Liebe Leserin, lieber Leser,
Varta galt einst als ein deutsches Vorzeigeunternehmen: führend im Bereich Batterietechnologie und mit Ambitionen, dies auch im Segment der Elektromobilität zu werden. Das ist Geschichte. Mittlerweile ist Varta ein Sanierungsfall, von der Insolvenz bedroht. Die Aktie ist von ihren Höchstständen bei knapp 166 Euro im Jahr 2021 bis auf zwischenzeitlich 1,41 Euro abgestürzt. Seit genau einer Woche allerdings vollführt sie im Kurskeller Kapriolen, war zwischenzeitlich auf wieder 5,48 Euro gestiegen, dann wieder massiv zurückgefallen. Was ist da los? Ganz schlicht: Es wird gezockt. Doch es ist ein gewagtes Spiel!
Varta-Aktie mit heftigen Kursauschlägen
Denn die kurzfristigen Kursprünge der Varta-Aktie, zeitweilig um mehr als 50 Prozent am Tag, werden angetrieben von einer vagen Hoffnung: Dass die Bestandsaktionäre doch nicht mit einem Totalverlust rechnen müssen. Doch davon ist für vernunftbegabte Anleger weiter auszugehen. Der hoch verschuldete Batteriekonzern aus Ellwangen hatte im Juli das vorinsolvenzliche Sanierungsverfahren nach StaRUG angemeldet. Und das hat Folgen:
- Beide aktuell diskutierten Restrukturierungsvorschläge sehen eine vereinfachte Herabsetzung des Grundkapitals der Gesellschaft auf null Euro vor
- „Durch den Kapitalschnitt auf null werden sämtliche der bestehenden Aktien ihren Wert verlieren und die Börsennotierung der Varta AG zeitnah dauerhaft eingestellt (Delisting)“
Varta steht vor Kapitalschnitt auf null
Und dies ist keine Horrorphantasie, dies hat Varta am 21. Juli in aller Deutlichkeit so kommuniziert. Die Begründung: „VARTA wird die Schulden mit Hilfe des StaRUG Verfahrens auf eine angemessene Größenordnung bringen müssen, um wieder Schritte nach vorne machen zu können“, sagte Michael Giesswein, CRO der Varta AG. Die aktuelle Schuldensituation verbaue der Varta-Gruppe „absehbar die Chancen auf ein positive Geschäftsentwicklung“.
Den Ausweg böte laut Varta ein Schuldenschnitt im Rahmen des StaRUG-Verfahrens. Dieser sei eine Vereinbarung zwischen dem Schuldner und seinen Gläubigern, die einen Teil der Schulden erlassen, um die finanzielle Stabilität des Unternehmens wiederherzustellen. „Zu diesem Schritt wären die Gläubiger der VARTA zum jetzigen Zeitpunkt jedoch nur bereit, wenn ein Kapitalschnitt auf null erfolgt“, so die damalige Mitteilung.
Neuer Vorschlag der angeblich größten Gläubigergruppe
Die Restrukturierungsankündigung des Batteriekonzerns mit der avisierten vereinfachten Herabsetzung des Grundkapitals „würde zu einem kompensationslosen Ausscheiden der Aktionäre aus der Gesellschaft und einem Erlöschen der Börsennotierung führen“, kommentierte Analyst Michael Punzet von der DZ-Bank. Seine Konsequenz: Er setzte das Kursziel der Varta-Aktie auf null. Genauso wie sein Kollege Robert-Jan van der Horst vom Analysehaus Warburg Research. Wie ist es dann zu erklären, dass so viele in ein offensichtlich wertloses Papiere investieren?
Die Aktionärsvereinigung DSW und die Restrukturierungsberatung One Square Advisors hatten jüngst von einem Vorschlag „der größten Gläubigergruppe“ berichtet, nach dem die Varta-Aktionäre, anders als vom Unternehmen vorgeschlagen, „doch ein Bezugsrecht für eine Kapitalerhöhung bekommen könnten“, heißt es beim Handelsblatt. „Sie könnten dann nach dem Totalverlust wenigstens neue Papiere kaufen und damit von der erhofften Sanierung profitieren.“ Mehr als 2500 Aktionäre sollen sich registriert haben. One Square spricht von einem „starken Bündnis unter Führung der DSW“, diese rufe weiterhin alle Aktionäre auf, sich gegen die geplante StaRUG-Restrukturierung bei Varta zu organisieren.
Varta ein „Spielball von Spekulanten“
Die größten Gläubiger von Varta sind dem Handelsblatt zufolge die Inhaber von Schuldscheinen. Wie viele von ihnen tatsächlich hinter dem Vorschlag stehen, sei Insidern zufolge aber unklar. Dass ihr Vorstoß zum Zuge komme, sei zudem „äußerst unwahrscheinlich“, sagten mehrere mit den Verhandlungen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters.
- Das sei alles „nur Geräusch“, wird ein Analyst zitiert, der nicht genannt werden wollte
- Die Varta-Aktie sei „zum Spielball von Spekulanten geworden“, so Thomas Wissler von MWB Research
Auch Warburg-Research-Analyst Robert-Jan van der Horst bleibt laut des Berichts skeptisch: Die Varta-Aktionäre bekämen mit einem Bezugsrecht lediglich die Möglichkeit, an der Kapitalerhöhung einer wahrscheinlich nicht einmal börsennotierten Firma teilzunehmen, sagte er laut Handelsblatt. Das Grundkapital werde trotzdem auf null herabgesetzt. „Mit am Verhandlungstisch sitzen die Schuldscheingläubiger nach den Worten von drei Insidern nicht“, heißt es. Im vorinsolvenzlichen StaRUG-Verfahren könnten einzelne Gläubigergruppen „auch überstimmt werden“.
Varta, Porsche und die Banken
Der vom Unternehmen beauftragte Sanierer, Großanktionär Michael Tojner und die Banken ringen aktuell um eine Lösung, die die rund 500 Millionen Euro Schulden von Varta erheblich reduzieren und etwa 100 Millionen Euro an frischem Eigenkapital beschaffen soll. Zur Diskussion stehen zwei Vorschläge: Einer von Tojner und dem Sportwagenhersteller Porsche, der nach einem Kapitalschnitt als Minderheitsaktionär einsteigen und die Mehrheit im Geschäft mit Hochleistungsbatterien für E-Autos übernehmen würde. In diesem Szenario hätten nur Tojner und Porsche das Bezugsrecht für neue Aktien. Der zweite Vorschlag stammt von Gläubigerbanken und Hedgefonds, die in die Kredite investiert haben, und sieht hauptsächlich neue Darlehen vor.
Die Varta-Aktie notiert am Freitagvormittag im Xetra-Handel derweil bei gut 4 Euro. Das sind 290 Prozent über dem Tiefstand vom 25. Juli. Seit ihrem Höchststand am 10. August 2021 bei besagten 165,90 Euro hat sie damit noch immer fast 98 Prozent an Wert eingebüßt.
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