eine Wasserstoffstrategie. Südkorea mischt natürlich ebenso in Sachen Wasserstoff mit wie China.
Mit Indien plant Deutschland übrigens zukünftig eine engere Zusammenarbeit im Bereich Wasserstoff. Eine entsprechende Vereinbarung zwischen den beiden Regierungen hat man am vergangenen Montag unterzeichnet. Dies teilte das Bundeswirtschaftsministerium mit.
Plug Power: Deals mit Potenzial
Zurück zum Nel ASA-Auftrag: Diesem Deal hat Plug Power durchaus etwas entgegenzusetzen. Und sei es dadurch, dass man das Potenzial der eigenen Aufträge kontinuierlich betont und herausstreicht. Nimmt man nur einmal den bereits Mitte April angekündigten Deal mit der US-Einzelhandelskette Walmart.
Im Rahmen dieser Vereinbarung soll Plug Power Walmart bis zu 20 Tonnen grünen Flüssigwasserstoff pro Tag liefern. Laut eines Berichts des Finanzportals „finanzen.net“ sprach Plug Power-CEO Andy Marsh kürzlich über das Potenzial dieses Deals. Er erklärte die Ausbau-Möglichkeiten gegenüber der Yahoo Finance Live-Moderatorin Akiko Fujita.
Breit aufgestellt
Auch Plug Powers Plan, das erste grüne Wasserstoffnetz in den USA aufzubauen, kam dabei demnach zur Sprache. Außerdem soll Marsh die vielfältigen aktuellen Projekte des Unternehmens samt der globalen Anwendungsszenarien. Dabei fielen die Namen Amazon, Renault, Orascom (Düngemittelhersteller) und die SK Group. Wichtigstes Fazit dieser Projekte aus Sicht des CEO:
Die breite Aufstellung Plug Powers. Man sei nicht nur in der Lage, grünen Wasserstoff zu erzeugen, sondern habe auch die Möglichkeit, alle Anwendungen anzubieten. „Plug expandiert also nicht nur auf dem Brennstoffzellenmarkt, sondern auch auf dem Markt für Elektrolyseure und auf dem Markt für Wasserstofferzeugung“, sagte Marsh demnach gegenüber Moderatorin Fujita.
Plug Power-Aktie: Es geht aufwärts!
Die guten Stories Plug Powers und das anhaltende Betonen der eigenen Stärke und Ambitionen scheinen an der Börse Wirkung zu zeigen: Laut Meldung von „finanzen.net“ vom heutigen Vormittag präsentierte sich die Plug Power-Aktie am Donnerstag „im Bullendmodus“. Zumindest am Mittag habe sie daher zu den erfolgreicheren Wertpapieren des Tages gezählt.
Ein wichtiges Stichwort, das Marsh nannte, ist jedoch der Elektrolyseurmarkt. Bekanntlich handelt es sich dabei laut Prognosen von Analysten um einen milliardenschweren Markt. Denn man traut ihm ein exorbitantes Wachstum zu. Dass Nel ASA und Plug Power auf diesem Markt konkurrieren, dürfte ebenfalls bekannt sein. Doch sie dürften ihn kaum unter sich aufteilen können. Dafür sind die Aussichten zu gut.
Umkämpfter Markt für Elektrolyseure
Außerdem ist im dynamischen Wasserstoff-Sektor immer noch nicht geklärt, wer der Technologieführer ist. Denn nicht nur Nel ASA und Plug Power können mit innovativen Lösungen in Sachen Wasserstoff-Technologie und Anwendungen aufwarten.
Folgt man der Sichtweise des „Nebenwerte-Magazins“ dann hat etwa Bloom Energy Nel ASA gerade ein wenig die Show gestohlen. Und Plug Power auch. Was ist passiert? Nun, vor zwei Tagen fand in Kalifornien die Preisverleihung der „Fast Company’s 2024 World Changing Ideas Awards“ statt.
Bloom Energys Technologie hat Zukunft
Preise gab es für saubere Technologien, innovative Unternehmensinitiativen, mutige neue Entwürfe für Städte und Gebäude. Auch andere kreative Arbeiten, die das Wachstum positiver sozialer Innovationen fördern und soziale Ungleichheit, Klimawandel und Gesundheitskrisen angehen, erhielten Preise.
Dabei erhielt laut Medienberichte der Bloom Electrolyzer, also der Elektrolyseur von Bloom Energy, eine Auszeichnung. Denn er war Finalist in der Kategorie „Energie“ für seine beispiellose Effizienz bei der Herstellung von sauberem, kostengünstigem Wasserstoff. Zur Begründung hieß es unter anderem:
Der Vorteil des „Bloom Electrolyzers“
Da der Bloom-Elektrolyseur bei hohen Temperaturen arbeite, benötige er weniger Energie als die heute auf dem Markt befindlichen PEM- und alkalischen Elektrolyseure, um Wassermoleküle aufzuspalten. Daher trage er dazu bei, dass Wasserstoff wirtschaftlich erschwinglicher werden könnte.
Nel ASA arbeitet mit PEM- und alkalischen Elektrolyseuren, Plug Power vorrangig mit PEM-Elektrolyseuren. Demzufolge liegt Bloom Energy mit seiner Technologie also im Moment vorn. Nicht nur im Hinblick auf Wasserstoff-Aktien bleibt es also spannend. Auch die gesamte Wasserstoff-Branche ist permanent in Bewegung.
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