Varta-Aktie: Mächtiger Knaller!

Varta ist in einem absoluten Turnaround-Modus - ist die seine richtige, nachvollziehbare Entwicklung?

Auf einen Blick:
  • Aktie gewinnt am Montagvormittag mehr als 20 %
  • Die Notierungen waren schon am Freitag um über 17 % geklettert
  • Aussagen des Mehrheitseigentümers sollen geholfen haben

Liebe Leserinnen und Leser,

vor unseren Augen stürmt gerade die Aktie der Ellwanger Varta durch die Decke. Der Titel war in den ersten Minuten des laufenden Tages mit über 20 % nach oben gelaufen. Über 3 Euro wurden auf den Kurstafeln angezeigt. Besser geht es kaum – oder?

Denn schon am Freitag schob sich der Wert um über 17,4 % aufwärts. Die Aktie war in einem unfassbaren Volumen gehandelt worden. Im Vergleich zum Donnerstag etwa war Varta um den Faktor 6,8 mal voluminöser – bezogen also auf die Anzahl der gehandelten Stücke – gehandelt worden. Am Montag sieht es danach aus, als sollte dieses Volumen noch einmal getoppt werden können.

Varta reißt alle mit

Varta also hat derzeit die Börse im Griff. Die Investoren, Analysten und Kommentatoren starren auf das Papier und auf die Erklärungen dazu.

Der Abwärtstrend ist formal dennoch weiterhin aktiv. Die Aktie liegt nach dem neuerlichen Einbruch vor kurzem nun bei einem Marktwert von knapp oberhalb von 130 Millionen Euro.

Das Unternehmen war noch bis vor kurzem klar mehr als 500 Millionen Euro wert. Damit ist der Konzern also quasi noch immer weitgehend wertlos.

Varta Aktie Chart

Kursperformance

laufendes Jahr-84,93 %3,13 €
1 Woche-1,88 %3,13 €
1 Monat118,59 %3,13 €
3 Monate53,48 %3,13 €
6 Monate-74,17 %3,13 €
1 Jahr-84,52 %3,13 €
3 Jahre-97,17 %3,13 €
5 Jahre-96,88 %3,13 €

Die Kursperformance der Varta-Aktie

Die Notierungen haben den Abwärtslauf gestartet oder vor allem massiv fortgesetzt, als klar war, dass die Sanierung aus dem Frühjahr nicht funktionieren würde. Dann zeigte sich, dass harte Kapitalmaßnahmen erforderlich sein werden. Und nun gibt es Hoffnung.

Der Überblick:

Varta kann sich nicht mehr sanieren, ohne dabei auf radikale Maßnahmen zurückzugreifen. Angestrebt wird eine Lösung auf Basis des Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetzes (StaRUG).

Nach diesem Gesetz und auf dieser Basis kann das Unternehmen am Ende sein Kapital auf 0 herabsetz en, um dann auf neue Eigentümer überzugehen bzw. neue Aktionärs-Anteilseigner. Dazu ist auch ein Schuldenschnitt gegenüber den Gläubigern erforderlich bzw. wird angestrebt.

Wer Varta Geld geliehen hatte, also Anleihen gekauft hat, wird auf einen Großteil der Forderungen verzichten müssen, so die aktuelle Situation.

Die Bewertung der Maßnahmen aus Sicht des Marktes führte denn auch zu dem Aktiensturz. Wenn die Alt-Aktionäre leer ausgehen werden, gibt es im Normalfall wenig Anlass dazu, die Aktie zu kaufen. Wer jetzt als Käufer auftritt, organisiert sich am Ende ggf. ein größeres wirtschaftliches Problem. Neues Kapital wird das Unternehmen am Anleihemarkt sicher auch nicht aufnehmen können, womit die Situation insgesamt kurzfristig draamtisch schlecht aussieht.

Gut 100 Millionen Euro gesucht!

Dabei benötigt das Unternehmen derzeit gut 100 Millionen Euro, war den Worten von Michael Ostermann, CEO von Varta, vor einiger Zeit zu entnehmen. Nur dann sei die Produktion bis zum Jahr 2027 gesichert.

Schon jetzt werden die Verbindlichkeiten auf annähernd 500 Millionen Euro gegenüber großen Finanzadressen geschätzt. Also: Aktionäre und Gläubiger zittern, das Unternehmen erhält sicher kaum Geld. Das ist der Ausgangspunkt.

Nun aber kam die Wende am Aktienmarkt, wenn auch in noch schwachem absoluten Ausmaß. Der Grund ist schlicht, dass der Mehrheitseigentümer Dr. Michael Tojner sich geäußert hat.

Rettung bis Jahresende (etwa) avisiert

Demnach hoffe man, dass bis Ende August oder Anfang September eine Lösung entstünde – wie oben vorgezeichnet sicherlich mit harten Einschnitten. Seinen Worten nach würden dann nach dem oben bezeichneten Gesetz noch 2,3 Monate lang Prüfungen folgen, dann wäre eine Lösung möglich.

Die Aussage impliziert u.a.: Das Ergebnis soll allen helfen, alle sollten „damit leben können“. „Von uns würde ein Teil des neuen Eigenkapitals kommen, der Rest von Banken und Porsche. Wir würden aber auch die Verpflichtung eingehen, zusätzliches Geld zu zeichnen, wenn das für die Sanierung nötig sein sollte“, so die Vorstellung von Tojner.

Kurz: Das Unternehmen wird mehr oder weniger über die großen Anteilseigner Tojner und Porsche gerettet, mit Banken und Hedgefonds solle gesprochen werden. Die Börse wiederum leitet daraus offenbar die Chance ab, dass das Unternehmen in größerem Stil gerettet werden könne.

Die Spekulation führt hier zu großen Kursgewinnen (relativ betrachtet). Auf Basis der sehr niedrigen Marktkapitalisierung von nun ca. 130 Millionen Euro findet hier allerdings ein Wettrennen statt, das zumindest nicht die große Magnetwirkung entfaltet, die der Kurs signalisieren könnte.

Anders herum gesagt: Die großen Investoren, der Markt insgesamt sieht das Unternehmen kaum – die hohen Kursgewinne beschäftigen nur einen kleinen, aber spekulativen Kreis an den Börsen. Insofern ist die Frage, ob die hohe Erwartung an den Turnaround der Aktie mittel- und langfristig tatsächlich halbwegs eingehalten werden kann.

Die Entwicklung jedenfalls ist brisant – in beide Richtungen. Neue qualifizierte Schätzungen von Analysten zum Kursziel sind in dieser Phase wohl kaum zu erwarten. Es wird spannend – stündlich.

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