Bei der Varta-Aktie wiederholt sich das bekannte Muster: Nach heftigen Abverkäufen im Februar kletterte der Titel unterbrochen von kleineren Rücksetzern über 50 Prozent, nur damit es seit vergangener Woche wieder zweistellig abwärts geht. Beobachter, die von der Varta-Achterbahn reden, fühlen sich bestätigt.
Erstaunlich ist dabei: Den Startschuss für den jüngsten Sinkflug der Aktie gab eine durchweg positive Halbjahresbilanz. Dennoch sehen Shortseller und einige Analysten-Häuser den Varta-Titel weiterhin als überbewertet und prophezeien, dass die übermächtige asiatische Konkurrenz den deutschen Traditionskonzern früher oder später aus dem Markt drängen wird. Die Frage ist somit: Kann Varta schnell genug wachsen, um eine Ausbootung zu verhindern? Ein Kurz-Briefing für Sie.
Pleite abgewendet
Das Technologieunternehmen aus dem baden-württembergischen Ellwangen hat eine lange und bewegte Vergangenheit hinter sich. Vor fünfzehn Jahren schien der Preiskampf gegen die Asiaten bereits einmal verloren, der Konzern stand kurz vor dem Ruin. Der österreichische Bwin-Gründer Micheal Tojner sprang damals als Angel-Investor in die Bresche und bewahrte den angeschlagenen Batterie-Hersteller vor der Pleite.
In den Folgejahren erkämpfte sich Varta im Hörgerät-Segment einen Marktführerstatus und nutzt daraufhin seine Erfahrung mit Mikrobatterien bei den derzeit extrem beliebten kabellosen Kopfhörern. Zum Kundenkreis der Ellwanger gehören nun seit Jahren auch die Tech-Giganten Apple und Samsung.
Traumhafte Margen
Aus der Corona-Krise ging der Konzern schließlich als Gewinner hervor, steigerte seinen Umsatz im vergangenen Jahr um 140 Prozent und verdoppelte auch den Gewinn. Das starke Ergebnis wird Varta voraussichtlich sogar noch einmal steigern können. Das legt jedenfalls der Halbjahresbericht nahe, den der Konzern vergangene Woche präsentiert hat.
Die Ellwanger sind demnach weiter voll auf Wachstumskurs: Der Umsatz kletterte zwischen Januar und Juni auf knapp 400 Millionen Euro – ein Plus im Vorjahresvergleich von 1,8 Prozent. Hinzu kommt ein starkes operatives Ergebnis: Das bereinigte Ebitda stieg um rund 10 Prozent auf über 112 Millionen Euro. Die Ebida-Marge lag bei rund 30 Prozent – ein einzigartiger Wert in der Branche.
Es fehlte lediglich, dass Varta seine Jahresprognose nach oben korrigierte, wie man es vom Batteriehersteller aus der Vergangenheit fast gewohnt ist. Die optimistischen internen Schätzungen wurden hingegen bestätigt: Der Konzern erwartet für das laufenden Geschäftsjahr weiterhin einen Umsatz von rund 940 Millionen Euro, was im Vergleich zum Vorjahr einem hohen einstelligen Wachstum entspricht. Die Ebitda-Marge soll auch aufs Jahr bezogen auf bis zu 30 Prozent klettern – ein erneuter Anstieg von 2,5 Prozentpunkten.
Neue Kapazitäten
Ungeachtet des starken operativen Ergebnisses hielt sich Varta mit Investitionen nicht zurück. Ende Juni eröffnete der Konzern seine neue Fabrik für Lithium-Ionen-Zellen im bayrischen Nördlingen. Auf über 60.000 Quadratmeter Produktionsfläche wollen die Ellwanger bis zu 400 Millionen Zellen im Jahr produzieren – eine potenzielle Verdopplung der bisherigen Produktionskapazität.
Zudem arbeitet Varta fieberhaft daran, ein neuen Milliardenmarkt zu erschließen: Batterien für Elektro-Autos. Allein zu diesem Zwecke erhielten die Ellwanger vom Bund 200 Millionen Euro an Fördermitteln. Das Geld steckt Varta in den Ausbau einer Pilotanlage für die großformatigen Rundzellen am Standort Ellwangen, die die Produktion zum Jahresende startet soll.
E-Auto-Akku mit Alleinstellungsmerkmal
Was bei Varta beeindruckt: Der Batteriehersteller baut seine Kapazitäten unbeirrt aus und erzielt dennoch Margen, die sich vom Markt deutlich abheben. Ein starkes Wachstum wird auch in Zukunft notwendig sein, um der hohen Nachfrage im Mikrobatterie-Segment nachkommen und Marktanteile gegen die Konkurrenz behaupten zu können.
Beim geplanten Einstieg ins E-Auto-Geschäft werden ebenfalls noch lange Zeit hohe Investitionskosten auf Varta zukommen. Die solide Bilanz des Konzerns (Eigenkapitalquote von fast 50 Prozent) wird dabei noch eine wichtige Rolle spielen.
Die Konkurrenz im extrem kompetitiven Elektromobilitäts-Segment scheint zwar übermächtig; Varta-Chef Herbert Schein zufolge hat das Unternehmen jedoch eine Trumpf im Ärmel. So ist der E-Auto-Batterie-Prototype der Ellwanger kleiner und effizienter als die Produkte von LG, Samsung und Panasonic – mit einer gut um die Hälfte verkürzten Ladezeit. Mit diesem Alleinstellungsmerkmal kann der Markteinstieg auch gegen deutlich größere Herausforderer gelingen.
Investierte und Interessierte der Varta-Aktie müssen jedoch auch in Zukunft weiterhin mit starken Ausschlägen des Titels rechnen. Ein zweistelliger Tagesverlust des Technologie-Papiers ist keine Seltenheit mehr.
Trotz der jüngsten Verluste sind die Anteile des Batteriekonzerns jedoch noch recht hoch bewertet und könnten in den nächsten Wochen um weitere 10 bis 15 Prozent abrutschen. Auch für langfristig orientierte Anleger könnte es Sinn machen, mit einem Einstieg abzuwarten, bis dieses Plateau erreicht ist.
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