Von Wahrnehmungslücken spricht man, wenn zwischen der Realität und dem, was das Publikum wahrnimmt, eine gehörige Differenz besteht. An der Börse kann man sich solche Differenzen zu Nutze machen. Sie müssen Unternehmen finden, dessen Aktien vom Publikum gerade verpönt werden, dessen operative Realität aber bereits viel besser aussieht als gemeinhin angenommen. Wenn sich diese Lücke dann später schließt, verdienen Sie gutes Geld.
So geschehen mit Gazprom, dem russischen Energieversorger, bei dem zur Jahreswende eine geradezu einmalig günstig Wahrnehmungslücke bestand.
Vor einem halben Jahr war bereits absehbar, dass Gazprom vor einer Neubewertung stehen würde:
- Ein zehn Jahre währender Investmentzyklus, innerhalb dessen das Unternehmen rund USD 150 Mrd. an Kapital aufbringen musste, neigte sich gerade dem Ende zu.
- Alle Rechenmodelle über den weiteren Unternehmensverlauf deuteten auf einen stark steigenden freien Cash Flow hin.
- Die Gesellschaft war sogar gesetzlich dazu verpflichtet, von ihrem Gewinn einen relativ hohen Prozentsatz auszuschütten, wenn es die Liquiditätslage erlaubt.
Als ich diese Situation auf meiner Webseite www.undervalued-shares.com ausführlich beschrieb, herrschte an der Börse noch eine gedämpfte Einschätzung, was die Aktien des russischen Energieriesen anbelangte. „Klaut Putin da nicht das ganze Geld?“ war regelmäßig als Einwand zu hören.
Tatsächlich war die Sachlage bereits ziemlich klar. Die russische Regierung hatte eine neue Strategie in die Wege geleitet, die eine Maximierung des Börsenwertes von Gazprom vorsah. Deshalb schrieb ich auch auf der Titelseite meiner damaligen Studie, dass eine Veränderung der Dividendenpolitik und dadurch ausgelöst eine Neubewertung des Unternehmens zu erwarten sei.
Keine sechs Monate später verkündete Gazprom, die Dividende zu verdoppeln. Wer seinerseits auf meine Studie hin einstieg, kassiert jetzt eine Dividendenrendite von sage und schreibe 13% pro Jahr – wobei die nächsten Jahre weitere Dividendenerhöhungen bringen dürften. Der Kurs liegt bereits jetzt rund 50% im Plus. Die Aktie rentiert sich weiterhin mit 8% Dividendenrendite, wenn Sie heute einsteigen.
Die Lektion des Ganzen?
- Tiefgehende Unternehmensanalysen zahlen sich einfach immer wieder aus. Denn fast immer gibt es relativ klare Hinweise darauf, was bei einem Unternehmen als Nächstes passieren wird. Wenn die Differenz zwischen der Wahrnehmung der Börse und der absehbaren Entwicklung groß genug ist, sollte man zuschlagen und einsteigen!
- Scheinbar festsitzende Überzeugungen des breiten Börsenpublikums können sich buchstäblich über Nacht ändern. Gazprom haftete bis vor wenigen Wochen noch die Befürchtung an, primär einer Clique von Kleptokraten zu dienen. Doch schon eine einzige Meldung über eine Dividendenverdopplung reichte aus, um eine Neueinschätzung herbeizuführen. Goldman Sachs stufte die Aktie mittlerweile als Kauf mit einem Kursziel für die ADRs von USD 8 ein. So schnell geht’s!
- Das Gute kann so nah liegen. Gazprom ist ein weltweit bekannter, liquider Wert. Nicht nur im Sektor der Nebenwerte und Exoten, sondern auch bei großen Werten gibt es regelmäßig beachtliche Wahrnehmungslücken.
Auch nach dem bereits erfolgten Kursanstieg gibt es bei Gazprom wohl weiterhin eine Wahrnehmungslücke, wenn auch in neuen Bereichen.
Fast niemand hat bislang die kurze Meldung der russischen Nachrichtenagentur Interfax gesehen, wonach die Explorationstochter derzeit über eine eigene Börsennotiz nachdenkt. Gazprom Geologorazvedka hat eine offizielle Ausschreibung für dieses potenzielle IPO gemacht und denkt dabei auch über eine Notiz an asiatischen Börsen nach.
Ein derartiger Spin-Off würde die Transparenz von Gazprom erhöhen, frisches Anlegerkapital ins Unternehmen bringen und weltweit für Medieninteresse sorgen. Für die Gazprom-Aktie kann das nur gut sein.
Für Überraschungen könnte auch die jüngst erfolgte Berufung eines neuen Finanzvorstands sein. Der neue Mann an der Spitze der Finanzabteilung von Gazprom wird am 20. Juni eine Präsentation geben. Gut informierten Kreisen zufolge hat er bereits Teile seiner Abteilung ausgetauscht, um eine neue Strategie für Finanzierungen und Investments aufzubauen.
Die jüngsten Veränderungen im Management von Gazprom sind die weitreichendsten ihrer Art seit der Jahrtausendwende. Es wäre überraschend, wenn dies nicht noch zu weiteren überraschenden Entwicklungen führen würde.
So gibt es für fast alles Vorwarnungen, wenn man sich denn die Mühe macht, die Unternehmensmitteilungen und andere Quellen im Detail zu studieren.
Wenn Sie sich für eine derartige Tiefenanalyse von Gazprom interessieren, finden Sie im Mitgliederbereich meiner englischsprachigen Webseite zwei recht umfangreiche Dokumente. Neben der 91-seitigen Studie vom Dezember 2018 ist dies auch eine jüngst erschienene 31-seitige Bonusstudie, die sich intensiv mit einigen potenziellen Überraschungen beim medienbekannten Thema Nord Stream 2 befasst.
Gazprom-Aktionäre können jedenfalls mit Spannung auf die nächsten Monate blicken. Nachdem die Russland-Skeptiker bereits die ersten 50% Gewinn verpasst haben, könnte es bald weiter aufwärts gehen, wenn denn noch weitere Wahrnehmungslücken durch „überraschende, aber absehbare“ Entwicklungen schließen.
Beste Grüße,
Swen Lorenz
Undervalued-Shares.com
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