Christian Hartel, Chef des deutschen Konzerns Wacker Chemie, hat sich kürzlich auf dem Klimakongress des Industrieverbands BDI mit scharfen Worten an die Bundesregierung gewandt. Deutschland drohe ein „katastrophaler“ Einbruch der Produktion und eine Nachfragekrise, monierte der Vorstandsboss.
Hartel führt das unter anderem auf die hohen Energiepreise in Deutschland zurück, die drei- bis fünfmal so hoch seien wie in China oder den USA. Die deutsche Chemiebranche werde durchgereicht, sagte der Manager im Beisein von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grünen). Auch Wacker Chemie stelle sich deshalb die Frage, ob der Konzern noch hierzulande produzieren könne.
Wacker Chemie baut Produktion in China aus
Da kommt es wohl nicht von ungefähr, dass Wacker nur ein Tag nach Ende des BDI-Kongresses auf sein Engagement in China verwiesen hat. Demnach kündigte der Chemiekonzern einen Ausbau der Produktion in der Volksrepublik an. Konkret sollen die Kapazitäten für Spezialsilicone erhöht werden. Hierfür werden am Standort Zhangjiagang (Provinz Jiangsu) mehrere Produktionslinien zur Herstellung von funktionellen Siliconölen, Silicon-Emulsionen und Siliconelastomer-Gelen aufgebaut.
Wacker nimmt für die Erweiterung nach eigenen Angaben 150 Millionen Euro in die Hand. Die Genehmigungen der chinesischen Behörden seien bereits erteilt worden. Die Inbetriebnahme ist für das zweite Halbjahr 2024 angedacht.
Wacker setzt auf Chinas Wachstumschancen
„Dieses Ausbauprojekt ist unsere größte Einzelinvestition in Zhangjiagang seit der offiziellen Inbetriebnahme des Standorts im Jahr 2010“, betonte Alvin Hu, der das China-Geschäft des deutschen Konzerns verantwortet. Der Manager begründet das Engagement mit der sukzessive wachsenden Nachfrage chinesischer Kunden.
Die von Wacker forcierten Silicon-Produkte werden in der Regel für Anwendungen in den Bereichen Kosmetik, Textil und Körperpflege eingesetzt. Hierzu zählen unter anderem Shampoos, Hautcremes und Textilweichmacher.
Die Wacker Chemie-Aktie verzeichnete am Donnerstagmittag ein Minus von 1,2 Prozent auf 129,1 Euro. Auf 6-Monats-Sicht stand das Papier mit knapp 10 Prozent im Minus (Stand: 28.09.2024, 12:30 Uhr).
Wacker in China: geopolitisch auf dünnem Eis
Zur Einordnung: Wacker geht mit den höheren Investitionen in China auch ein Risiko ein. Zwar kann der Konzern dadurch die Schwächephase in Deutschland und Europa kompensieren, geopolitisch ist die Volksrepublik jedoch ein heißes Eisen. Sollte sich der Konflikt zwischen dem Westen und China zum Beispiel infolge einer möglichen Invasion chinesischer Truppen in Taiwan zuspitzen, könnten deutsche Chemiekonzerne wie BASF oder Wacker unter die Räder geraten.
Hoffnung setzt die deutsche Chemiebranche derweil auf staatliche Rückendeckung auf dem Heimatmarkt. So fordert unter anderem Wacker-Boss Hartel einen staatlich gedeckelten Industriestrompreis, um die hohen Energiekosten abzufedern. Bislang ist eine solche Subvention zum Vorteil der Großkonzerne in der Ampel-Koalition allerdings umstritten.
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