Liebe Leserin, lieber Leser,
tagelang pendelte die Aktie des von der Insolvenz bedrohten Batteriekonzerns Varta um die 2 Euro. Doch am Freitag kam plötzlich Leben in die Papiere: Nach einem Schlusskurs von 2,16 Euro noch am Vortag, schoss die Varta-Aktie am Vormittag plötzlich bis auf 2,85 Euro nach oben. Das war ein zwischenzeitlicher Kurssprung von unfassbaren 30 Prozent. Und warum? Man weiß es nicht. Ein davor erschienenes Interview mit Mehrheitseigner Michael Tojner jedenfalls dient nicht als Mutmacher. Für das Unternehmen vielleicht, die Mitarbeiter ebenfalls, für die Aktionäre eher nicht.
Varta will laut Tojner bald eine Lösung finden
Sicherlich: „Wir hoffen, dass wir bis Ende August oder Anfang September eine Lösung haben“, sagte Multimilliardär Tojner im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in Bezug auf die angestrebte Sanierung von Varta. Für einen Abverkauf von Teilbereichen stehe er nicht, mit Porsche sei man „in intensiven, positiven Gesprächen“. Das Ergebnis müsste im Anschluss noch das Verfahren nach dem Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (StaRUG) durchlaufen. „Das dauert dann auch noch mal zwei, drei Monate. Ich habe das Ziel, dass wir Varta bis zum Jahresende stabilisiert haben und es eine echte Zukunftsperspektive gibt.“ Das klingt zunächst gut, aber:
- Der hoch verschuldete Batteriekonzern aus Ellwangen hatte im Juli das vorinsolvenzliche Sanierungsverfahren nach StaRUG angemeldet
- Der Wert der Varta-Aktie war nach der Ankündigung von zuvor mehr als 10 auf unter 2 Euro abgestürzt, aus Gründen
Varta-Aktionäre sollen enteignet werden
Im Überlebenskampf werde Varta „unter anderem unter anderem Aktionäre aus dem Unternehmen drängen“, so das Manager Magazin. Während die Mitteilung die Sicherung von Arbeitsplätzen und den Schutz von Gläubigerinteressen hervorgehoben habe, enthalte sie für die bisherigen Aktionäre eine bittere Nachricht: Beide der Gesellschaft vorliegenden Restrukturierungsvorschläge sehen eine vereinfachte Herabsetzung des Grundkapitals der Gesellschaft auf null Euro vor. All das „verbunden mit einer anschließenden Kapitalerhöhung mit Bezugsrechtsausschluss und unter Ausgabe neuer Aktien“.
Im Klartext: Altaktionäre werden demnach entschädigungslos enteignet. Möglich wird das eben durch das StaRUG: Dieses sieht vor, dass einzelne Aktionäre oder Gläubiger keine Rechte mehr haben, um ein operativ lebensfähiges Unternehmen nicht im Bestand zu gefährden. Bei der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V. (DSW) ist man alarmiert – und will sich gegen die Varta-Pläne juristisch wehren.
DSW ruft Anleger zur Klage auf
Man setze sich im Fall Varta intensiv für die Rechte der Aktionäre ein, ließen die Aktionärsschützer in der vergangenen Woche wissen. „Bereits eine vierstellige Anzahl von privaten Investoren haben sich bei der DSW registriert, um eine Vertretungsvollmacht zu erteilen“, hieß es. „Gemeinsam mit dem Restrukturierungsberater One Square Advisors sowie den Anwaltskanzleien Nieding+Barth und K&L Gates ruft die DSW betroffene Aktionäre weiter auf, sich gegen die geplante Enteignung zu wehren“, so die Mitteilung.
„Aktionäre müssen jetzt aktiv werden, wollen Sie ihr Eigentum nicht kampflos aufgeben“, appelliert die DWS an die bisherigen Varta-Anleger. Zu einem späteren Zeitpunkt, sei dies nicht mehr möglich. „Wir sehen bei Varta einen drohenden, erneuten Fall kalter Enteignung. Besonders absurd mutet es an, dass allein Michael Tojner als Bestandsaktionär an der geplanten Restrukturierung partizipieren soll bzw. könnte“, so die Einschätzung von Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der DSW. „Er ist nach unserer Wertung durch das augenscheinliche Versäumnis eines adäquaten Risikomanagements gemäß StaRUG mitverantwortlich.“
Varta-Aktie in den Händen von Zockern
Es werde später auch um Schadensersatzansprüche der Aktionäre gehen, die daraus resultieren könnten, „dass hier kein pflichtgemäßes Risikomanagementsystem gemäß StaRUG implementiert und gelebt wurde, das eine derartige Eskalation zu Lasten der freien Aktionäre hätte vermeiden sollen“, so der Aktionärsschützer.
- Die Frage ist nur, ob das Gerichte im Zweifel genauso sehen werden
- Mit anderen Worten: Varta-Aktionäre stehen weiter vor dem Totalverlust
Der Kursanstieg vom Freitag jedenfalls ist rational nicht zu erklären. Die Varta-Aktie wird aktuell von Zockern regiert. Mehrere Analysten haben ihr Urteil längst gesprochen und den Wert der Papiere auf null gesetzt. Michael Punzet von der DZ Bank etwa, der von „einem kompensationslosen Ausscheiden der Aktionäre aus der Gesellschaft und einem Erlöschen der Börsennotierung“ ausgeht, wie er bereits am 22. Juli schrieb.
Kursziel der Varta-Aktie: null!
Auch das Analysehaus Warburg Research hatte das Kursziel für die Aktie von Varta angesichts des drohenden Kapitalschnitts auf null Euro gesenkt, die Einstufung folglich auf „Sell“ belassen. Analyst Robert-Jan van der Horst verwies ebenfalls auf den Sanierungsplan, der letztlich auf einen Totalverlust für die Alt-Aktionäre herauslaufe.
Das ist für langfristig investierte Anleger quasi bereit jetzt schon der Fall: Die Varta-Aktie hat, trotz der aktuellen Erholung auf letztlich 2,55 Euro am Freitag (+17 Prozent), allein im zurückliegenden Monat drei Viertel eingebüßt. Seit ihren Höchstständen Anfang 2021, als kurzzeitig 181 Euro auf dem Kurszettel von Varta standen, haben die Anteilscheine nicht weniger als 98,6 Prozent ihres Werts verloren.
Varta-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue Varta-Analyse vom 22. November liefert die Antwort:
Die neusten Varta-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Varta-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 22. November erfahren Sie was jetzt zu tun ist.