Liebe Leserin, Lieber Leser,
Volkswagen kann schon seit einer Weile nicht mehr richtig punkten. Das lässt sich auch Aktienkurs ablesen, der momentan nur knapp über dem 52-Wochen-Tief vor sich hindümpelt. Die Gründe für die schwache Performance sind zahlreich und hängen unter anderem mit einer enttäuschenden Nachfrage in China zusammen. Bei Elektroautos ist Volkswagen bisher kein echter Durchbruch gelungen und die Konkurrenz bietet zuweilen schlicht mehr fürs Geld.
Kritik handelte sich Volkswagen immer wieder mit seiner Software ein. Nach Ansicht nicht weniger Beobachter wirkt jene bis heute stellenweise veraltet. Die Software-Tochter Cariad sollte zwar für Besserung sorgen. Die zeitlichen Ziele wurden aber immer wieder verfehlt und Insidern zufolge hängt man bei der Tochter Audi bei Modellanläufen schon seit zwei Jahren hinter dem eigentlichen Zeitplan hinterher. Da scheint es höchste Zeit zu sein, um etwas zu verändern.
Volkswagen: Rivian soll es richten
Gelingen soll genau das nun mit einer neuen Partnerschaft mit dem US-Konzern Rivian. Wie das „Handelsblatt“ berichtet, ist ein Joint Venture für die Software-Entwicklung beschlossen worden, für das die beiden Partner schon in den kommenden Wochen die Zustimmung durch die zuständigen Behörden erwarten. Volkswagen nimmt für das Projekt viel Geld in die Hand. Eine Milliarde US-Dollar sollen direkt fließen; weitere vier Milliarden Dollar sind für zukünftige Entwicklungen vorgesehen.
Erste Ergebnisse soll es in der zweiten Hälfte des laufenden Jahrzehnts zu sehen geben, welche nicht mehr allzu weit entfernt ist. Volkswagen verspricht sich von der Zusammenarbeit, die „besten Lösungen“ schneller und bei geringeren Kosten in seine Fahrzeuge zu bringen. An der Börse wird das Ganze vor allem von den Aktionären von Rivian gefeiert.
Befreiungsschlag für Rivian
Rivian hinterließ mit seinen Elektro-Pickups bisher keine gute Figur. Gewinne konnte der erst 2009 gegründete Konzern bislang noch nie vorweisen. Stattdessen wurden und werden Milliarden verbrannt und mancher Anleger sah das Unternehmen schon auf dem sicheren Weg in den Exitus. Der Deal mit Volkswagen ist da in gewisser Weise ein Rettungsanker, der das Fortbestehen über die kommenden Jahre absichern dürfte.
Die Partnerschaft könnte auch noch auf Hardware ausgeweitet werden, wie Volkswagen-Chef Oliver Blume bekundete. Für den Moment liegt der Fokus aber voll und ganz auf der Software. Die Rivian-Aktie kannte kein Halten mehr, nachdem die Partnerschaft offiziell verkündet wurde. Nachdem es bereits im Handel am Dienstag um gut acht Prozent aufwärts ging, legte der Titel nachbörslich um knapp 50 Prozent bis auf 17,93 Dollar zu. Das ist der höchste Kurs seit mehr als zwei Jahren.
Volkswagen auf neuen Wegen
Volkswagen Aktie Chart
Bei den Anteilseignern von Volkswagen fällt die Stimmung etwas verhaltener aus. Dem Ganzen ist durchaus etwas Positives abzugewinnen und in Wolfsburg würde man kaum derart viel Geld in die Hand nehmen, würde man sich von der Partnerschaft nicht signifikante Vorteile erwarten. An den Märkten macht sich aber auch die Sorge breit, dass dadurch eigene Entwicklungen vernachlässigt oder gar auf Eis gelegt werden könnten. Zumindest einige Beobachter sprechen schon von einem „Sargnagel“ für die Software-Tochter Cariad. Volkswagen selbst spricht allerdings von einem „ergänzenden“ Charakter der neuen Partnerschaft.
Was bei Cariad jetzt oder in Zukunft passieren mag, darüber lässt sich aktuell nur spekulieren. Die neue Partnerschaft zeugt aber schon davon, dass Volkswagen mit der eigenen Software-Sparte nicht zufrieden ist und in absehbarer Zeit nicht mit ausreichend Besserung rechnet. Da hier ebenfalls schon Milliarden investiert wurden, bleibt bei den Anlegern ein etwas fader Nachgeschmack.
Kann die Volkswagen-Aktie jetzt wieder aufdrehen?
Optimisten sehen aber, dass Volkswagen eines der wohl größten Probleme im Konzern endlich beherzt angeht, was für die Zukunft durchaus Chancen verspricht. Ob die Aktie darauf schon heute mit gewaltigen Kurssprüngen reagieren wird, darf wohl eher bezweifelt werden. Vielleicht wird aber der Grundstein gelegt, um endlich den weg zurück in den Aufwärtskanal finden zu können.
Abhängen wird dies aber auch von zahlreichen anderen Faktoren wie der Nachfrage in China, mögliche Importzölle in der EU und der allgemeine Zustand der globalen Konjunktur. Die neue Partnerschaft ist vor allem für Rivian ein Befreiungsschlag. Für Volkswagen ist es hingegen eher als eine Chance zu verstehen, wobei aber auch noch einiges schiefgehen kann. An den generellen Aussichten für die Aktionäre hat sich erst einmal nichts geändert.
Besser spät als nie?
Kritik wird sich Volkswagen wohl auch dafür gefallen lassen müssen, erst jetzt auf eine Partnerschaft im Software-Bereich zu setzen. Jahrelang versteifte sich der Automobil-Gigant darauf, selbst Lösungen zu liefern, fiel dabei aber immer weiter hinter die große Konkurrenz zurück. Hätte das Management schon vor einigen Jahren offen gegenüber Kooperationen gezeigt, könnte man heute schon zwei oder drei Schritte weiter sein.
Natürlich helfen solche Gedankenspiele weder den Aktionären noch dem Unternehmen in irgendeiner Weise weiter. Es ist aber auch eine Erinnerung daran, dass bei Volkswagen nicht aus jedem Vorhaben auch ein großer Erfolg wird. Die nun angekündigte Partnerschaft darf mit Optimismus betrachtet werden, aber auch eine gesunde Portion Vorsicht ist vermutlich nicht unangebracht.
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