Liebe Leserin, Lieber Leser,
nur für ein paar Tage wurde mir aufgetragen, das Wasserstoff-Briefing zu übernehmen und in Sachen Timing hätte ich mir da fraglos bessere Zeiten vorstellen können. Die Aktien aus dem Sektor scheinen sich auf dem niedrigsten Niveau seit Langem zu bewegen und nur wer den Chart auf einige Jahre ausdehnt, erkennt mit etwas Wohlwollen noch eine positive Entwicklung. Auf kurze Sicht ist jedoch alles in tiefes Rot getaucht.
Normalerweise kennt die Börse inmitten von Auf- oder Abwärtstrends stets auch die eine oder andere Ausnahme. Im Wasserstoffsegment sind solche aktuell aber kaum zu finden. Nicht wenige Titel kämpfen derzeit darum, keine neuen Jahrestiefststände zu erreichen. Einige andere Aktien sind schon einen Schritt weiter, was für die Aktionäre wenig erfreulich ist.
Gigantische Chancen für AFC Energy?
AFC Energy etwa purzelte kürzlich auf einen neuen Tiefststand bei mageren 0,20 Euro. Eigentlich dürften die meisten gehofft haben, dass solche Kurse sich mit der deutlichen Erholung zu Jahresbeginn endgültig erledigt hätten. Doch aktuell werden die Anteilseigner schmerzlich daran erinnert, wie fragil die Lage bei Wasserstoffaktien noch immer ist. Das gilt besonders, wenn Nachrichten ausbleiben und damit latente Erwartungen der Optimisten enttäuscht werden.
Doch vielleicht bietet gerade ein solcher Absturz neue Chancen. Davon geht zumindest der eine oder andere Experte aus, wie die Kollegen von „boerse-online.de“ zu berichten wissen. Die Datenbank von Bloomberg ließ ein Aufwärtspotenzial von 860 Prozent (!) bei der AFC Energy-Aktie erkennen. Allerdings fußt diese Zahl auf einer einzigen Analystenmeinung und ob der dahinterstehende Experte Recht behalten wird, das ist natürlich offen.
Die Kursperformance der AFC Energy-Aktie
Gibt es noch Hoffnung für Nel ASA?
Nel ASA rutschte derweil nicht gleich in neue Abgründe im Kurskeller. Wie schon in den vergangenen Tagen berichtet blieb der Titel aber unter der charttechnisch wichtigen Marke von 1,20 Euro, wenn auch mit einem Schlusskurs von 1,19 Euro am Donnerstag nur knapp. Grundsätzlich haben die Bären hier aber den Weg geebnet, um das Papier noch deutlich mehr unter Druck zu setzen. Einen Funken Hoffnung gibt es aber noch, wenn man sich die Kurse an der Heimatbörse zu Gemüte zieht.
Das Portal „4investors“ sieht rund um die Marke von 13 norwegischen Kronen noch Unterstützungspotenzial und mit einem Kurs von 13,33 NOK zum Osterwochenende notierte Nel noch ein kleines Stückchen über eben dieser Linie. Das könnte dem einen oder anderen noch Hoffnung darauf machen, dass noch nicht alles zu spät ist. Mit Blick auf den deutlichen Abwärtstrend ist es aber ein eher dünner Strohhalm, an den sich die Anlegerinnen und Anlegern dieser Tage noch klammern können.
SunHydrogen enttäuscht ebenfalls
Die üblichen Verdächtigen sind also in Sachen Wasserstoff momentan eine echte Ernüchterung. Vielleicht lohnt sich da ja der Blick zu kleineren Titeln, die an den Märkten oftmals mit Desinteresse gestraft werden. Bei einem kurzen Blick in die Kurse fiel dem Autor dieser Zeilen aber heute leider kein positives Beispiel auf. SunHydrogen konnte sich zwar am Donnerstag um ansehnliche 4,5 Prozent im Kurs steigen. Der Blick auf den Chart bleibt aber dennoch eine Enttäuschung.
Auf Jahressicht hat der Kurs sich nahezu halbiert und mit 0,021 US-Dollar ist es bis zum 52-Wochen-Tief bei 0,018 Dollar nicht weit. Der Pennystock hängt also ebenfalls klar im Kurskeller und fehlende Neuigkeiten helfen nicht unbedingt dabei weiter, bei den Aktionären für neues Selbstvertrauen zu sorgen.
Hexagon Purus als einäugiger unter Blinden?
Grüne Vorzeichen zu bewundern gibt es immerhin auf 6-Monats-sicht bei Hexagon Purus, wo die Kurse in dieser Zeit um nicht unbedingt sensationelle 5,8 Prozent zulegen konnten. Immerhin scheint es aber wenigstens bei dem norwegischen Konzern in die richtige Richtung zu gehen. Oder etwa doch nicht?
Bis Ende Februar glänzte die Hexagon Purus noch mit einem mehr als ansehnlichen Aufwärtstrend, welcher die Kurse bis auf knapp 3,30 Euro im Hoch hieven konnte. Seither ging es aber in einem bedenklichen Tempo wieder in Richtung Süden und zu den Ostertagen stehen übersichtliche 2,01 Euro auf der Anzeigetafel. Daraus ergeben sich Verluste von rund 40 Prozent in nicht einmal sechs Wochen. Da braucht es schon eine gehörige Portion Optimismus, um hier noch eine positive Entwicklung sehen zu wollen.
Mit leeren Händen
Wie gehabt blicken die Anleger in Sachen Wasserstoff weiterhin nur auf die vage Aussichte, dass es irgendwann in den kommenden Jahren noch einen großen Durchbruch geben könnte und offen bleibt dabei völlig, welche der vielen Unternehmen sich dabei letztlich als Sieger präsentieren werden. Nach heftigen Verlustbewegungen und immer neuen Tiefstständen dürften viele sich aber mit ewigen Versprechen um langfristige Chancen kaum noch trösten lassen.
Der Autor dieser Zeilen kann da nur wieder bedauern, mehr oder minder mit leeren Händen dazustehen und den Investoren keine besseren Neuigkeiten liefern zu können. Vielleicht wäre es eine Erwähnung wert, dass die Produktion bei vielen Wasserstoff-Playern immer weiter wächst, vielleicht wäre auch der eine oder andere frische Auftrag berichtenswert. Doch zuletzt gab es in dieser Hinsicht nur kleinere Meldungen und daraus schon ein großes Comeback konstruieren zu wollen, das wäre wohl dezent unehrlich.
Falsche Versprechungen soll es daher an dieser Stelle nicht geben. Wasserstoff bleibt aber auch nüchtern betrachtet ein interessantes Feld und ich habe keinen Zweifel daran, dass der nächste Hype früher oder später noch kommen mag. Momentan scheint aber vor allem die Frage zu sein, wie tief es vorher noch in die Tiefe gehen könnte.
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