Vorstandsinterview Exklusiv: Circus SE – KI-Robotik für autonome Versorgungs-Infrastruktur

Im exklusiven Interview erklärt CEO Nikolas Bullwinkel, wie das Unternehmen mit Embodied AI und intelligenten Systemen den globalen Food-Service-Markt transformiert.

Auf einen Blick:
  • Intelligente Automatisierung der Speisenzubereitung
  • Kombination von KI, Robotik und Datenanalyse
  • Expansion in internationale Märkte geplant
  • Nachhaltigkeitsfokus durch Abfallreduzierung
  • Hohe Margen durch SaaS-Geschäftsmodell angestrebt

Die Circus SE ist mit ihrem autonomen KI-Roboter CA-1 und einer Softwareplattform für Embodied AI einer der weltweiten Vorreiter für KI-gestützte Automatisierung im Food-Service-Sektor.

Circus SE hat den Start der Produktion der CA-1 Series 4 angekündigt. Das ist die fortschrittlichste Generation des von Circus entwickelten autonomen Systems zur Speisenzubereitung. Dieser neue Roboter kann bis zu 500 Mahlzeiten pro Beladung mit Zutaten herstellen, ist außerdem über 450 kg leichter als das Vorgängermodell. Darüber hinaus verfügt diese Serie über eine vollständig integrierte Bestell- und Benutzeroberfläche, die KI-gestützt ist. Die ersten Auslieferungen der neuen Series 4 an die Kunden sollen im Sommer 2025 beginnen. Wir haben exklusiv mit Circus-CEO Nikolas Bullwinkel über Technologie, Skalierung und die Zukunft datengetriebener Ernährungssysteme gesprochen.

Finanztrends: Herr Bullwinkel, die Circus SE sieht sich als „ein weltweit führender Anbieter von Embodied-AI-Lösungen“. Was genau bietet Circus seinen Kunden?

Nikolas Bullwinkel, CEO / @ Circus SE

Nikolas Bullwinkel: Wir ermöglichen die autonome Produktion frischer Mahlzeiten durch eine vollständige Integration von KI, Sensorik, Robotik und Software in einem Embodied AI System. Unsere Plattform besteht aus zwei zentralen Elementen: dem CA-1 – einem industrietauglichen, autonomen Produktionsroboter – und dem CircusOS, unserem KI-nativen Betriebssystem. Gemeinsam ermöglichen sie die vollautomatische Herstellung frischer Gerichte in konstant hoher Qualität – ohne Personalaufwand, mit hoher Effizienz und maximaler Planbarkeit. So entsteht ein neues Paradigma für den Food-Service-Bereich, welcher heute von Personalmangel und operativer Ineffizienz geprägt ist.

Finanztrends: Sie sprechen von einem „KI-nativen Betriebssystem“: Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz konkret in Ihrem Geschäftsmodell?

Nikolas Bullwinkel: Künstliche Intelligenz findet sich heute in jedem unserer Prozesse – von der Echtzeitsteuerung der Robotik über das adaptive Ressourcenmanagement bis hin zur laufenden Optimierung von Rezepturen und Abläufen. Unsere KI lernt fortlaufend aus jedem ausgeführten Zubereitungsprozess, erkennt Muster, passt Prozesse an und prognostiziert zukünftige Nachfrage. Über unsere SaaS-Infrastruktur stellen wir sicher, dass jede verbundene CA-1 Einheit kontinuierlich intelligenter wird – datenbasiert, präzise und hochgradig skalierbar.

Finanztrends: Was erhoffen Sie sich von den Übernahmen von FullyAI und der Campo Group?

Nikolas Bullwinkel: FullyAI erweitert unser System um KI-Agenten und hochpräzises Vision-Modeling – Technologien, die bereits mit Kunden wie Meta vertestet wurden. Das beschleunigt unsere Entwicklung von autonomen Entscheidungen und visuell gestützter Qualitätskontrolle erheblich. Die Campo Group bringt darüber hinaus tiefes operatives Know-how im Bereich Gemeinschaftsverpflegung und Zugang zu realen Prozessdaten ein – eine essenzielle Grundlage für die Weiterentwicklung unserer Algorithmen. Beide Übernahmen stärken unsere technologische Tiefe und strategische Skalierbarkeit. 

Finanztrends: Was macht Ihre Technologie – insbesondere den CA-1, dessen neueste Version CA-1 Series 4 sie gerade vorgestellt haben – einzigartig im Vergleich zu anderen Anbietern wie goodBytz oder Miso Robotics? Wie sichern Sie langfristig Ihren technologischen Vorsprung?

