Wenn Sie in Aktien investieren, möchten Sie in der Regel eine Rendite auf Ihr eingesetztes Kapital erzielen. Dies kann man in der Regel auf zwei Arten erreichen:
- Die Aktie steigt im Wert
- Das Unternehmen zahlt eine Dividende pro Aktie
Natürlich gibt es gelegentlich Aktien, die beide Optionen halbwegs solide bedienen. Aber der Begriff „halbwegs solide“ beschreibt bereits das grundsätzliche Problem: Die eierlegende Wollmilchsau findet man auch am Aktienmarkt eher selten.
Deshalb hat man den Markt in drei Aktiengruppen eingeteilt, die je nach persönlicher Anlagestrategie möglichst optimale Ergebnisse liefern.
- Dividendentitel: regelmäßiger Ertrag und verlässliche Rendite
- Value-Aktien: solide Kursentwicklung, geringeres Risiko
- Wachstumsaktien: hohe Kursrendite, höheres Risiko
Doch welche Aktien sollte man kaufen? In diesem Artikel erklären wir die Unterschiede zwischen den drei Arten von Aktien und wie Sie die richtigen Aktien für Ihre Bedürfnisse finden.
Was ist eine Dividendenaktie?
Dividenden sind Gewinne, die ein Unternehmen an seine Aktionäre ausschüttet. Eine Dividendenaktie ist also eine Aktie, die in der Vergangenheit zuverlässig jedes Jahr einen hohen Geldbetrag als Dividende ausgeschüttet hat. Als besonders zuverlässig gelten so genannte Dividendenaristokraten.
Ein Dividendenaristokrat ist ein Unternehmen, das seine Dividende mindestens 25 Jahre in Folge kontinuierlich erhöht hat. Solche Unternehmen verfügen häufig über eine stabile Finanzlage und sind in der Lage, ihren Aktionären regelmäßig Dividendenerhöhungen anzubieten. Beispiele für Dividendenaristokraten sind Unternehmen wie Coca-Cola, Procter & Gamble oder Johnson & Johnson.
Die drei letztgenannten Aktiengesellschaften zeichnen sich durch hohe Ausschüttungsquoten zwischen 50 und 80 Prozent aus. Die Ausschüttungsquote beschreibt den Anteil des Gewinns, den ein Unternehmen an seine Aktionäre ausschüttet. Selbst bei soliden Dividendenzahlern liegt die Quote meist deutlich niedriger (ca. 30 %). Logisch: Unternehmen benötigen in der Regel Eigenkapital für Investitionen. Und Eigenkapital ist günstiger als verzinstes Fremdkapital.
Noch höhere Ausschüttungsquoten als Coca-Cola bieten beispielsweise US-amerikanische REITs. Die börsennotierten Immobilienfonds sind vom Gesetzgeber zu möglichst hohen Gewinnausschüttungen (ca. 90 %) verpflichtet. Sie sind daher ein wichtiger Baustein in der Altersvorsorge amerikanischer Arbeitnehmer.
Einige Branchen (neben den oben genannten REITs), die bekanntermaßen viele Dividendentitel oder Dividendenaristokraten aufweisen, sind
- Energie (z.B. Öl- und Gasunternehmen)
- Versorger (z.B. Strom- und Wasserversorger)
- Telekommunikation (z.B. Telefongesellschaften)
- Einzelhandel (z.B. Supermarktketten)
- Finanzdienstleistungen (z.B. Banken, Versicherungen)
- Gesundheitswesen (z.B. Pharmaunternehmen)
- Konsumgüter (z.B. Nahrungsmittel- und Getränkehersteller)
Diese Branchen zeichnen sich häufig durch Unternehmen mit stabilen und etablierten Geschäftsmodellen aus, bei denen die regelmäßige Ausschüttung von Gewinnen an die Aktionäre im Vordergrund steht.
Was ist eine Value-Aktie?
Eine Value-Aktie (auch Substanzwertaktie genannt) ist eine Aktie, die von Anlegern aufgrund der soliden Fundamentaldaten des Unternehmens und nicht aufgrund seines Wachstumspotenzials ausgewählt wird. Die Anleger erwarten, dass das Unternehmen seinen Wert mindestens mit dem Marktdurchschnitt steigert.
Value-Aktien rücken in wirtschaftlichen Krisenzeiten automatisch in den Fokus vieler Anleger. Sie gelten dann als defensive Absicherung des Depots, da sie aufgrund ihres robusten Geschäftsmodells und ihrer soliden Finanzlage die Krise besser überstehen können.
Aber auch in Haussephasen sind Substanzaktien gefragt. Allerdings legen Anleger dann andere Auswahlkriterien an und suchen gezielt nach Value-Aktien, die sie für unterbewertet halten. Solche Unternehmen weisen häufig ein niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), ein niedriges Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) oder andere Kennzahlen auf, die darauf hindeuten, dass sie im Vergleich zu ihrem tatsächlichen Wert günstig bewertet sind.
