Voltabox AG: Interview mit Stefan Westemeyer (IR-Manager) auf der Münchener Kapitalmarktkonferenz

Sehr geehrter Herr Westemeyer, Voltabox wurde ja aus Paragon heraus gegründet, für die Sie ebenfalls als IR-Manager tätig sind. Heutiges Thema soll jedoch ausschließlich Voltabox sein – ein Unternehmen, das Batterien und Akkus herstellt und somit vom Trend hin zur Elektromobilität profitieren sollte. Leider gab es im Jahr 2019 jedoch schlechte Nachrichten aus dem Hause Voltabox, der Aktienkurs brach infolge einer Umsatz- und Gewinnwarnung dramatisch ein. Können Sie unseren Leserinnen und Lesern etwas mehr dazu sagen? Wie schätzt man die aktuelle Situation bei Voltabox selbst ein?

Antwort von Stefan Westemeyer: Was Sie gesagt haben, ist leider richtig. Aber wir wollen aus Fehlern lernen. Darum hat unser CEO, Jürgen Pampel, hier auf der MKK in den Gesprächen mit Investoren und Analysten deutlich gemacht, dass zukünftige Prognosen mit noch größerer Vorsicht angegangen werden.

Man hat daher bei der Erstellung der Prognose einen Bottom Up-Ansatz verfolgt. Konkret bedeutet das, dass also in die neue Prognose für das Geschäftsjahr 2020 nur Aufträge einbezogen sind, die sicher sind.

Herr Pampel selbst bezeichnet die Prognose für das Geschäftsjahr 2020 daher gerne als konservativ realistisch. Rückschläge sind natürlich nicht ausgeschlossen. Aber es herrscht große Zuversicht. Idealerweise können wir auf dieser Basis die ausgegebene Prognose sogar noch übertreffen.

Denn natürlich wissen wir, dass Voltabox durch die Umsatz- und Gewinnwarnung massiv an Vertrauen bei den Investoren eingebüßt hat. Dieses Vertrauen möchten wir jetzt Stück für Stück zurückgewinnen, auch wenn wir wissen, dass dies kein einfacher Weg ist.

Die Umsatz- und Gewinnwarnung basierte, wenn ich es richtig in Erinnerung habe, auf einem Problem bei Ihrer US-Tochter in Texas. Dort kam es wohl zur Verzögerung bei einem eingeplanten Großauftrag. Ist das so korrekt? Und wie sieht es mit diesem Großauftrag jetzt aus? Wenn dieser nur verschoben wurde, müsste er ja in 2020 ihre Umsatz- und Gewinnentwicklung beflügeln, oder?

Antwort von Stefan Westemeyer: Ja, das stimmt. Die Umsatz- und Gewinnwarnung basierte, das haben wir ja auch stets so kommuniziert, auf einem negativen Einmaleffekt, eben einer Projektverschiebung. Es handelt sich also nicht um ein strukturelles Problem.

Derzeit läuft die Validierungsphase, sodass wir wohl schon im Laufe des ersten Quartals 2020 mit der Auslieferung beginnen können. Dementsprechend soll uns dieser Großauftrag tatsächlich dabei helfen, das Geschäftsjahr 2019 mit einem guten Umsatzwachstum und der Rückkehr in die Profitabilität vergessen zu machen.

Ich kann an dieser Stelle gerne mal etwas genauer darauf eingehen. So handelt es sich hier um einen neuen Kunden, der unsere Batterien zur Ausrüstung von 5G-Sendemasten benötigt. Kurz vor Produktionsstart hat dieser Kunde dann die technischen Anforderungen an die Batteriesysteme nochmals verändert, wodurch sich das ganze Projekt verschoben hat.

Inzwischen haben wir die geänderten Anforderungen erfüllt, was für uns prinzipiell kein großes Problem war. Denn wir verfolgen ja ein modulares Konzept, was uns auszeichnet und die Entwicklung bestmöglich flexibel macht. Was Zeit in Anspruch nimmt, ist die Validierung. Diese ist, wie eben erwähnt, nahezu abgeschlossen.

Derzeit läuft diese Validierungsphase, so dass wir wohl schon im Laufe des ersten Quartals 2020 mit der Auslieferung beginnen können. Dementsprechend hilft uns dieser Großauftrag tatsächlich sehr dabei ein deutlich besseres Geschäftsjahr 2020 hinzulegen und damit das letzten Endes schwache Geschäftsjahr 2019 vergessen zu machen.

Man darf als Anleger also ein sehr starkes erstes und zweites Quartal 2020 von Voltabox erwarten?

Antwort von Stefan Westemeyer: Das ist anzunehmen, und zwar gleich in mehrfacher Hinsicht. Denn nicht nur, dass wir unter anderem aufgrund dieses Großauftrags eine positive Umsatzentwicklung erwarten. Vielmehr hatten wir ja ursprünglich eben geplant, diesen Großauftrag schon in 2019 abwickeln zu können und daher auch bereits die entsprechenden Investitionen getätigt.

Dies hat nun zur Folge, dass wir aus dem Bestand heraus produzieren können, was sich entsprechend auf unsere Kostenbasis im Geschäftsjahr 2020 auswirkt. Dies ist ein Grund, weshalb wir in 2020 bereits wieder eine EBIT-Marge zwischen 5 und 7 Prozent anstreben. Wir hoffen, dass wir auch dadurch das Vertrauen der Anleger zurückgewinnen werden.

Ich hatte ja schon erwähnt, dass Voltabox von Paragon gegründet wurde, weshalb Sie ja auch beide Unternehmen als IR-Manager vertreten. Paragon ging damals an den Neuen Markt, war dann aber auch mal in der Insolvenz. Auch darum haben viele Anleger vielleicht ein wenig Angst, dass sich so etwas bei Voltabox wiederholen könnte. Das halten Sie aber für ausgeschlossen? Und auch der Handelsstreit der USA mit China kann da Ihr Unternehmen nicht in eine solch existenzielle Krise manövrieren?

Antwort von Stefan Westemeyer: Nein, dafür gibt es überhaupt keine Anzeichen. Der Handelskrieg gefährdet uns aktuell und perspektivisch gar nicht. Denn wir haben ja eine Tochtergesellschaft in den USA, die auch dort produziert, sodass wir von möglichen Handelsbarrieren nicht betroffen sind.

Interessant für Ihre Leserinnen und Leser könnte sein, dass wir zukünftig im Rahmen einer Kooperation mit e-troFit, ZF (Friedrichshafen) und Valeo herkömmliche Diesel-Busse auf Elektroantrieb umrüsten möchten. Dieses Geschäft bietet auch Chancen auf Absatzmärkte weltweit, beispielsweise Afrika und Südamerika. Die ersten Lithium-Ionen-Batterien zur Umrüstung der Busse werden wir bereits in 2020 produzieren.

Herr Westemeyer, ich bedanke mich für das hochinteressante Gespräch, wünsche Ihnen viel Erfolg und werde die Entwicklungen bei Voltabox in 2020 sicherlich engmaschig verfolgen!

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