Nikolas Bullwinkel: Wir verstehen uns hier deutlich mehr als KI-Software-Anbieter, denn als Robotik-Wettbewerber. Unsere Lösung ist kein Automatisierungswerkzeug, sondern ein intelligentes Produktionssystem, das auf KI, Software und Robotik basiert – unsere KI agiert physisch, reagiert dynamisch und ist vollständig in den Materialfluss eingebunden. Der CA-1 Series 4 ist ein industrielles Gesamtsystem, das Robotik, visuelle Erkennung, adaptive Mechanik und cloudbasierte Software in Echtzeit synchronisiert. Mit unserer patentierten Plattformtechnologie, dem software-zentrierten Aufbau und der gestarteten Serienproduktion sind wir technologisch führend – nicht nur im Vergleich, sondern im gesamten Segment.

Unabhängig von der Positionierung freuen wir uns ehrlich über jeden Wettbewerber in diesem 2,6 Billionen-Euro-Markt. Wir wollen nachhaltig verändern, wie sich die Menschheit ernährt – dazu braucht es mehr als einen Anbieter am Markt. Junge Startups wie goodbytz bieten da vielversprechende Konzepte.

Finanztrends: Ihr Geschäftsmodell kombiniert wie bereits angesprochen den Verkauf von Hardware mit wiederkehrenden SaaS-Umsätzen. Wie schaffen Sie es, diese beiden Einnahmequellen optimal zu verzahnen, und wie stellen Sie sicher, dass die Kunden langfristig sowohl Ihre Hardware als auch Ihre Softwarelösungen nutzen?

Nikolas Bullwinkel: Unsere Hardware ist die physische, exekutive Schnittstelle zu unserer KI – sie schafft die Grundlage für datengetriebene Produktion von frischen Mahlzeiten. Kunden erwerben nicht nur eine Maschine, sondern erhalten kontinuierlichen Zugang zu unserer Softwareplattform Circus OS, die sich dynamisch weiterentwickelt. Durch regelmäßige Software-Updates, neue KI-Funktionen und integrierte Services wird das System über Zeit leistungsfähiger und wertvoller – was die langfristige Nutzung wirtschaftlich wie auch technisch attraktiv macht. 

Finanztrends: Sie schätzen das Marktpotenzial auf 80 Millionen Standorte weltweit. Welche Zielmärkte priorisieren Sie für die Expansion, und wie unterscheiden sich die Anforderungen in diesen Märkten?

Nikolas Bullwinkel: Wir fokussieren uns auf Märkte mit hohem Automatisierungsbedarf und komplexen Produktionsanforderungen: Betriebsverpflegung, Flughäfen, Klinikversorgung, Hospitality-Chains und temporäre sowie militärische Anwendungen. Europa steht für Effizienz und regulatorische Standards, Asien verlangt Skalierbarkeit und Geschwindigkeit. In den USA bereiten wir mit der CA-1 Series 4 gerade den kommerziellen Rollout vor – alle regulatorischen Anforderungen befinden sich bereits in der Umsetzung. Parallel dazu analysieren wir aktuell erste Partnerschaften im Verteidigungsbereich – dort, wo autonome Versorgungslösungen zur Grundinfrastruktur werden wird.

Finanztrends: Einer Ihrer großen Vorteile ist die spürbare Reduzierung von Food Waste. Können Sie uns mehr über die zugrunde liegende Technologie zur Abfallvermeidung und deren Auswirkungen auf die Betriebskosten der Kunden erklären?

Nikolas Bullwinkel: Unsere Systeme kombinieren präzise Bedarfsprognosen mit just-in-time Produktion und intelligenter Lagerführung. Die KI erkennt Verbrauchsmuster, steuert Beschaffung und Produktion bedarfsgerecht und passt sich in Echtzeit an veränderte Rahmenbedingungen an – etwa bei Wetter, Feiertagen oder Eventbetrieb. Damit erreichen wir einen Abfallanteil von unter fünf Prozent – ein technologischer Meilenstein, der die Betriebskosten drastisch senkt und Nachhaltigkeitsziele greifbar macht.

Finanztrends: Da die Einführung vollautonomer Systeme oft regulatorische Hürden mit sich bringt, wie begegnen Sie diesen Herausforderungen in verschiedenen Regionen, insbesondere in Europa und den USA?

