Rund 20 Jahre nachdem Varta aus dem Batteriegeschäft für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor ausgestiegen ist, treibt der Konzern seine Rückkehr ins Autogeschäft voran – dieses Mal bei Elektroautos.
Neben der eigenen Produktion von Lithium-Ionen-Batterien plant ebenfalls, bei anderen Unternehmen im Sektor einzusteigen. Zu diesem Zweck hat der Akku-Hersteller kürzlich eine Aktiengesellschaft namens Pertrix gegründet. Der Name ist eine Hommage an eine der Vorgängermarken Vartas, bei der die weltweit erste lagerfähige Trockenbatterie entwickelt wurde.
Aufbruchsstimmung im deutschen E-Mobilitätssektor
Bei deutschen Firmen ist im E-Mobilitätssektor derzeit so etwas wie Aufbruchsstimmung zu spüren. Viele Hersteller wollen eine eigene Batterieproduktion für Elektrofahrzeuge aufbauen und sich dabei mit Gleichgesinnten vernetzen. Ziel ist es, die Abhängigkeit von asiatischen Zulieferern zu verringern.
Porsche etwa besitzt knapp Drei Viertel der Anteile der Cellforce Group, die ab 2024 Hochleistungsbatterien bei Reutlingen herstellen will. Varta gilt ebenfalls als potenzieller Porsche-Lieferant, ein Unternehmenssprecher bestätigte Sondierungsgespräche.
Vorbereitungen im V4Drive-Werk laufen
Derweil laufen die Vorbereitungen für die Wachstumsoffensive der eigenen E-Auto-Akku-Produktion auf Hochtouren. In einer Pilotanlage am Stammsitz in Ellwangen tüftelt Varta derzeit an der V4Drive-Zelle – eine Hochleistungsbatterie, die vor allem in Premium- und Sportwagen zum Einsatz kommen wird. Erste Lieferverträge sind bereits unter Dach und Fach, Umsätze in dem Bereich erwartet der Batterie-Hersteller ab dem Jahr 2024.
Die Kapazität der V4Drive-Produktionsanlage wollen die Ellwanger Schritt für Schritt einer steigenden Nachfrage anpassen. Zunächst sind 2 Gigawattstunden (GWh) geplant. Mittelfristig könnten es bis zu 20 GWh werden. Zur Einordnung: Die neue Tesla-Fabrik im brandenburgischen Grünheide wird eine Kapazität von 50 GWh besitzen.
Kerngeschäft soll wachsen
Trotz hoher Investitionen im Autogeschäft will Varta seine bereits beachtliche operative Marge von mehr als 20 Prozent künftig noch verbessern. Seine Umsatzprognose für 2021 hat der Konzern jedoch im November von 940 auf 900 Millionen Euro gekürzt. Das Management verwies auf verspätete Aufträge von Kunden, die mit Lieferengpässen und lokalen Pandemie-Lockdowns zu kämpfen hatten. Die Umsätze fallen demnach nicht weg, sondern werden stattdessen ins nächste Geschäftsjahr verschoben.
Auch im Kerngeschäft der Mikrobatterien hielt sich Varta mit Investitionen zuletzt nicht zurück. Im vergangenen Sommer eröffnete der Akku-Produzent seine neue Fabrik im bayrischen Nördlingen. Dort sollen im Jahr rund 400 Millionen Lithium-Ionen-Zellen produziert werden, was einer Verdopplung der bisherigen Produktionskapazität gleichkäme.
Auch wenn Analysten der Varta-Aktie im Schnitt derzeit ein Viertel zusätzliches Kurspotenzial bescheinigen, sind Bedenken unter Anlegern weit verbreitet. Seit der Prognosekorrektur im November ist der Titel um rund ein Drittel auf unter 90 Euro abgestürzt. Viele Investoren trauen dem deutschen Traditionsunternehmen offenbar nicht zu, schnell genug zu wachsen, um nicht von übermächtigen asiatischen Branchenriesen aus dem Markt gedrängt zu werden. So macht etwa Samsung SDI zehnmal so viel Umsatz mit Akkus wie die Ellwanger.
Für die kommenden zwei Jahre plant Varta beim Umsatz aus Minibatterien jeweils 100 Millionen Euro draufzupacken. Sollten sich die Ellwanger auf dem E-Mobilitätsmarkt tatsächlich durchsetzen können, wäre darüber hinaus ein Vordringen in ganz neue Umsatzsphären möglich.
Bald Belege für einen technologischen Vorsprung?
Das Elektromobilitäts-Segment ist von bedeutend größeren Unternehmen bereits sehr umkämpft; laut Varta-CEO Herbert Schein ist der E-Auto-Batterie-Prototype der Traditionsfirma jedoch kleiner und effizienter als die Akkus von LG, Samsung und Panasonic – mit einer gut um die Hälfte verkürzten Ladezeit. Sollten die Ellwanger tatsächlich ein technologisch derart überlegenes Produkt in zwei Jahren zur Marktreife bringen, ist der Erfolg auch gegen deutlich größere Herausvorderer möglich.
Mit einer rund 30-fachen Gewinnbewertung ist die Varta-Aktie aber immer noch kein Schnäppchen. Sollte es den Ellwangern gelingen, mit einem technologischen Vorsprung ein drittes Standbein in der Automobilbranche aufzubauen, ist der derzeitige Preis des Papiers jedoch mehr als gerechtfertigt.
Mit Vorlage der Geschäftszahlen am 31. März wird der Batterie-Hersteller die Hintergründe zur neuen E-Mobilitätstochter Pertrix erläutern und einen aktuellen Ausblick geben. Mit ersten Belege für die Wachstumsstory im Autogeschäft könnte das Varta-Management für die Aktie starke Impulse setzen.
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