Volkswagen-Aktie: Der Schrumpfkurs scheint sich fortzusetzen!

Offenbar denkt Volkswagen nicht nur in Deutschland über Werksschließungen nach. Auch in China befindet das angeschlagene Unternehmen sich auf Schrumpfkurs.

Auf einen Blick:
  • Volkswagen und der Joint-Venture-Partner wollen offenbar Werksschließungen in China voranbringen.
  • Angedacht ist bisher das Ende für mindestens eine Fabrik.
  • Weitere Schließungen lassen sich aber Gerüchten zufolge nicht ausschließen.

Es dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben, dass Volkswagen in einer tiefen Krise steckt, die über zahlreiche Facetten verfügt. Zum einen lassen die Margen bei der Kernmarke VW zu wünschen übrig und die Absatzzahlen von Elektroautos in Europa befanden sich zuletzt mehr oder minder im freien Fall. Das liegt auch an einer generellen Skepsis in hiesigen Gefilden. Mehr Begeisterung wecken elektrische Fahrzeuge in China, wo Volkswagen allerdings ebenfalls weniger erfolgreich als in der Vergangenheit operiert.

Im Reich der Mitte geben mittlerweile heimische Hersteller wie BYD den Ton an, während Volkswagen immer mehr in Rückstand zu fallen scheint. Magere Absatzzahlen scheinen nun Konsequenzen nach sich zu ziehen. Einem Bericht der Nachrichtenagentur „Bloomberg“ zufolge, denkt man in Wolfsburg wohl darüber nach, mindestens ein Wer aus dem Joint Venture mit SAIC zu schließen. Es könnte erst der Anfang einer größeren Entwicklung sein.

Volkswagen nimmt Skoda ins Visier

Konkret im Feuer zu stehen scheint eine Fabrik in Nanjing, wo Volkswagen den Passat und einige Modelle der Tochter Skoda herstellt. Das Werk bringt es auf eine Kapazität von 360.000 Fahrzeugen jährlich, welche zuletzt aber kaum noch abgerufen werden konnte. Es verdichten sich die Anzeichen dafür, dass gerade Skoda sich in China auf Schrumpfkurs befinden könnte. Insider sprechen von einer grundlegenden Neuausrichtung der Marke, nachdem die Absatzzahlen im vergangenen Jahr um mehr als die Hälfte eingebrochen waren.

Im Zuge dessen stand ein Werk in der Provinz Zhejang über Monate still, wie das „Handelsblatt“ zu berichten weiß. Auch an diesem Standort könnte eine Schließung bevorstehen. Volkswagen arbeitet in China mit SAIC zusammen und betreibt insgesamt 9 Fabriken in Zusammenarbeit. Die Auslastung soll zuletzt aber nur noch bei 58 Prozent gelegen haben, sodass eine Neuaufstellung des Joint-Ventures nahezuliegen scheint. Es bleibt aber offen, wie dies im Detail noch aussehen könnte.

Voll normal?

Volkswagen selbst hielt sich auf Anfrage von Bloomberg sehr bedeckt und ließ mitteilen, dass alle SAIC Volkswagen Fabriken normal und „entsprechend den Marktanforderungen“ sowie den eigenen Prognosen arbeiten würden. Der Fokus verlagere sich aber auf intelligente Elektrofahrzeuge, weshalb die Fahrzeugproduktion und Komponentenwerke „Schritt für Schritt“ transformiert werden sollen. Sehr diplomatisch hält sich Volkswagen damit alle Optionen offen, ohne in die Verlegenheit zu kommen, konkrete Ankündigungen von sich zu geben.

Überraschend kommt es indes nicht, dass Volkswagen derzeit so ziemlich an allen Ecken und Enden im Konzern nach Einsparpotenzial sucht. Schließlich sollen die Margen kräftig steigen. Erst kürzlich musste der Konzern sich eingestehen, dass bereits ergriffene Maßnahmen dafür nicht ausreichen werden. In der Folge rang der Vorstand sich dazu durch, die Beschäftigungsgarantie in Deutschland zu streichen und auch das Tabu um hiesige Werksschließungen abzuschaffen.

Magere Zeiten für Volkswagen

Immer mehr verstärkt sich der Eindruck, dass Volkswagen sich auf einem beispiellosen Schrumpfkurs befindet. Vielleicht werden wir eines Tages darauf zurückblicken und dies als genau den richtigen Weg erkennen. Doch für den Moment bleibt vor allem die Sorge, dass die Maßnahmen sich noch weiter ausweiten könnten. Vor allem den Anlegern nimmt dies jede Hoffnung darauf, dass es in absehbarer Zukunft endlich wieder Wachstum zu sehen geben könnte.

Nicht einmal die Zinssenkungen scheinen den Aktionären noch Hoffnung verleihen zu können. Obschon die US-Notenbank Fed sich gestern ausgesprochen mutig zeigte und den Leitzins um gleich 0,5 Basispunkte senkte, reagierte die Volkswagen-Aktie darauf kaum. Es ging am Mittwoch lediglich um bescheiden 0,3 Prozent bis auf 92,62 Euro in die Höhe. Dort angekommen notiert der Titel rund 15 Prozent tiefer als noch vor einem Jahr.

Volkswagen Aktie Chart

Abgehängt?

Ein wenig sind niedrigere Zinsen schon mit der Hoffnung verbunden, dass der Konsum wieder etwas frischen Schub erfahren könnte und damit auch die Absatzzahlen im Autosegment wieder zulegen können. Doch ist das eine eher vage Aussicht und selbst wenn ein solches Szenario zustande käme, so wäre doch vollkommen offen, ob Volkswagen dabei als Gewinner dastehen würde. Analysten sehen größere Chancen bei der Konkurrenz in Form von Mercedes-Benz und BMW, von den chinesischen Kontrahenten ganz zu schweigen.

Volkswagen scheint es nicht gelingen zu wollen, ein Mittel gegen den sich immer deutlicher zeigenden Abwärtstrend zu finden. Einsparungen sind zwar mit Sicherheit nicht vollkommen verkehrt, zum Teil sogar schlicht notwendig. Doch wäre es erfreulich, würden solche Maßnahmen von einem überzeugenden Plan begleitet werden, der zumindest in weiter Zukunft wieder eine Rückkehr auf die Überholspur erkennen lassen könnte. Kopflos agiert Volkswagen zwar nicht, doch die Anleger scheint das Management derzeit so überhaupt nicht abholen zu können.

Hoffen auf Besserung

Solange sich daran nichts ändert, wird die Volkswagen-Aktie weiterhin einen schweren Stand haben. Trotz fast schon historisch günstiger Kurse drängt sich ein Einstieg nicht auf. Es bleibt abzuwarten, ob der Tiefpunkt bereits erreicht wurde und wie neue Modelle in den kommenden Jahren aufgenommen werden. Besondere Hoffnung liegt auf günstigen Elektroautos wie dem ID.2 und dem ID.1.

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