Liebe Leserin, lieber Leser,
die Aktie von Varta steht vor einer extrem spannenden Woche. Wird es gelingen, den über die gesamte Vorwoche anhaltenden Niedergang des Aktienkurses zu stoppen? Oder geht die Misere nach den vor einer Woche angekündigten Restrukturierungsmaßnahmen weiter? Es gibt da dieses Fünkchen Hoffnung: Während die Varta-Aktie im Xetra-Handel am Freitag noch einmal fast sechs Prozent abgab, und unter die Marke von 22 Euro rutschte, konnte sie an anderen Handelsplätzen das Minus deutlich reduzieren. Was war da los?
Varta hat sich mit Banken geeinigt
Die Antwort ist recht einfach: Während auf Tradegate oder dem Frankfurter Parkett bis in den späten Abend gehandelt wurde, die Varta-Aktie sich dort wieder auf rund 22,80 Euro verbesserte, war im Xetra-Handel um 17.35 Uhr Schluss. So kam eine Nachricht aus dem Unternehmen schlicht zu spät. Denn am Abend teilte Varta mit, dass man sich mit den Banken tatsächlich auf das umfangreiche Restrukturierungskonzept geeinigt habe. Die Ankündigung vom Montag nämlich stand diesbezüglich noch unter Vorbehalt.
Nun aber habe die Varta AG „einen entscheidenden Schritt auf dem Weg in die Zukunft genommen“, wie die Presseabteilung formulierte. So habe man mit den finanzierenden Banken und dem Mehrheitsaktionär bezüglich des weitreichenden Restrukturierungskonzepts Einigung erzielt, hieß es. Die Einigung sieht demnach eine Verlängerung der Finanzierung bis 31. Dezember 2026 sowie Änderungen der Kreditbedingungen vor. Dies allerdings stehe „noch unter Gremienvorbehalt der Banken“. Und so zeigt sich am Montagvormittag ein uneinheitliches Bild: Im Xetra-Handel holt die Varta-Aktie die Erholung nach (plus 3 Prozent), auf Tradegate geht es um 1,3 Prozent zurück auf 22,50 Euro.
Kapitalerhöhung bringt 51 Millionen
Zuvor hatte sich Varta bereits mit einer Kapitalerhöhung durch die Ausgabe neuer Aktien an Mehrheitsaktionär Michael Tojner rund 51 Millionen Euro beschafft. Mit dem Geld soll die weitere Entwicklung des Unternehmens abgesichert und die Restrukturierung ermöglicht werden. „Das Restrukturierungsprogramm beinhaltet eine Anpassung von Produktions- und Strukturkosten sowie gezielte Investitionen in Wachstumsfelder wie Energiewende und E-Mobilität“, so Varta,
Der Bereich der Energiespeichersysteme soll angesichts der starken Nachfrage im Markt der Erneuerbaren Energien deutlich ausgebaut werden. Auch soll das weitere Wachstum im Bereich der großformatigen Lithium-Ionen-Rundzellen abgesichert werden. Varta beliefere bereits heute „einen Kunden aus dem Automobil-Premiumsegment mit Zellen aus einer ersten Produktionslinie in Ellwangen“, erneut ohne einen Namen zu nennen. Im Bereich der kleinen Lithium-Ionen-Knopfzellen (CoinPower) will Varta seine Kundenbasis verbreitern und neue Märkte erschließen.
Varta will sparen und Stellen abbauen
Damit nicht genug: Das Programm sieht zudem „umfassende Sparmaßnahmen und Maßnahmen zur Effizienzsteigerung vor“, die laut Varta auf den bereits laufenden Kostenoptimierungen aufsetzen. So sollen die externen Kosten durch eine zentrale Beschaffungssteuerung, eine Verbreiterung der Lieferantenbasis sowie durch die Neuverhandlung bestehender Lieferkonditionen gesenkt werden.
- Zu den Maßnahmen gehören auch Kosteneinsparungen im Personalbereich
- Sprich: Varta wird Stellen in bislang noch unbekanntem Ausmaß abbauen
„Uns ist bewusst, dass die Restrukturierung leider mit harten Einschnitten verbunden sein wird“, sagt Markus Hackstein, Sprecher des Vorstandes. Man sei sich „der Verantwortung für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bewusst“ und habe den Betriebsräten bereits die Zusammenarbeit bei der Suche nach konstruktiven Lösungen zugesichert. „Wir sind zuversichtlich, in den kommenden Wochen und Monaten zu guten Einigungen zu kommen.“ Er sei sich zudem sicher, mit den umfassenden Maßnahmen das Unternehmen „zurück auf den Erfolgskurs zu bringen und wieder profitabel zu werden“.
Analysten mit unterschiedlichen Kurszielen
Daran allerdings glauben nicht alle. So haben sich in der vergangenen Woche Analysten mit ganz unterschiedlichen Einschätzungen zu Wort gemeldet. Die DZ Bank hatte Varta gleich am Montag von „Halten“ auf „Verkaufen“ abgestuft und den fairen Wert von 25 auf 20 Euro gesenkt. Von den angekündigten Maßnahmen erwartet Analyst Michael Punzet kurzfristig „keine nennenswert positiven Impulse“.
Die Privatbank Berenberg senkte den fairen Wert für die Aktie ebenfalls, jedoch lediglich von 35 auf 31 Euro. Die Einstufung blieb auf „Hold“. Die Verschuldung bleibe hoch, schrieb Analystin Yasmin Steilen. Sie reduzierte ihre operative Ergebnisschätzung (Ebitda) für das kommende Jahr. Das Analysehaus Warburg Research hingegen bleibt äußerst skeptisch, trotz eines leicht von 17,50 auf 18,50 Euro erhöhten Kurszieles.
Kursziel | Kurspotenzial | |
Warburg Research | 18,50 Euro | -16,48% |
Berenberg Bank | 31,00 Euro | +39,95% |
DZ Bank | 20,00 Euro | -11,20% |
Shortseller BlackRock reduziert Anteile drastisch
Ein anderer Akteur hingegen sieht für Varta offenbar wieder eine Zukunft: BlackRock Investment Management (UK) hatte am Dienstag seine Leerverkaufsposition in Aktien der Varta AG, mit der die Investmentgesellschaft auf fallende Kurse wettet, auf einen Schlag drastisch von zuletzt 2,49 Prozent auf nur noch 0,2 Prozent gesenkt. Doch unter den Shortsellern gehen die Meinungen ebenfalls weit auseinander.
- SIH Partners, LLLP, Leerverkäufer mit Sitz in Delaware, steigerte am Dienstag seine Anteile an Varta von 1,24 auf 1,43 Prozent
- Laut Bundesanzeiger erhöhte SIH seine Position am Mittwoch noch einmal auf jetzt 1,82 Prozent
- Qube Research & Technologies Limited (London) erhöhte ebenfalls von 0,70 auf 0,81 Prozent
Die Shortseller von Naya Capital Management UK Limited hatten hingegen bereits am 17. März ihre Short-Position von 0,89 auf 0,33 Prozent der Varta-Aktien abgebaut. Da die meldepflichtige Größe bei 0,5 Prozent liegt, tauchen Naya und BlackRock in der offiziellen Statistik nun beide gar nicht mehr auf.
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