Vorstandsinterview Exklusiv: B+S Banksysteme – „Wir gewinnen Marktanteile“

Der Spezialist für Bankensoftware B+S Banksysteme AG hat im letzten Geschäftsjahr hervorragend abschneiden können. Doch was liegt jetzt vor dem Unternehmen?

Auf einen Blick:
  • Die Kernkompetenzen von B+S Banksysteme
  • Letztes Geschäftsjahr mit deutlichen Schub - Die Gründe
  • Was erwartet B+S Banksysteme für das neue Jahr?
  • Was sind die größten Herausforderungen?

Die B+S Banksysteme AG hat das Geschäftsjahr 2023/24 mit einem Gewinnsprung bei zweistelligem Umsatzwachstum abgeschlossen. Wie B+S der Konkurrenz stets einen Schritt voraus ist, erklärt Vorstand Simon Berger im Gespräch mit Finanztrends.de.

Mit der erfolgreichen Umsetzung neuer Kundenaufträge hat die B+S Banksysteme im abgelaufenen Geschäftsjahr die Grundlage für höhere Wartungs- und ASP-Einnahmen – und damit wiederkehrende Erlöse – in der Zukunft geschaffen. Analyst Dr. Adam Jakubowski von SMC Research sieht „Umsatz und Ergebnis weit über den Erwartungen“ und hat sein Kursziel für die B+S-Aktie auf 4,30 Euro angehoben. B+S-Vorstand Simon Berger zeigt sich im Gespräch mit Finanztrends.de optimistisch: „Ich weiß, dass wir ein hervorragendes Produkt und ein Spitzenteam haben. Darüber hinaus lösen wir aktuell vermehrt andere Dienstleister ab.“

Finanztrends.de: Herr Berger, können Sie bitte für Anleger, die Ihre Gesellschaft noch nicht kennen, Ihr Geschäftsmodell kurz skizzieren?

Vorstand Simon Berger / © B+S Banksysteme

Simon Berger: Die B+S Banksysteme ist ein klassisches Softwareunternehmen mit Fokus auf Banken und Finanzdienstleister im weitesten Sinne. Wir haben in den 1980er Jahren im Bereich Zahlungsverkehr angefangen und bieten heute für nahezu alle bankfachlichen Prozesse Softwarelösungen an. Unser Produktportfolio ist modular aufgebaut, sodass wir sehr flexibel auf die jeweiligen Bedürfnisse der Kunden eingehen können. Der Hauptsitz von B+S ist seit 2008 in München, weitere Standorte befinden sich in Österreich (Salzburg) und in der Schweiz (Kanton Bern).

Welche Ihrer Produkte und Dienstleistungen haben sich im Wettbewerb besonders bewährt, und welche Rolle spielt dabei die zunehmende Digitalisierung der Finanzwelt?

Simon Berger: Unsere Kernkompetenz liegt im Bereich Außenhandel. Hier bieten wir Lösungen für die Bereiche Treasury, Fremdwährungskontoführung sowie internationaler und dokumentärer Zahlungsverkehr. Der Nachholbedarf vieler Finanzdienstleister im Bereich der Digitalisierung gibt uns Rückenwind. Dabei gehören neben Privatbanken, Sparkassen, Raiffeisen- und Volksbanken, Landesbanken sowie Onlinebanken auch verstärkt andere Softwareanbieter zu unserem Kundenkreis.

B+S Banksysteme schafft Wachstumsschub

Das abgelaufene Geschäftsjahr 2023/24 war für B+S Banksysteme besonders erfolgreich. Sie konnten den Umsatz um 13 % steigern und das EBIT deutlich verbessern. Was waren Ihrer Meinung nach die Schlüsselfaktoren für diesen Erfolg?

Simon Berger: Im abgelaufenen Geschäftsjahr hatten wir in allen Konzerngesellschaften ein sehr starkes Projektgeschäft. Sowohl mit Neukunden, aber im Wesentlichen auch mit Bestandskunden. Aufgrund der gestiegenen regulatorischen Anforderungen ist der Markt wieder in Bewegung gekommen und die Banken sind dazu übergegangen, Dienstleister zu konsolidieren. Dass wir in diesem schwierigen Transformationsprozess in der aufnehmenden Rolle sind und bei unseren Kunden andere Dienstleister ablösen dürfen, spricht für sich.

Quelle: Tradingview

Ein Punkt aus dem abgelaufenen Geschäftsjahr herausgegriffen: Sie haben die Personalaufwandsquote gesenkt und trotzdem den Umsatz erhöht. Welche Maßnahmen haben Sie ergriffen, um diese Effizienzsteigerung zu erreichen?

Simon Berger: Diese Effizienzsteigerung ist im Wesentlichen auf zwei Aspekte zurückzuführen: Zum einen haben wir in den weniger rentablen Geschäftsbereichen Personal abgebaut bzw. die Geschäftsbereiche insgesamt abgestoßen. In der Folge konnten wir uns auf die lukrativen Kernprodukte fokussieren und haben in diesen Bereichen sogar Personal aufgebaut. Zum anderen befinden wir uns aktuell auch in einer Phase des kontinuierlichen Generationenwechsels, sodass wir uns laufend verjüngen müssen – und dies bisher auch sehr erfolgreich geschafft haben.

