Liebe Leserinnen und Leser,
die Märkte haben sich einen Kandidaten für vollkommen unnötige Spekulationen ausgesucht, so Beobachter: Varta. Das Papier gewann am Donnerstag schon wieder mehr als 6,8 %. Gut? Nein – die Aktie ist ein Spielball der Trader geworden. Das lässt sich zeigen.
Die „Chance“ – oder?
Wir lesen in Überschriften z. B. davon, dass das die „Chance“ sei – lt. eines Magazins zum Beispiel „Ihre“ Chance, was bedeuten muss, dass die Investoren direkt angesprochen werden. So scheinen viele Investoren zu denken. Ob dies eine „Chance“ ist, dürfte unter Beobachtern weitgehend umstritten sein.
Denn: Varta soll anch den bisherigen Meldungen „radikal saniert“ werden. Die radikale Sanierung umfasst nach den Vorstellungen des bisherigen Mehrheitseigentümers Michael Tojner vor allem eine massive Änderung dahingehend, dass das Kapital auf „0“ gesetzt würde.
Darüber wurde an dieser Stelle ausführlich berichtet. Nur zur kurzen Einordnung: Die bisherigen Aktionäre würden ihr Geld vermutlich dann verlieren. Die Notierungen sind aus der Wahrnehmung von Aktionären am Markt aktuell offenbar noch immer fast 4 Euro wert – der Wert würde, klar gesagt, 0 betragen.
Wann auch immer diese Maßnahmen vollzogen würde, die einiger rechtlicher Verfahren bedarf, sie würden die Käufer der Aktie von heute „morgen“ enteignen. Danach dann kämen neue Eigentümer – u.a. Michael Tojner und wohl auch Porsche – zum Zug, die entsprechend das Kapital aufbauen würden.
Gläubiger würden nach den herrschenden Vorstellungen einen radikalen Schnitt über sich ergehen lassen müssen. Das heißt: Die Schulden würden zum Teil, vermutlich auch zum großen Teil, gestrichen.
Ein Alternativmodell von Gläubigern, wohl in diesem Fall Hedgefonds und Banken, die um ihr Geld fürchten, sieht vor, dass die Forderungen in Beteiligungen umgewandelt werden könnten. Das würde bedeuten, die sanierte Varta würde die früheren Gläubiger als Aktionäre an Bord haben.
Welches Modell sich auch immer durchsetzt – subjektive Vermutungen sehen eher das Modell 1 mit der neuen Aktionärsstruktur und der Kapitalherabsetzung als wahrscheinlicher an -, danach sind Aktionäre, die noch Aktien besitzen, quasi ihr Geld los.
Varta: Das Geld ist wohl weg
Das Geld ist weg, so die wohl einhellige Meinung unter kritischen Beobachtern. Der Markt aber hat die Aktie nach gewaltigen Gewinnmitnahmen am Mittwoch am Donnerstag erneut steigen lassen. Die Gewinne von über 6 % deuten darauf, dass die Aktie aus der Wahrnehmung von Investoren kurzfristig noch einen klaren Aufwärtstrend vollziehen könnte.
Varta Aktie Chart
Die Kursperformance der Varta-Aktie
Charttechnisch und technisch betrachtet sieht es damit plötzlich recht gut aus für die Aktie. Die heftigen Schwankungen würden hier keine große Rolle spielen. Die Aktie ist auf dem Weg dazu, die Marke von 4 Euro zu überwinden – undk könnte sich auch in Richtung von 5 Euro bewegen.
Der Wert wird aus der Sicht von Investoren also eher zum Spekulationsobjekt.
So empfiehlt es sich aus der Wahrnehmung der kritischen Beobachter auch, die Aktie zu betrachten. Denn:
Der Wert wird aus dieser Sicht wohl einen massiven Schwankungspfad hinlegen, bis zumindest klar ist, wie es weiter geht. Der zeitliche Pfad ist gesteckt.
Der Titel wird aus Sicht des Mehrheitsaktionärs bis Ende August oder Anfang September Klarheit darüber bekommen müssen, wie es weiter geht. In den kommenden beiden Wochen wären massive Schwankungen wie zuletzt gesehen also eher zur Tagesordnung gehören können.
Eine Einordnung dazu sei noch erlaubt: Der Marktwert des Unternehmens liegt bei vielleicht 165 Millionen Euro (je nachdem, wie sich der Kurs im Laufe des Tages entwickelt). Schon aus diesem Grund (in einer Sanierungssituation mit radikalen Vorschlägen) zeigt sich, dass nur spekulative Naturen den Titel hin- und herschieben.
Fonds und sonstige institutionelle Investoren werden bei ihrem aktuellen Regelwerk eher nicht in die Aktie investieren. Die Notierungen werden vielmehr auf der kleinst möglichen Spielwiese gehandelt. Bei allen Berichten und aller Aufmerksamkeit: Varta ist am großen Markt nicht vertreten und nur noch ein Schatten seiner selbst. „Analysen“ mit Kurszielen sind daher in diesem Zusammenhang kaum noch ernst zu nehmen.
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