Value-Aktien werden häufig als eine Anlageform angesehen, die auf langfristige Gewinne abzielt, da es sich in der Regel um stabile Unternehmen mit einem soliden Geschäftsmodell und gesunden Finanzen handelt. Viele Anleger bevorzugen Value-Aktien auch deshalb, weil sie in der Regel höhere Dividenden ausschütten und weniger volatil sind als Wachstumsaktien.
Substanzwerte sind in vielen Sektoren zu finden. Dennoch haben sich einige Branchen herauskristallisiert, die einen höheren Anteil an solchen Aktien bieten und in denen man schneller fündig wird. Dazu gehören
- Finanzdienstleistungen (z.B. Banken, Versicherungen)
- Energieversorgung (z.B. Öl- und Gasgesellschaften)
- Telekommunikation (z.B. Telefongesellschaften)
- Versorger (z.B. Strom- und Wasserversorger)
- Handel (z.B. Supermarktketten)
Was ist eine Wachstumsaktie?
Eine Wachstumsaktie ist eine Aktie eines Unternehmens, das in der Regel ein hohes Wachstumspotenzial aufweist. Diese Unternehmen zeichnen sich durch hohe Wachstumsraten bei Umsatz, Gewinn und Cashflow aus. Sie investieren oft stark in Forschung und Entwicklung, Marketing und/oder die Expansion in neue Märkte.
Wachstumsaktien gelten oft als attraktive Anlage, da sie das Potenzial haben, schneller als der Markt zu wachsen und höhere Renditen zu erzielen. Allerdings sind sie auch oft volatiler und risikoreicher als andere Aktien, da ihre Gewinne und Bewertungen häufig auf Zukunftserwartungen und nicht auf aktuellen Ergebnissen basieren.
Es gibt verschiedene Branchen, in denen besonders viele Wachstumsaktien zu finden sind. Hier einige Beispiele:
- Technologie: Dies ist einer der größten und bekanntesten Sektoren für Wachstumsaktien. Technologieunternehmen haben oft ein hohes Wachstumspotenzial, da sie in der Regel innovativ sind und sich schnell an neue Trends und Technologien anpassen können.
- Gesundheitswesen: Der Gesundheitssektor ist ein weiterer Bereich, in dem es viele Wachstumswerte gibt. Insbesondere Unternehmen, die sich auf Biotechnologie und Pharmazeutika konzentrieren, haben oft ein hohes Wachstumspotenzial.
- E-Commerce: Mit dem Wachstum des Online-Handels haben sich auch viele Wachstumsaktien im Bereich E-Commerce entwickelt. Unternehmen, die sich auf den Verkauf von Waren und Dienstleistungen über das Internet konzentrieren, haben oft ein hohes Wachstumspotenzial.
- Erneuerbare Energien: Die Nachfrage nach sauberer Energie steigt und Unternehmen, die in den Bereichen Solar, Wind und anderen erneuerbaren Energien tätig sind, haben oft ein hohes Wachstumspotenzial.
- Finanztechnologie: Finanztechnologie oder Fintech ist ein relativ neuer Sektor, der sich auf den Einsatz von Technologie zur Verbesserung von Finanzdienstleistungen konzentriert. Viele Fintech-Unternehmen haben ein hohes Wachstumspotenzial, da sie innovative Lösungen für traditionelle Finanzdienstleistungen anbieten können.
Wachstumsaktien gibt es jedoch auch in anderen Sektoren, weshalb Anleger stets ihre eigenen Recherchen anstellen und fundierte Entscheidungen treffen sollten, bevor sie in eine bestimmte Aktie investieren.
Das Trailing P/E (Price-to-Earnings Ratio = Kurs-Gewinn-Verhältnis) wird auch als „rückwirkendes KGV“ bezeichnet. Es berechnet sich aus dem aktuellen Aktienkurs geteilt durch den Gewinn pro Aktie für die letzten zwölf Monate. Ein hohes Trailing P/E bedeutet zunächst einmal, dass ein Investor vergleichsweise viel Geld für die Aktie auf Grundlage der letzten Gewinne bezahlen muss. Die Kennziffer kann aber auch ein Indikator dafür sein, dass der Markt dem Unternehmen eben sehr hohes Wachstumspotenzial einräumt.
Das Trailing P/E (Price-to-Earnings Ratio = Kurs-Gewinn-Verhältnis) wird auch als „rückwirkendes KGV“ bezeichnet. Es errechnet sich aus dem aktuellen Aktienkurs dividiert durch den Gewinn pro Aktie der letzten zwölf Monate. Ein hohes Trailing P/E bedeutet zunächst, dass ein Anleger auf Basis der letzten Gewinne vergleichsweise viel Geld für die Aktie bezahlen muss. Die Kennzahl kann aber auch ein Indikator dafür sein, dass der Markt dem Unternehmen gerade ein sehr hohes Wachstumspotenzial einräumt.
