Ein gestiegener Auftragsbestand im ersten Quartal 2024/2025 lässt FORTEC-CEO Sandra Maile vorsichtig optimistisch nach vorne blicken.
Finanztrends.de im Gespräch mit Sandra Maile, Vorstandsvorsitzende der FORTEC Elektronik AG, über die „Fähigkeit, auch in einem widrigen Gesamtumfeld nachhaltig profitabel zu wirtschaften“, „attraktive Zukäufe als potenzielle Wachstumschance“ und zentrale Meilensteine für die nächsten fünf Jahre. Die Dividende will FORTEC stabil bei 0,85 EUR je Aktie halten und weist damit eine Dividendenrendite von knapp fünf Prozent auf.
Frau Maile, FORTEC hat sich in den letzten Jahren von einem Produktanbieter zu einem Lösungsdienstleister gewandelt. Können Sie uns mehr über diese Transformation erzählen und wie dieser Strategiewechsel das Geschäftsmodell beeinflusst hat?
Sandra Maile: FORTEC hat seine Positionierung als Konzern in den vergangenen Jahren entscheidend transformiert, indem wir uns von einem reinen Handelsunternehmen zu einem ganzheitlichen Systemlieferanten für industrielle Hightech-Produkte entwickelt haben. . Nun gilt es, unseren digitalen „Footprint“ sowie die Online-Absatzmärkte voranzutreiben. Der kontinuierliche Ausbau der digitalen Vertriebskanäle ist mit Online-Tools und weiteren Absatzkanälen eingeschlagen worden und befindet sich bereits in der Skalierung.
Ein Blick auf das letzte Geschäftsjahr
Das abgelaufene Geschäftsjahr 2023/2024 war herausfordernd, dennoch konnte FORTEC solide Zahlen präsentieren. Der Umsatz lag bei etwa 95 Mio. EUR, was einem Minus von 11 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Was waren die Hauptursachen für den Umsatzrückgang?
Sandra Maile: Im zurückliegenden Geschäftsjahr haben insbesondere Themen wie die Konjunkturschwäche, steigende Personalkosten und geopolitische Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg und den Spannungen zwischen den USA und China das Marktumfeld stark beeinträchtigt. Zudem haben sich viele unserer Kunden langfristig bevorratet und ihre Bestände nur langsam abgebaut.
Dies hat sich auch auf unser Geschäft ausgewirkt. In beiden Geschäftsbereichen, sowohl in der Datenvisualisierung als auch bei den Power Supplies, die von Aufträgen aus dem anspruchsvollen Defence-Bereich profitierten, waren wir mit geringer Investitionsbereitschaft und rückläufiger Nachfrage aus der Industrie konfrontiert.
Trotz des angesprochenen Umsatzrückgangs haben Sie es geschafft, eine solide EBIT-Marge von 7,4 % zu erwirtschaften. Wie bewerten Sie dieses Abschneiden?
Sandra Maile: Die realisierte EBIT-Marge entspricht dem langjährigen Durchschnitt und unterstreicht unsere Fähigkeit, auch in einem widrigen Gesamtumfeld nachhaltig profitabel zu wirtschaften. „We are small enough to care“ zeigt sich auch intern als Stärke, bei der schnellen Umsetzung von Maßnahmen.
Für das abgelaufene Geschäftsjahr schlagen Sie eine Dividende auf Vorjahresniveau von 0,85 EUR je Aktie vor, was auf dem aktuellen Kursniveau einer Dividendenrendite von annähernd 5 Prozent entspricht. Gab es intern Diskussionen über eine mögliche Dividendenkürzung, um angesichts der herausfordernden Rahmenbedingungen lieber die Substanz zu stärken?
Sandra Maile: Vorstand und Aufsichtsrat waren sich in der Position einig, trotz des Ergebnisrückgangs der kommenden Hauptversammlung am 13. Februar 2025 vorzuschlagen, eine unveränderte Dividende auszuschütten. Damit schaffen wir weiterhin zuverlässig Werte und setzen unsere auf Kontinuität ausgerichtete Dividendenpolitik der vergangenen Jahre fort.
Ebenso legen wir großen Wert auf die Thesaurierung des Gewinnvortrags, um die finanzielle Stabilität unseres Unternehmens zu sichern. Dies schafft die Basis für weiteres Wachstum und ermöglicht uns, flexibel und schnell auf Marktchancen zu reagieren. FORTEC wird auch in Zukunft an seiner bewährten Dividendenpolitik festhalten, um die Balance zwischen Ausschüttung und Investition in die Zukunft des Unternehmens zu wahren.
Welche Wachstumspläne hat Fortec?
Im zurückliegenden Geschäftsjahr hat FORTEC einen positiven Cashflow generiert und die Eigenkapitalquote lag bei über 74 %. Welche Pläne haben Sie, diesen finanziellen Spielraum zu nutzen, um organisches und anorganisches Wachstum voranzutreiben?
