Vivendi nach der Aufspaltung: Was steckt hinter dem dramatischen Kurssturz?

Vivendi zerlegt sich in vier Teile. Canal+ wechselt nach London, die Aktie stürzt um fast 70%. Gründe und Hintergründe im Überblick.

Auf einen Blick:
  • Vivendi hat sich in vier eigenständige Unternehmen aufgeteilt; Canal+ ist jetzt an der Londoner Börse notiert.
  • Der Aktienkurs von Vivendi brach am 16. Dezember 2024 um fast 70 % ein.
  • Die Abspaltung wirft Fragen nach der Zukunft der verbleibenden Holding und ihrer Vermögenswerte auf.

Die französische Vivendi SA, einst ein strahlender Stern am europäischen Medienhimmel, hat sich am 16. Dezember 2024 in vier eigenständige Unternehmen aufgespalten. Diese Neuausrichtung zog massive Konsequenzen nach sich: Der Aktienkurs der verbleibenden Vivendi-Holding fiel um spektakuläre 68,58 %. Was ist passiert, und wie wird sich die Lage weiterentwickeln?

Vivendi ist vielen durch Marken wie Canal+ bekannt, einen der führenden Pay-TV-Anbieter weltweit. Weitere Tochtergesellschaften wie der Verlag Hachette oder das Werbenetzwerk Havas machten das Unternehmen zu einem der einflussreichsten Player im Medien- und Unterhaltungssektor. Doch die jüngsten Umstrukturierungen stellen einen radikalen Bruch mit der Vergangenheit dar.

Vivendi Aktie Chart

Canal+ in London: Hoffnung für die Börse oder Flucht aus Paris?

Ein Herzstück des ehemaligen Vivendi-Imperiums, Canal+, debütierte am Montag an der Londoner Börse. Die Entscheidung für die britische Hauptstadt sorgt für Diskussionen. Auf der einen Seite bedeutet dies einen Aufschwung für die Londoner Finanzwelt, die in den letzten Jahren zunehmend an Attraktivität verloren hatte. Auf der anderen Seite ist es ein klarer Rückschlag für den Finanzplatz Paris, der nun ohne eines seiner bekanntesten Unternehmen dasteht.

Der Referenzpreis für Canal+-Aktien wurde auf 1,79 EUR festgelegt, doch das Debüt verlief alles andere als glänzend: Bereits am ersten Handelstag fiel der Kurs um 14 %. Die Anleger reagierten skeptisch, trotz der globalen Reichweite und des Potenzials von Canal+ im Streaming-Markt.

Zerschlagung statt Expansion: Die Gründe hinter der Entscheidung

Vivendi hat sich für eine Aufspaltung entschieden, um den unterschiedlichen Geschäftsbereichen mehr strategische Flexibilität zu verschaffen. Canal+, Hachette und Havas sind nun unabhängig voneinander an verschiedenen Börsen notiert – in London, Paris und Amsterdam. Die ehemalige Muttergesellschaft bleibt als stark geschrumpfte Holding in Paris notiert, die lediglich einige Restwerte wie die Spieleentwicklungsfirma Gameloft verwaltet.

Ein Hauptmotiv war offenbar der Druck der Aktionäre. Vivendi hat in den letzten Jahren Schwierigkeiten gehabt, mit der Dynamik der globalen Medienbranche mitzuhalten. Analysten sehen in der Aufspaltung eine pragmatische, aber auch riskante Lösung.

Havas und Hachette: Neue Chancen auf eigenem Kurs?

Während Canal+ in London große Aufmerksamkeit auf sich zieht, fanden Havas und Hachette vergleichsweise unauffällig neue Börsenplätze. Hachette wurde in Paris bei Euronext Growth notiert, während Havas nach Amsterdam ging. Beide Unternehmen konnten ihre Börsenstarts positiv gestalten: Havas legte um 8,4 % zu, und auch Hachette verzeichnete stabile Kursentwicklungen.

Doch die langfristige Performance dieser beiden Unternehmen bleibt abzuwarten. Havas, bekannt für seine kreativen Werbekampagnen, und Hachette, ein bedeutender Akteur im Verlagswesen, müssen sich nun eigenständig am Markt behaupten.

Die neue Vivendi: Ein Schatten ihrer selbst?

Nach der Abspaltung bleibt von Vivendi nicht viel übrig. Das Unternehmen verwaltet lediglich einige verbliebene Assets, darunter Gameloft, dessen Jahresumsatz bei rund 300 Millionen Euro liegt. Eine Neuausrichtung der Holding erscheint unausweichlich, doch wie diese aussehen soll, ist derzeit unklar.

Hinzu kommt, dass Vivendi aus dem französischen Leitindex CAC40 ausscheiden wird. Damit verliert das Unternehmen nicht nur Prestige, sondern auch Sichtbarkeit für institutionelle Investoren.

Marktreaktionen: Was Analysten sagen

Die Reaktionen auf die Aufspaltung könnten kaum unterschiedlicher sein. Während einige Analysten die Zerschlagung als mutigen Schritt hin zu einem fokussierteren Geschäftsmodell sehen, sprechen andere von einem verzweifelten Versuch, den Konzern zu retten.

Moody’s hat das Emittentenrating von Vivendi nach der Rückzahlung von Anleihen und der Umstrukturierung zurückgezogen. Laut Berichten prüft die Private-Equity-Gruppe CVC bereits den Kauf von Vivendis Anteilen an Telecom Italia, was ein Signal für weiteres Interesse an den Restwerten des Unternehmens sein könnte.

Ein Blick nach vorn

Die Umstrukturierung hat einen Medienriesen in seine Einzelteile zerlegt. Canal+, Hachette und Havas beginnen ihre Reisen als unabhängige Akteure an den internationalen Finanzmärkten. Die verbleibende Vivendi-Holding muss sich hingegen neu erfinden – oder riskiert, in der Bedeutungslosigkeit zu versinken.

Die Frage bleibt: Kann diese Aufspaltung langfristig Werte schaffen, oder hat Vivendi sich damit selbst demontiert? Die Märkte werden die Antwort liefern.

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