Hier einige bekannte Aktien mit einem besonders hohen Trailing P/E in der jüngeren Vergangenheit. Ich habe bewusst die entsprechende Kennzahl vor dem Börsencrash im Krisenjahr 2022 gewählt, da natürlich viele Wachstumsaktien durch die Krise massiv an Kurswert verloren haben.
- Tesla Inc (TSLA): Ein führender Hersteller von Elektrofahrzeugen und erneuerbaren Energien. Das Trailing P/E von Tesla lag im September 2021 bei rund 249.
- Zoom Video Communications Inc (ZM): Ein auf Videokommunikationssoftware spezialisiertes Unternehmen. Das Trailing P/E von Zoom lag im September 2021 bei rund 65.
- Shopify Inc (SHOP): Ein Unternehmen, das eine E-Commerce-Plattform für kleine und mittlere Unternehmen anbietet. Das Trailing P/E von Shopify lag im September 2021 bei rund 70.
- Amazon.com Inc (AMZN): Ein Unternehmen, das sich auf E-Commerce, Cloud Computing, digitale Streaming-Dienste und künstliche Intelligenz spezialisiert hat. Das Trailing P/E von Amazon lag im September 2021 bei etwa 57.
- Netflix Inc (NFLX): Ein Unternehmen, das Streaming-Dienste für Filme und Fernsehsendungen anbietet. Das Trailing P/E von Netflix lag im September 2021 bei etwa 55.
Wie finde ich die richtigen Aktien?
In den einzelnen Themenbereichen habe ich bereits konkrete Branchen genannt, in denen Sie bevorzugt fündig werden. Darüber hinaus spielen bestimmte Kennzahlen eine wichtige Rolle, um die passenden Aktien herauszufiltern.
Dividendentitel: hohe Dividendenrendite, lange Dividendenhistorie, hohe AusschüttungsquoteValue-Aktien: niedriges KGV, niedriges KBVWachstumswerte: hohes Gewinn-/Umsatzwachstum; hier sind insbesondere die Analystenschätzungen für die kommenden Jahre von Bedeutung
Aktien, die Ihnen aufgrund dieser Filterkriterien ins Auge fallen, sind nicht automatisch zum Kauf geeignet. Sie sollten sich zunächst über die finanzielle Situation des jeweiligen Unternehmens sowie die Nachrichten- und Marktsituation informieren. Erst dann können Sie eine fundierte Entscheidung treffen, ob die Aktie in Ihr Depot gehört oder nicht.
Dividenden- oder Substanzaktien: Was ist besser?
Natürlich gibt es in der Praxis immer wieder Überschneidungen zwischen den drei Aktientypen. Spätestens als Investorenlegende Warren Buffett massiv in die Apple-Aktie einstieg, war allen klar, dass der Markt den Tech-Riesen aufgrund seines einzigartigen Geschäftsmodells mittlerweile als ernstzunehmenden Substanzwert wahrnimmt.
Und dass Coca-Cola nicht nur ein Dividendenaristokrat, sondern auch ein echter Value-Wert ist, sollte sich von selbst verstehen. Gerade zwischen Dividenden- und Value-Aktien sind die Überschneidungen recht groß. Welchem der beiden Aktientypen sollten Anleger also den Vorzug geben?
Dividendenaktien bieten den Vorteil eines stabilen und verlässlichen Einkommensstroms und sind daher besonders für Anleger attraktiv, die eine laufende Rendite suchen. Sie sind häufig in defensiven Sektoren wie Versorgern oder Telekommunikation zu finden und können ein geringeres Risiko als andere Aktien aufweisen.
Value-Aktien hingegen sind Aktien von Unternehmen, die aufgrund von Faktoren wie Unterbewertung oder negativer Marktstimmung unter ihrem tatsächlichen Wert gehandelt werden. Sie bieten potenziell höhere Renditen als Dividendenaktien, sind aber auch mit einem höheren Risiko behaftet. Value-Aktien sind in einer Vielzahl von Sektoren zu finden und erfordern eine sorgfältige Analyse der Fundamentaldaten des Unternehmens.
Letztlich hängt die Entscheidung, ob in Dividenden- oder in Value-Aktien investiert werden soll, von der individuellen Anlagestrategie und Risikobereitschaft ab. Ein ausgewogenes Portfolio kann eine Kombination aus beiden Arten von Aktien enthalten, um das Risiko-Rendite-Verhältnis zu optimieren.
Zusammenfassung
Es gibt drei Arten von Aktien, die je nach persönlicher Anlagestrategie optimale Ergebnisse liefern können. Dividendenaktien bieten regelmässige Erträge und eine verlässliche Rendite. Value-Aktien bieten eine solide Kursentwicklung bei geringerem Risiko. Wachstumsaktien bieten eine hohe Kursrendite, haben aber ein höheres Risiko.