Nikolas Bullwinkel: Regulatorik ist für uns kein Hindernis, sondern Bestandteil unserer Produktarchitektur. Unsere Systeme erfüllen bereits heute die CE-, ISO-, HACCP- und NSF-Vorgaben. Wir entwickeln gezielt global einsetzbare Technologie, die sich regulatorisch anpassen lässt – mit einem klaren Fokus auf Lebensmittelsicherheit, Prozesshygiene und maschineller Transparenz. Das schafft Vertrauen und beschleunigt die internationale Skalierung. 

Finanztrends: Wie skalieren Sie bestehende Partnerschaften – und welche Branchen sehen Sie als nächste Wachstumstreiber?

Nikolas Bullwinkel: Pilotprojekte wie das kürzlich veröffentlichte mit Mangal x LP10 sind der Ausgangspunkt für skalierbare Netzwerkarchitekturen – eingebettet in urbane Infrastrukturen, Verkehrsknotenpunkte und sogenannte High-Footfall-Zonen. Darüber hinaus analysieren wir Anwendungen in Mobilität, Logistik und Verteidigung. Embodied AI ist nicht auf den Food-Bereich begrenzt – überall dort, wo autonome Produktion und intelligente Versorgung benötigt werden, kann unser System adaptiert und eingesetzt werden. 

Finanztrends: Ihre Prognosen zeigen eine potenzielle EBIT-Marge von 30 bis 35 Prozent bis 2030. Welche kurz- bzw. längerfristigen Maßnahmen ergreifen Sie, um den Weg zur Rentabilität zu schaffen oder zu beschleunigen?

Nikolas Bullwinkel: Wir bauen auf ein hochprofitables Zusammenspiel aus Serienproduktion, wiederkehrenden Software-Einnahmen und interner Automatisierung. Durch Skalierung unserer Produktionseinheiten sinken die Stückkosten signifikant. Gleichzeitig wächst unser SaaS-Geschäft über jeden installierten CA-1 kontinuierlich. KI-gestützte Abläufe – intern wie extern – erhöhen die operative Effizienz massiv. Wir sehen bereits heute klare Hebeleffekte, die uns frühzeitig in die Nähe unserer Zielmargen bringen.

Finanztrends: Mit der Auslagerung der Produktion an einen Drittanbieter hängen Ihre Wachstumspläne stark von der Lieferkette ab. Wie stellen Sie sicher, dass Lieferkettenengpässe und Produktionsprobleme vermieden werden?

Nikolas Bullwinkel: Unsere Zusammenarbeit mit einem global operierenden Fertigungspartner mit über 40 Standorten gibt uns maximale Resilienz. Wir haben Produktionsmodelle entwickelt, die sich dynamisch zwischen Regionen verlagern lassen – um Zölle, geopolitische Verschiebungen oder Rohstoffengpässe abzufedern. Ergänzt durch Echtzeit-Supply-Chain-Monitoring und redundante Strukturen schaffen wir ein Liefernetzwerk, das auf globale Skalierung ausgelegt ist – nicht auf lokale Abhängigkeit.

Finanztrends: Welche technologischen Innovationen planen Sie, um Ihr Produktportfolio in den kommenden Jahren weiter auszubauen?

Nikolas Bullwinkel: Wir entwickeln derzeit agentenbasierte KI-Systeme, die komplexe Entscheidungen unabhängig treffen, Umgebungen verstehen und interaktiv mit anderen Systemen kommunizieren. Ergänzt wird das durch digitale Zwillinge zur Produktionssimulation und Middleware-Komponenten für Systemintegration. Unsere Vision: eine generische, modulare Infrastruktur für autonome Lebensmittelproduktion, die sich in verschiedenste Industrien und Umgebungen einfügt – von urbanen Hubs bis zu abgelegenen Versorgungseinheiten. 

Finanztrends: Und zum Schluss: Wie blicken Sie auf den kommenden Produktionsstart Ihrer neuen Roboter-Serie?

Nikolas Bullwinkel: Mit enormem Stolz und einer klaren Zukunftsvision. Die CA-1 Series 4 markiert den Start der Serien-Produktion intelligenter Embodied-AI-Systeme im Food-Service als globales Novum. Wir stehen vor der Kommerzialisierung mit mehreren internationalen Partnern und bereiten derzeit die Auslieferung erster Großserienprojekte vor. Was jetzt beginnt, ist mehr als ein Produktlaunch – es ist der Eintritt in eine neue Ära autonomer Produktion.

Finanztrends: Herr Bullwinkel, wir bedanken uns für das Gespräch.

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