Varta-Aktie: Das hatte Konsequenzen!

Die Aktie von Varta hat sich zuletzt wieder im Wert verbessert: Der Batteriekonzern reagierte nun erneut auf die langfristige, desaströse Entwicklung.

Auf einen Blick:
  • Varta hat den Verfall an der Börse erst einmal gestoppt
  • Der Batteriekonzern reagierte mit einer weiteren Änderung im Vorstand
  • Finanzchef Armin Hessenberger muss bereits nach einem Jahr gehen
  • Nachfolger Thomas Obendrauf kommt von Faserhersteller Lenzing

Liebe Leserin, lieber Leser,

blickt man lediglich zurück bis zum Jahreswechsel, kann sich die Performance der Aktie von Varta durchaus sehen lassen: 22,54 Euro lautete der Schlusskurs am letzten Handelstag des Jahres 2022 bei den Papieren des Batterieherstellers. Aktuell werden wieder gut 27 Euro aufgerufen, die Varta-Aktie hat somit in knapp vier Wochen mehr als 20 Prozent an Wert zugelegt. Doch das ist nur die halbe Wahrheit, langfristig ist die Entwicklung einen düstere, was mit massiven Problemen im operativen Geschäft des Ellwanger Konzerns zu tun hat – und nun erneut zu Konsequenzen führte.

Varta bekommt neuen Finanzchef

Denn jetzt ist klar: Varta bekommt einen neuen Finanzchef. Thomas Obendrauf sei vom Aufsichtsrat zum weiteren Mitglied des Vorstands bestellt worden und werde zum 1. Mai Armin Hessenberger als Finanzvorstand ablösen, teilte das Unternehmen mit. Hessenberger werde sich beruflich neu orientieren, aber bis Ende des Jahres als Berater den Vorstand unterstützen. Der Varta-Vorstand besteht ab diesem Zeitpunkt neben Obendrauf aus Rainer Hald (CTO) und Markus Hackstein als Sprecher.

Obendrauf ist 52 Jahre alt und hat laut Mitteilung mehr als 15 Jahre Vorstandserfahrung, unter anderem als CFO beim börsennotierten Faserstoffproduzenten Lenzing sowie beim Leiterplattenhersteller AT&S. „Mit Thomas Obendrauf gewinnen wir einen erfahrenen und renommierten Finanzmanager, der viele Jahre als Finanzvorstand bei börsennotierten Industrieunternehmen gearbeitet hat“, betont Vostandssprecher Hackstein. Seine Expertise gerade im Bereich Effizienzsteigerung und Kostenreduktion machten ihn „zum idealen Nachfolger für Armin Hessenberger“.

Aufsichtsrat bedankt sich beim Vorgänger

Hessenberger war im Oktober 2020 zu Varta gekommen und erst ab Januar 2021 als CFO installiert worden. Aufsichtsratsvorsitzender Michael Tojner gibt ihm ein paar Warme Worte mit: Er habe als Finanzvorstand „das starke Wachstum von Varta im Bereich der Lithium-Ionen-Zellen und die Stärkung der Marktposition im Bereich Energy Storage in den vergangenen Jahren maßgeblich begleitet“, so Tojner. „Im aktuell durch die Folgen des Kriegs gegen die Ukraine herausfordernden Marktumfeld stellte er die Weichen für die Zukunft unseres Unternehmens. Ich danke ihm für die erfolgreiche Zusammenarbeit und wünsche ihm auf seinem weiteren Berufsweg viel Erfolg.“

Nachfolger Obendrauf, der den Batteriehersteller wieder in die Spur bringen soll, kommt laut des Wirtschaftsmagazins Finance vom österreichischen Faserhersteller Lenzing.

  • Dort sei er von März 2016 bis Juni 2022 CFO gewesen und habe das Unternehmen damals auf eigenen Wunsch verlassen
  • Davor hatte der 52-jährige Manager demnach den CFO-Posten beim Leiterplattenhersteller AT&S inne

Im September war Varta-CEO Schein zurückgetreten

Dass der Batteriekonzern erneut auch auf Vorstandsebene reagiert, hat zweifellos mit den wirtschaftlichen Entwicklung der vergangenen Monate zu tun: Gleichmal zweimal musste Varta im vergangenen Jahr seine Prognose nach unten korrigieren. Im Zuge dessen hatte der Vorstandsvorsitzende Herbert Schein bereits Ende September sein Amt mit sofortiger Wirkung niedergelegt. Er werde sich neuen Aufgaben widmen und soll das Geschäft „für die attraktiven Märkte des Geschäftsbereichs der E-Mobility und Batterypacks in einer eigenen Varta-Gesellschaft vorantreiben“, wie es damals aus dem Unternehmen hieß.

Das Analysehaus Warburg Research reagierte zunächst positiv: Der Rückzug Scheins „könnte in Vorbereitung auf neue Entwicklungsprojekte und einen anschließenden Aufbau zusätzlicher Kapazitäten getroffen worden sein“, schrieb Analyst Robert-Jan van der Horst in einer ersten Einschätzung. Die Einstufung für die Varta-Aktie beließ er auf „Buy“ mit einem Kursziel von 53 Euro. Es wirkt wie aus einer anderen Welt.

Analysten senkten Kursziele für Varta

Denn bereits im November hat das Analysehaus den fairen Wert für die Papiere auf kümmerliche 17,50 Euro festgesetzt und zum Verkauf geraten. Auch andere haben ihre Erwartungen deutlich gesenkt, wenngleich nicht ganz so krass.

KurszielKurspotenzial
DZ BANK25,00€-8,5%
Goldman Sachs30,00€+9,53%
JP Morgan30,00€+9,53%
Hauck & Aufhäuser24,00€-12,38%

So hatte etwa die US-Investmentbank Goldman Sachs das Kursziel für Varta Mitte Dezember zwar von 50 auf 30 Euro gesenkt, die Einstufung aber immerhin auf „Neutral“ belassen. 2024 dürfte für den Batteriehersteller „erneut eine Herausforderung“ werden, schrieb Analyst Philipp Konig damals. So stünden die verfügbaren Mittel der Haushalte für privaten Konsum weiter unter Druck. Das dürfte auch das für Varta wichtige Kopfhörer-Segment belasten, so seine Einschätzung.

Zuletzt hatte die DZ Bank das Kursziel für Varta von 30 auf 25 Euro gesenkt, die Einstufung ebenfalls auf „Halten“ belassen. Sie reduzierte die Ergebnisprognosen für die Jahre 2022 bis 2024. Die enttäuschende Geschäftsentwicklung des Batterieherstellers sowie das unter den Erwartungen liegende Ergebnisziel für 2024 dürften den Aktienkurs kurz- und mittelfristig weiter belasten, schrieb Analyst Michael Punzet am 21. Dezember. Er sollte bislang mit dieser Prognose danebenliegen.

Varta-Aktie reduziert ihre massiven Verluste

Bei rund 24 Euro notierte die Varta-Aktie am Tag der Analyse, seitdem haben die Papiere fast 15 Prozent an Wert zugelegt. Das ändert allerdings nichts daran, dass der Konzern innerhalb eines halben Jahres noch immer knapp zwei Drittel seines Börsenwerts eingebüßt hat. Das Minus seit Januar 2022 liegt bei mehr als 70 Prozent.

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