Liebe Leserin, Lieber Leser,
es hat gute Gründe, dass Wasserstoff in der Energiebranche als großer Hoffnungsträger gehandelt wird. Grob heruntergebrochen bietet der Kraftstoff das Versprechen, klimaschädliche Emissionen perspektivisch auf Null zu reduzieren, ohne dabei auf irgendetwas verzichten zu müssen. Was immer sich nicht mit Erneuerbaren Energien wie Wind und Wasser substituieren ließe, dafür soll in Zukunft Wasserstoff einspringen. Dafür fließen auch in Deutschland Milliarden in Subventionen.
Ob diese Förderungen auch sinnvoll und nachhaltig sind, mit diesem Thema beschäftigte sich das Recherche-Netzwerk „Correctiv“ in einem heute veröffentlichen Artikel. Das Fazit fällt dabei wenig schmeichelhaft aus. Nach Ansicht der Autoren wird viel Geld in Projekte gesteckt, bei denen es an konkreten Vorgaben fehlt. Zudem wird auch über Etikettenschwindel bei den zuletzt großspurig angekündigten Gaskraftwerken geklagt, die als „H2 Ready“ angepriesen werden.
Wasserstoff: Irgendwann vielleicht, vielleicht auch nicht?
Verwiesen wird etwa auf einen langjährigen Mitarbeiter des Bundeswirtschaftsministeriums, laut dem „H2 Ready“ lediglich ein Label und ein guter Werbeslogan sei. Es fehle aber noch der Beweis, dass Wasserstoff kein „Bluff“ ist. Verliehen wird H2 Ready auch an Kraftwerke, bei denen für den Betrieb mit Wasserstoff noch eine Umrüstung notwendig ist. Wenn man so möchte, scheinen die Probleme von heute schlicht in Richtung Zukunft verschoben zu werden.
Gehofft wird darauf, dass grüner Wasserstoff eines Tages in ausreichender Menge und zu konkurrenzfähigen Preisen verfügbar sein wird. Dafür scheint es aber an konkreten Plänen zu fehlen und es kommt immer wieder der Eindruck auf, als würde die Politik mehr auf blumige Fantasien denn auf tatsächlich belastbare Zahlen setzen. So etwa bei den Vorgaben für Kraftwerksbetreiber, die üppige Subventionen kassieren. Laut Correctiv gibt es dabei bisher noch keine klaren zeitlichen Vorgaben, wann der Umstieg auf Wasserstoff tatsächlich erfolgen soll. Auch gibt es wohl keine Klauseln, welche die Rückzahlung von Subventionen vorsehen, sollten bestimmte Ziele verfehlt werden. Das ist bei staatlichen Förderungen eigentlich Usus.
Gehen Nel ASA und Konsorten am Ende leer aus?
Die Einzelheiten des Berichts können an dieser Stelle nur stellenweise wiedergegeben werden. Wer sich näher für die Erkenntnisse von Correctiv interessiert, welchen durchaus auch andere Meinungen gegenüberstehen, dem sei die Lektüre des Artikels empfohlen. Hängen bleibt aber der Eindruck, dass zumindest in einigen Fällen durch die Hintertür Subventionen für fossile Energieträger durchgewunken werden. Die Bundesregierung könnte damit am erklärten Ziel nicht nur vorbeischrammen, sondern dabei auch noch Milliarden in den Sand setzen.
Sollte ein solches Worst-Case-Szenario eintreten, würden sich darüber wohl auch die Anleger von Wasserstoff-Aktien wie Nel ASA ärgern. Denn während solche Unternehmen tatsächlich mit allem Nachdruck daran arbeiten, Wasserstoff breiter verfügbar und günstiger zu machen, fließen Mittel aktuell noch gerne in die Taschen von großen Versorgern. Die versprechen zwar vage einen Umstieg auf Erneuerbare Energien und Null-Emissionen. In der Praxis scheinen solche Themen aber eher behutsam angegangen zu werden.
