Liebe Leserinnen und Leser,
Wasserstoff-Aktien bräuchten derzeit einen Befreiungsschlag. Davon sind Beobachter des Wasserstoff-Sektors überzeugt. Denn vor allem Nel ASA und Plug Power schwächeln. Doch die Hiobsbotschaften wollen nicht abreißen. Das betrifft diesmal ausgerechnet die Elektrolyseure. Daher stehen sie erneut im Fokus des heutigen Newsletter Wasserstoff Briefing.
Doch bevor wir uns näher mit der Warnung des Forschungsunternehmens BloombergNEF beim Thema Elektrolyseure beschäftigen, schauen wir auf die aktuelle Situation bei Nel ASA und Plug Power. Denn bei Plug Power gibt es jetzt mal eine gute Nachricht: Der US-amerikanische Wasserstoff-Spezialist hat sich demnach mit der US-Börsenaufsicht auf einen Vergleich geeinigt.
Geldbuße für Plug Power
Dieser besteht darin, dass Plug Power aufgrund fehlerhafter Berichte und Buchungen zwischen den Jahren 2018 und 2020 eine sogenannte zivilrechtliche Geldbuße an die US Securities and Exchange Commission (SEC) entrichten muss. Konkret zahlt Plug Power demzufolge 1,25 Millionen Dollar zur Beilegung der von der SEC erhobenen Anklagen.
Laut eines Berichts von „MT Newswires“ hat Plug Power mitgeteilt, dass man die Feststellungen der SEC weder zugegeben noch bestritten habe. Dem Unternehmen drohe eine zusätzliche Zivilstrafe in Höhe von 5 Millionen Dollar, wenn es nicht innerhalb eines Jahres die „wesentliche Schwachstelle“ in der Finanzberichterstattung vollständig beseitigt. So heißt es seitens der SEC.
Die Kursperformance der Plug Power-Aktie
Das wirft jetzt natürlich kein gutes Licht auf die Bilanzqualität bei Plug Power. Dennoch bewertet etwa das Börsenmagazin „Der Aktionär“ die Einung Plug Powers mit der US-Börsenaufsicht grundsätzlich positiv. Man könnte auch sagen: eine Baustelle weniger, immerhin. Und auch am heutigen Freitagvormittag sieht es für die Plug Power-Aktie durchaus erfreulich aus.
Nel ASA-Aktie: Kampf mit der 1 Euro-Marke
Denn laut Meldung des Finanzportals „finanzen.net“ verzeichnete die Plug Power-Aktie am frühen Vormittag ein Kursplus. Und zählt damit zumindest zwischenzeitlich zu den Performance-Besten des Tages. Ungleich dramatischer sieht es hingegen derzeit für die Nel ASA-Aktie aus. Deren Kampf mit der ein 1 Euro-Marke strapaziert die Geduld selbst der wohlwollendsten Anleger.
Doch Geduld ist genau das, was die Anleger im Hinblick auf die Nel ASA-Aktie gerade bräuchten, wie ein Kollege darlegt. Denn nach Schätzungen der Analysten von Marketscreener müssten sie auf eine anhaltende Durststrecke gefasst sein. Demnach rechne man mit Blick auf das Nettoergebnis des Wasserstoff-Spezialisten bis 20205 nicht mit dem Break-even-Point, wie es heißt.
Elektrolyseure: Braut sich da was zusammen?
Unternehmensrelevante News sind am heutigen Freitag bisher Mangelware (Stand: Freitagmittag). Dabei wären Meldungen zu Großaufträgen, im Moment wahrscheinlich genau die Impulse, die die Aktie des Wasserstoff-Players jetzt braucht. Damit es wenigstens einmal deutlich gelingt, sich dem Abwärtssog zu entziehen.
Am gestrigen Donnerstag haben wir im Newsletter Wasserstoff Briefing Nel ASAs starke Position auf dem Elektrolyseur-Markt noch betont. Denn schließlich gilt der Markt für Elektrolyseure landläufigen Prognosen zufolge als äußerst lukrativ und wachstumsstark. Doch im Lichte neuer Erkenntnisse müssen wir da ein wenig Wasser in den Wein gießen.