Während Ihre Umsätze im Bereich Lizenzen und Solutions um 60 % zugelegt haben, sind die Wartungs- und Hosting-Erlöse sogar leicht gesunken. Was war der Grund für diese Entwicklung?

Simon Berger: Dass die Wartungs- und Hosting-Erlöse insgesamt nur leicht gesunken sind, zeigt indirekt die Stärke der B+S Banksysteme, da einer unserer größten Kunden sein Geschäft eingestellt hat und wir dies ohne größere Probleme kompensiert haben. Und durch die erfolgreiche Umsetzung neuer Kundenaufträge haben wir nicht nur kurzfristig höhere Umsätze im Bereich Lizenzen und Solutions erzielt, sondern gleichzeitig die Grundlage für höhere Wartungs- und ASP-Einnahmen – und damit wiederkehrende Erlöse – in der Zukunft geschaffen.

Was wird im neuen Geschäftsjahr erwartet?

Für das neue Geschäftsjahr sind Ihre Prognosen vergleichsweise verhalten. Dabei verweisen Sie insbesondere auf das starke Projektgeschäft im vergangenen Geschäftsjahr. Wie bewerten Sie die aktuelle Auftragslage und was sind Ihre grundsätzlichen Erwartungen an das neue Geschäftsjahr?

Simon Berger: Wir sind mit der aktuellen Auftragslage zufrieden. Zudem ist unsere Vertriebspipeline durchaus vielversprechend, aufgrund der Erfahrungen der Vorjahre wollen wir hier jedoch nicht zu euphorisch sein. Auf dem Weg zur jeweiligen Vertragsunterschrift kommen viele Weichen.

Aufgrund bestehender Verträge und vorhandener Projektaufträge rechnen wir für das Geschäftsjahr 2024/25 damit, die Umsatzerlöse auf dem Vorjahresniveau halten zu können. Zudem wollen wir den Anstieg der Kosten weiterhin unterhalb der aktuellen Inflationsrate halten und erwarten für die B+S Gruppe im laufenden Geschäftsjahr ein EBIT im unteren einstelligen Millionen-Euro-Bereich.

Wie dynamisch ist der Bankensektor aktuell, wenn es um neue Produkte oder Dienstleistungen geht?

Simon Berger: Tatsächlich sind Banken im Bereich der Software nicht sehr dynamisch. Haupttreiber ist aktuell vielmehr die Regulatorik. Softwareprodukte für Banken müssen grundsätzlich zwei essenzielle Faktoren erfüllen: Sie müssen sowohl regulatorisch als auch technisch up-to-date sein. An beide Punkte können wir einen Haken machen, wie das aktuelle Projektgeschäft unterstreicht.

B+S hat in den vergangenen Jahren stark in die Cloud- und Hosting-Infrastruktur investiert. Wie sehen Sie die Zukunft dieses Bereichs in Bezug auf das Wachstumspotenzial, insbesondere im DACH-Raum? Sehen Sie Chancen, Ihre Services auch über diese Region hinaus anzubieten?

Simon Berger: Das Neugeschäft findet fast ausschließlich im Bereich Software-as-a-Service (SaaS) statt. Ausgenommen hiervon sind natürlich die großen Rechenzentren, welche die Software selbst betreiben und nach wie vor für den Eigenbetrieb lizenzieren. Persönlich stufe ich die Schweiz und Österreich aktuell interessanter ein als den deutschen Markt. Außerhalb des D-A-CH-Raums planen wir aktuell keinen aktiven Markteintritt, sehr wohl sind wir aber mit Partnern und Kunden bereits in andere europäische Länder vorgestoßen.

Die Herausforderungen im Bankensektor

Der Markt für Bankensoftware ist nach wie vor hart umkämpft. Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen für Unternehmen wie B+S in den kommenden Jahren, und wie bereiten Sie sich auf diese Herausforderungen vor?

Simon Berger: Die drei größten Herausforderungen sind die Regulatorik, die Technik und das Personal. Diese Themen sind wir in der Vergangenheit stets aktiv angegangen. Vor fünf Jahren haben wir beispielsweise den Schritt gewagt und eine ZAG-Lizenz beantragt. Seit gut vier Jahren sind wir nun ein Zahlungsinstitut. Diese Transformation war anfangs schwierig, im Vergleich zu anderen Softwareanbietern gibt uns dies aber einen gewaltigen Vorteil im Bereich der Regulatorik, da wir hier stets einen Schritt voran sind. Gleiches gilt für die Gefahr der technischen und personellen Überalterung. In diesen drei Bereichen werden wir uns nicht ausruhen und auch künftig eine aktive Rolle spielen.

B&S Banksysteme Aktie Chart

Wo sehen Sie die Gesellschaft in fünf Jahren? Haben Sie konkrete Mittelfristziele?

Simon Berger: Würde ich Ihnen heute ehrlich sagen, wo ich die B+S in fünf Jahren sehe, würden sie mich wahrscheinlich für verrückt erklären. Deshalb nur so viel, ich weiß, dass wir ein hervorragendes Produkt und ein Spitzenteam haben. Darüber hinaus lösen wir aktuell vermehrt andere Dienstleister ab und gewinnen Marktanteile. Das wird am Markt nicht unbemerkt bleiben.

Herr Berger, vielen Dank für das Interview!

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