Nel ASA: Die Hoffnung macht Urlaub
Es lässt sich problemlos und ausführlich darüber streiten, ob derzeitige Förderungen im Wasserstoff-Segment in die richtige Richtung gehen. Ebenso steht noch in den Sternen, wann der alternative Kraftstoff endlich seinen großen Durchbruch feiern könnte. Dass die Zweifel an der schönen neuen Wasserstoff-Welt größer werden, das zeigt sich aber sehr deutlich. Auch die Kurse von Wasserstoff-Aktien sind dafür ein klarer Indikator.
Nel ASA Aktie Chart
Nel ASA etwa krebst derzeit in den Tiefen des Kurskellers vor sich hin. Die einzige positive Nachricht aus dem Chart ist aktuell, dass der Titel die Linie bei 0,40 Euro nicht nach unten durchschreitet. Mit 0,42 Euro am Dienstagmorgen bleibt der Abstand dorthin aber denkbar knapp. Zudem ist eine Stabilisierung auf dem derzeitigen Niveau für langfristige Anleger nicht einmal ein schwacher Trost. Vor einem Jahr noch wurden 1,24 Euro je Anteilsschein gezahlt; 2021 ging es sogar bis auf etwa 3,30 Euro in die Höhe. Seither hat die Aktie um annähernd 90 Prozent an Wert verloren.
Plug Power: Im Westen nichts Neues
Nicht viel besser sieht es bei den US-Kollegen in Form von Plug Power aus. Dort stützen die Bullen sich derzeit auf eine Unterstützung bei 3 US-Dollar. Anfang 2021 wurde zeitweise mit über 60 Dollar ungefähr das 20-fache (!) gezahlt. Am Dienstag verließ der Titel den Handel nach Abschlägen von 2,35 Prozent mit 3,33 Dollar. Trotz einiger erfreulicher Neuigkeiten im laufenden Jahr um steigende Produktionskapazitäten und neue Einnahmequellen können die Aktionäre ihre grundsätzlichen Zweifel nicht abschütteln.
Auch bei ITM Power sind gute Quartalszahlen schnell wieder verpufft und ausgehen von knapp 0,80 Euro ging es bis auf 0,60 Euro heute Morgen zurück. Es zeigt sich bei Wasserstoff-Aktien weiterhin überall das gleiche Bild. Die Titel kämpfen mehr oder minder erfolgreich gegen den nächsten Absturz, lassen aber Impulse in die entgegengesetzte Richtung leider vollständig vermissen.
Die Zweifel werden größer
Die aktuelle Berichterstattung rund um Wasserstoff kann schon mal den Eindruck erwecken, dass Politik und Unternehmen schlicht auf das falsche Pferd gesetzt haben könnten. Ganz so weit würde ich persönlich nicht gehen. Doch es zeichnet sich ab, dass von den Anlegern noch sehr viel mehr Geduld gefordert wird. Für den Durchbruch auf breiter Front braucht es sehr viel größere Produktionsmengen bei gleichzeitig zurückgehenden Preisen. Das wiederum lässt sich höchstwahrscheinlich nur mit frischen und innovativen Ansätzen auf die Beine stellen. Ein einfaches „Weiter so“ wird hingegen eher nicht die nächste Kursrallye auslösen.
Doch der aufkommende Wasserstoff-Markt ist grundsätzlich derart groß und wichtig, dass sich hier etliche Kräfte bündeln und mit einiger Wahrscheinlichkeit noch große Sprünge nach vorn erreichen werden. Doch zugegebenermaßen kann ich auch als Optimist aktuell nicht viel mehr als warme Worte bezüglich der weiteren Aussichten liefern.
Nel ASA-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue Nel ASA-Analyse vom 17. November liefert die Antwort:
Die neusten Nel ASA-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Nel ASA-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 17. November erfahren Sie was jetzt zu tun ist.