Sandra Maile: Wir prüfen weiterhin intensiv Möglichkeiten für anorganisches Wachstum. Auch wenn wir im vergangenen Geschäftsjahr keine Akquisition abgeschlossen haben, sehen wir attraktive Zukäufe weiterhin als potenzielle Wachstumschance. Dabei berücksichtigen wir die sich verändernden globalen Rahmenbedingungen und begleiten unsere Kunden in neue Märkte. Im Mittelpunkt unserer M&A-Strategie stehen Regionalisierung und geopolitische Resilienz.
Mit unserem neuen Entwicklungsstandort in Kairo haben wir im Jahr 2024 bereits Neuland betreten. Und natürlich überprüfen wir permanent unsere Markteinstiegsoptionen in weitere Regionen. Die regionale Diversifikation steht sowohl auf der Beschaffungsseite als auch bei den Absatzmärkten auf unserer Agenda für die nächsten Jahre, um neues Wachstum zu generieren und auch um Risiken zu minimieren.
Kommen wir zurück zum aktuellen Geschäftsverlauf: Sie sprechen von einem „schwächeren ersten Quartal“ des neuen Geschäftsjahres, berichten jedoch gleichzeitig über einen steigenden Auftragsbestand. Ist Letzteres schon ein Signal, dass Sie den Tiefpunkt schon hinter sich gelassen haben könnten?
Sandra Maile: Nach ersten Einschätzungen rechnen wir aufgrund der Sommermonate und den kurzfristigen Maßnahmen im abgelaufenen Geschäftsjahr 2023/2024 mit einem schwächeren ersten Quartal im laufenden Geschäftsjahr 2024/2025. Dennoch zeigt ein Book-to-Bill von 1,3 in den ersten drei Monaten und ein leicht gestiegener Auftragsbestand von 57,2 Mio. EUR zum 30.09.2024 nach 53,4 Mio. EUR zum 30.06.2024 positive Tendenzen, die auf eine Erholung hinweisen.
Zum Ausblick
Für das laufende Geschäftsjahr geben Sie einen „vorsichtig optimistischen Ausblick“. Auf welchen Annahmen basiert diese Prognose? Wo lauern die größten Risiken für das Erreichen Ihrer Jahresziele?
Sandra Maile: Im neuen Geschäftsjahr 2024/2025 werden wir weitere wichtige Investitionen in unser langfristiges Wachstum tätigen. Hierfür wollen wir sowohl neue Mitarbeiter einstellen – geplant ist eine Erhöhung der Mitarbeiterzahl um 6 % – als auch ein umfangreiches Investitionsprogramm im Volumen von 2 Mio. EUR umsetzen, was unsere Ergebnisentwicklung kurzfristig noch einmal belasten wird. Umsatzseitig sehen wir jedoch gute Chancen für eine Wiederaufnahme unseres Wachstumspfades. Aber auch diese Prognose steht natürlich unter dem Vorbehalt der weiteren makroökonomischen Entwicklung und der geopolitischen Unsicherheiten.
Fortec Elektronik Aktie Chart
Wie schon von Ihnen kommuniziert, sehen Sie eine gestiegene Konkurrenz durch asiatische Unternehmen, insbesondere im Bereich der Preispolitik. Wie begegnen Sie diesem Wettbewerb, was hebt FORTEC von diesen Konkurrenten ab?
Sandra Maile: Gemäß unserem Motto „Big enough to compete – small enough to care“ wollen wir auch künftig die traditionellen Werte mittelständischer Unternehmen leben und dabei unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit mit unserem „local to local“ Lösungsansatz kontinuierlich stärken.
FORTEC ist in den Bereichen Transportation, Medical und Defence stark aufgestellt, was sich auch in den Neuaufträgen zeigt. Wie wollen Sie diese Wachstumsmärkte in den nächsten Jahren weiter erschließen und welche Rolle spielen dabei maßgeschneiderte Lösungen?
Sandra Maile: Speziell für diese Märkte spielt die Einhaltung der notwendigen Spezifikation eine entscheidende Rolle. Ob Standard- oder maßgeschneiderte Lösung hängt von Faktoren wie z. B. Einbauumgebung, Abmessungen oder Umgebungstemperatur ab. FORTEC bietet sowohl Standard- als auch kundespezifische Lösungen an und verfügt über das entsprechende Beratungs-Know-how. Unsere Stärke entfaltet sich in der Zusammenarbeit. Wir teilen unser Fachwissen mit unseren Kunden und arbeiten eng mit ihnen zusammen. Unsere Unterstützung trägt dazu bei, dass unsere Kunden ihre Ziele schneller erreichen.
Zum Schluss eine Frage zu Ihrer langfristigen Strategie: Wo sehen Sie FORTEC in fünf Jahren und welche zentralen Meilensteine möchten Sie bis dahin erreichen?
Sandra Maile: In fünf Jahren haben wir unsere Präsenz in Europa und in den USA weiterentwickelt, den Aufbau im Mittleren Osten mit dem Ansatz „Local to Local“ weitestgehend abgeschlossen, die Anpassung unserer Produktionsstandorte an neue Anforderungen, z. B. die Skalierung der Produktion in Tschechien, sowie gezielte Vertriebsinitiativen erfolgreich umgesetzt.
Frau Maile, vielen Dank für das Interview!