VW-Aktie: Neue Hiobsbotschaft aus Schweden!

Northvolts Insolvenz erschüttert Europas Batteriemarkt. Wie Volkswagen von der Krise betroffen ist und welche Risiken sich für den Konzern ergeben.

Auf einen Blick:
  • Volkswagen drohen hohe Verluste durch die Northvolt-Insolvenz.
  • Chapter-11-Verfahren soll Northvolt restrukturieren und retten.
  • Auswirkungen auf die E-Mobilitätsstrategie und europäische Batteriefertigung.

Die Insolvenz des schwedischen Batterieherstellers Northvolt erschüttert den europäischen Markt für Elektromobilität. Ursprünglich als Antwort auf die asiatische Dominanz im Batteriebereich gefeiert, steht das Unternehmen nun vor massiven finanziellen und operativen Herausforderungen. Besonders betroffen ist der Volkswagen-Konzern, der mit 21 % größter Anteilseigner von Northvolt ist. Die Wolfsburger hatten auf Northvolt gesetzt, um unabhängiger von asiatischen Zulieferern zu werden. Doch der Kollaps des einstigen „europäischen Batterie-Champions“ wirft drängende Fragen auf: Was bedeutet dies für VW und die gesamte europäische E-Mobilitätsstrategie?

Ein Milliardenprojekt in der Schieflage

Northvolt hatte ambitionierte Pläne: Mit umweltfreundlichen Batterien wollte das Unternehmen die Elektromobilität revolutionieren. Große Kunden wie Volkswagen, BMW und Scania bestellten Batteriezellen in Milliardenhöhe. Doch die Realität holte den Hersteller ein. Produktionsprobleme, Qualitätsmängel und eine überbordende Kostenstruktur führten zu einem Schuldenberg von 5,8 Milliarden Dollar. Der Rücktritt von CEO Peter Carlsson und der Antrag auf Gläubigerschutz nach dem US-Insolvenzrecht (Chapter 11) markieren den vorläufigen Tiefpunkt.

Für Volkswagen ist dies ein schwerer Rückschlag. Der Konzern hatte nicht nur 355 Millionen Dollar in Northvolt investiert, sondern plante auch langfristig auf dessen Batteriezellen zu setzen. Mit der Insolvenz drohen nun Verluste und Verzögerungen bei der E-Mobilitätsstrategie.

Volkswagens riskante Abhängigkeit

Volkswagen hatte große Hoffnungen in Northvolt gesetzt. Mit der Beteiligung wollte der Konzern zeigen, dass er die Transformation zur Elektromobilität ernst nimmt und unabhängig von asiatischen Herstellern Batterien beziehen kann. Doch die Insolvenz zeigt, wie riskant diese Strategie war. Trotz eines Anteils von 21 % und finanzieller Unterstützung in Milliardenhöhe konnte VW keine strikte Kontrolle über die Unternehmensführung von Northvolt ausüben.

Die Probleme bei Northvolt betreffen auch die Produktion. Ursprünglich sollten Batterien von Northvolt für VWs Premium-Elektromodelle verwendet werden, während günstige Modelle Zellen von chinesischen Partnern erhalten. Mit der aktuellen Krise steht dieses Konzept auf der Kippe. Die Verzögerungen bei Northvolt könnten dazu führen, dass VW seine Abhängigkeit von asiatischen Herstellern noch länger akzeptieren muss.

Die Auswirkungen auf die Gigafactory in Heide

Ein Lichtblick für Volkswagen und die europäische Batteriewirtschaft ist die geplante Gigafactory von Northvolt in Heide, Schleswig-Holstein. Laut Northvolt ist die deutsche Tochtergesellschaft nicht direkt von der Insolvenz betroffen, da sie unabhängig finanziert wird. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck gab sich „vorsichtig optimistisch“ und betonte, dass die Bauarbeiten weitergehen. Dennoch steht das Projekt unter Druck: Die Produktion soll nun erst 2027 starten – ein Jahr später als ursprünglich geplant.

Die geplanten Fördermittel von Land und Bund in Höhe von 700 Millionen Euro wurden bislang nicht ausgezahlt, was die Unsicherheit zusätzlich erhöht. Hinzu kommt eine Wandelanleihe über 600 Millionen Euro, die größtenteils durch staatliche Garantien abgesichert ist. Sollten sich die finanziellen Probleme von Northvolt verschärfen, könnten deutsche Steuerzahler im schlimmsten Fall belastet werden.

Europas Batteriehoffnung in der Krise

Die Insolvenz von Northvolt wirft ein Schlaglicht auf die Schwierigkeiten der europäischen Batterieindustrie. Während chinesische Hersteller wie CATL und BYD den Markt dominieren, tun sich europäische Anbieter schwer, wettbewerbsfähig zu bleiben. Analysten wie Wolfgang Bernhart von Roland Berger schätzen, dass bis 2030 in Europa nur etwa 600 bis 700 Gigawattstunden an Batteriekapazität entstehen werden – weit weniger als ursprünglich geplant.

Für Volkswagen bedeutet dies eine schwierige Gratwanderung. Einerseits muss der Konzern seine E-Mobilitätsstrategie vorantreiben, andererseits stehen hohe Investitionen wie bei Northvolt auf dem Prüfstand. Der jüngste Rückzug von BMW, das milliardenschwere Batteriezellenaufträge bei Northvolt stornierte, zeigt, wie groß das Misstrauen in die Fähigkeit des Unternehmens ist, Qualitätsprobleme zu lösen und ambitionierte Ziele zu erreichen.

Volkswagen Aktie Chart

Ein düsterer Ausblick für Volkswagen?

Die aktuelle Lage zwingt Volkswagen dazu, die Zusammenarbeit mit Northvolt neu zu bewerten. Branchenexperten raten, die Beteiligung abzuschreiben und sich stärker auf etablierte asiatische Hersteller wie CATL, Samsung oder LG zu konzentrieren. Alternativ könnte VW auch seine eigene Batterietochter PowerCo stärken, die in Salzgitter eine eigene Zellproduktion aufbaut.

Dennoch bleibt die Frage offen, wie der Konzern das Vertrauen von Investoren und Kunden in seine E-Mobilitätsstrategie zurückgewinnen kann. Northvolt galt als symbolträchtiges Projekt für Europas Unabhängigkeit im Batteriegeschäft. Sein Scheitern ist ein herber Rückschlag, nicht nur für Volkswagen, sondern für die gesamte europäische Autoindustrie.

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