Varta-Aktie: Es geht ja weiter!

Noch immer wird die Varta-Aktie gehandelt, obwohl ein Totalverlust bevorsteht. Operativ allerdings gibt es beim Batteriekonzern tatsächlich positive Neuigkeiten.

Auf einen Blick:
  • Die Varta-Aktie wird trotz angekündigtem Delisting noch immer fleißig gehandelt
  • Beim Krisenkonzern geht es operativ weiter, fast so, als sei nichts geschehen
  • Nun hat Varta einen neuen DC-Hochvoltspeicher auf den Markt gebracht
  • Der soll zukunftssicher sein, die Aktie ist es kaum, auch wenn die DSW klagen will

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Varta-Aktie steht vor dem Delisting. Nur der Zeitpunkt, wann die Papiere des in die Krise geschlitterten Batteriekonzerns für Bestandsanleger wertlos werden, ist noch unklar. Ein Schulden- und Kapitalschnitt im Rahmen eines Restrukturierungs-Verfahrens nach StaRUG lässt dies nicht nur zu, Varta hat diese Vorgehensweise auch längst angekündigt. Dennoch handeln Zocker fleißig weiter mit der Aktie. Sie hoffen offenbar, einen schnellen Euro machen zu können. Und was man nicht vergessen darf: Operativ geht es beim Unternehmen ja tatsächlich weiter.

Varta unterstützt Recycling-App Bower

Denn rund um die Nachrichten „VARTA AG AG kündigt finanzielle Neuaufstellung mit StaRUG-Verfahren an“ vom 21. Juli und „VARTA AG erzielt Einigung über Sanierungskonzept“ vom 17. August, platzierte das Unternehmen zuletzt auch Pressemeldungen, in denen die Welt beim Unternehmen noch in Ordnung zu sein scheint. So ließ man vor einigen Tagen wissen, dass Varta die weltweit erste App mit künstlicher Intelligenz (KI) zur sofortigen Erkennung und zum Recycling von Wertstoffen des 2019 gegründeten schwedischen Start-ups Bower unterstütze.

Mit der App können Verbraucher demnach unter anderem durch die Rückgabe von Batterien Bonuspunkte sammeln und Cashback erhalten. „Die automatische Erkennung von Varta-Batterien durch die AI-Lösung macht die Rückgabe jetzt besonders schnell und einfach“, so die Mitteilung. Ein Scan mit der Smartphone-Kamera identifiziert Produkte bzw. Wertstoffe und gebe zudem sofort Auskunft über geeignete Recycling-möglichkeiten. Allein in Skandinavien seien bisher ca. 175.000 Batterien über die App recycelt worden. „Als Batteriehersteller tragen wir Verantwortung für jeden Schritt im Produktionsprozess“, kommentierte Varta-CEO Michael Ostermann das Engagement.

  • Der Batteriehersteller aus Ellwangen fördere Bower daher von Beginn an bei diesem Projekt, wie es heißt
  • Nun begleite man den Roll-out der App nach Europa, die KI-Funktion werde ab September 2024 live gehen

Neuer DC-Hochvoltspeicher von Varta

Es war nicht die letzte Nachricht, nun hat Varta auch noch eine eigene Neuheit angekündigt: Die VARTA.wall werde ab sofort an den Fachhandel und Vertriebspartner ausgeliefert, meldete das Unternehmen. Bei der VARTA.wall handelt es sich demnach um die neueste Generation von DC-Hochvoltspeichern (Direct Current Storage/Gleichstromspeicher) aus dem Hause Varta. Bereits vor Produktions- und Auslieferstart gingen laut Mitteilung „zahlreiche Vorbestellungen ein, die nun die Lager Richtung Kunden verlassen“.

Die VARTA.wall wird am Standort Neunheim bei Ellwangen seit kurzem auf einer, laut Unternehmen, der modernsten Produktionslinien für Energiespeicher mit einer Modulkapazität von jährlich 50.000 Stück produziert. „Auf 4.000 Quadratmetern arbeitet das deutsche Traditionsunternehmen nach modernsten Industrie-4.0-Standards“, verkündet man nicht ohne Stolz. Das Werk bietet demnach Platz für eine zweite Modullinie. Dadurch ließe sich das Produktionsvolumen künftig verdoppeln und das Werk zu einer Gigafactory ausbauen.

Varta-CEO spricht von „Meilenstein“

„Die VARTA.wall ist ein Meilenstein auf unserem Wachstumskurs im Bereich der Energiespeichersysteme. Unser Ziel ist es zum führenden Systemanbieter mit wettbewerbsfähigen DC-Speichern ‚Made in Germany‘ zu werden“, sagt CEO Ostermann. Mit der Produktneuheit setze man „neue Maßstäbe in der Energiespeichertechnologie“. Das System vereint demnach Modularität, Kompatibilität und ein ansprechendes Design, unterstützt durch eine 10-jährige Garantie. „Für ein zukunftssicheres und zuverlässiges Energiemanagement“, wie Rainer Hald, CTO bei Varta, betont.

Zukunftssicher – ein Begriff, der in den Ohren von Bestandsanlegern wie Hohn klingen mag. Das Sanierungskonzept von Varta, bei dem es einen Schuldenschnitt und keine Entschädigung für Anlegerinnen und Anleger geben soll, empfindet Daniela Bergdolt daher auch als „kalte Enteigung“.

DSW will gegen StaRUG-Verfahren vorgehen

Die Vizepräsidentin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) riet in einem Interview mit dem SWR jüngst jedem Aktionär, sich damit nicht abzufinden. „Man kann sich jetzt bei uns registrieren und melden. Wir haben verschiedene Pläne: Wir gehen gegen dieses StaRUG-Verfahren vor, und wir behalten uns aber auch vor, dass wir Schadensersatzansprüche gegen die Vertreter von Varta nicht nur überprüfen, sondern auch anmelden“, so Bergdolt.

  • Man sei in Gesprächen mit dem Unternehmen, um eine einvernehmliche Lösung zu ermitteln, bereite aber auch rechtliche Schritte vor
  • Es sei „höchste Zeit, dass sich der Gesetzgeber mit dem StaRUG-Gesetz wieder beschäftigt und sagt, so kann es nicht bleiben“

Varta-Aktie mit gut 90 Prozent im Jahresminus

Dass eine Klage gegen ein bestehendes Gesetz von Erfolg gekrönt sein könnte, daran glauben die wenigsten Experten. Wer aktuell noch in Varta investiert sein sollte (oder gar neue Aktien kauft), muss sich des bevorstehenden Totalausfalls bewusst sein.

Das stört die Zocker offenbar nicht: Nachdem die Papiere im Juli von zuvor mehr als zehn innerhalb eines Tages bis auf 1,48 Euro eingebrochen war, ging es zwischenzeitlich wieder auf 5,10 Euro nach oben. Aktuell notiert die Aktie wieder deutlich unter der 2-Euro-Marke. Im zurückliegenden Jahr hat Varta somit mehr als 90 Prozent an Börsenwert eingebüßt. Noch vor dem Schuldenschnitt.

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