Ausbau der Produktionskapazitäten lahmt
Dabei beziehen wir uns auf einen Bericht des auf Wasserstoff-Themen spezialisierten Portals „HydrogenInsight“. Die dortige Autorin hat demnach Einblick erhalten in den „Elektrolyser Market Outlook“ von BloombergNEF (BNEF) für die zweite Hälfte des Jahres 2024. Das Forschungsunternehmen BNEF habe ihn zu Beginn dieser Woche für seine Kunden veröffentlicht.
Darin geht es unter anderem darum, dass die Hersteller von Elektrolyseuren für grünen Wasserstoff sich beim Ausbau der Produktionskapazitäten erkennbar zurückhielten, wie es heißt: Deren Pläne zur Ausweitung der Produktionskapazitäten seien demnach zum ersten Mal seit 2021 zurückgegangen.
Politik sorgt für Verzögerung
Grund dafür sind laut BNEF politische Verzögerungen und ein Rückstau an grünen Wasserstoffprojekten, die nicht bereit sind, feste Aufträge zu erteilen. Eine Entwicklung, die man bei BNEF wohl mit Sorge betrachtet: Viele grüne H2-Projekte in den USA und Europa hätten mit festen finanziellen Zusagen gewartet, bis sich die Politik auf Subventionen geeinigt hätte.
Doch die Einzelheiten dieser Subventionsprogramme seien „oft Gegenstand langer und langwieriger Diskussionen“. Beispiel EU: In Brüssel habe man sich schließlich Anfang des Jahres auf die Bedingungen des delegierten Rechtsakts für die Erzeugung von grünem Wasserstoff geeinigt.
Stotternde Nachfrage in China
Beispiel USA: Dort habe man eine Frist für die Festlegung der Definitionen für erneuerbares H2 verstreichen lassen. Damit sind die Zusätzlichkeitskriterieren und Regulierungen für den Erhalt von Steuergutschriften für grünen Wasserstoff gemeint. Die Vermeidung dieser Regulierungen steht für Plug Power bekanntlich ganz oben auf der Agenda.
In China hingegen, dem weltweit größten Markt für Elektrolyseure, kämpft man mit einer stotternden Nachfrage nach Elektrolyseueren. Beobachter führen dies demnach auf eine mangelhafte Bekanntheit des staatlichen Subventionsprogramms zurück. Auch habe nur ein sehr kleines Zeitfenster zur Verfügung stand, um entsprechende Anträge zu stellen.
Enapter glänzt mit guten Halbjahreszahlen
Immerhin geht der Report von BNEF wohl davon aus, dass die Hersteller für 2024 wieder einen weiteren Kapazitätsausbau planen. Wenngleich dann wohl mit einem langsameren Tempo zu rechnen ist. Ein Elektrolyseur-Hersteller, der in diesen Tagen positive Schlagzeilen macht, ist übrigens Enapter. Das Unternehmen veröffentlichte nun seine guten Halbjahreszahlen.
Dabei glänzte das Unternehmen laut eigener Angaben mit gestiegenen Umsätzen, einer erfolgreichen internationalen Expansionsstrategie und der Gewinnung neuer Kunden in Europa, Asien und Amerika. Außerdem habe man mit dem Bau der „weltweit ersten AEW-Elektrolyseure der Megawattklasse zur Produktion von grünem H2“ begonnen.
Lichtblick im Wasserstoff-Sektor
Dafür lägen auch bereits ein Dutzend Bestellungen vor. Erzeugung von grünem Wasserstoff in industriellem Maßstab dürfte hierbei das entscheidende Stichwort sein. Ausgerechnet, Elektrolyseure made in Germany als zukünftiger Exportschlager. Damit gibt es am Ende dieser Handelswoche also doch noch eine richtig gute Nachricht im Wasserstoff-Sektor.
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