Liebe Leserin, lieber Leser,
die Aktie von Varta ist endgültig zum Spielball von Zockern geworden, dieser Eindruck drängt sich auf. Bereits am Freitag waren die Papiere des kriselnden Batterieherstellers aus Ellwangen von zuvor 2,07 auf zwischenzeitlich 2,53 Euro gestiegen. Am Montag wurden kurzzeitg sogar 2,70 Euro aufgerufen. Und das vor einem Treffen von Aktionären und Gläubigern, bei dem aller Wahrscheinlichkeit nach das mittelfristige Ende der Aktie beschlossen werden würde. So kam es dann auch – und die Papiere von Varta stürzten ab. Allerdings nur kurz. Wie ist das zu erklären?
Mehrheit für Varta-Restrukturierungsplan
Denn Auslöser des Einbruchs vom frühen Nachmittag war eine aktuelle Nachricht aus Ellwangen – die so zu erwarten war: Die Varta AG teilte mit, „dass die Mehrheit der abstimmenden Gruppen im heutigen Erörterungs- und Abstimmungstermin dem von der Gesellschaft vorgeschlagenen Restrukturierungsplan nach dem Unternehmensstabilisierungs- und – restrukturierungsgesetz (StaRUG) zugestimmt hat“. Auch die Ergänzung war keine Überraschung: Einzig die Gruppe der sich im Streubesitz befindlichen Aktionäre hätten gegen den Restrukturierungsplan gestimmt, hieß es.
Kein Wunder: „Wie bereits am 18. September 2024 kommuniziert, sieht der Restrukturierungsplan als Teil der finanziellen Sanierung unter anderem eine vereinfachte Herabsetzung des Grundkapitals der Gesellschaft auf 0 Euro vor“, stellte Varta in der Mitteilung klar. „Dies führt zu einem kompensationslosen Ausscheiden der derzeitigen Aktionäre der Gesellschaft und zum Erlöschen der Börsennotierung der Aktien der Gesellschaft.“
- Der Vorstand rechne noch in diesem Jahr mit dem Erlass des Planbestätigungsbeschlusses durch das zuständige Amtsgericht Stuttgart
- Die weitere Umsetzung des Restrukturierungsplans „erfolgt nach Eintritt der Rechtskraft der Bestätigung des Restrukturierungsplans“
Nur Tojner und Porsche bleiben bei Varta im Boot
Im Rahmen dieses Plans wird Varta neues Eigenkapital aus einer Bar- und Sachkapitalerhöhung unter Bezugsrechtsausschluss durch eine vom derzeitigen Varta-Mehrheitsaktionär Michael Tojner kontrollierte Gesellschaft sowie eine Beteiligungsgesellschaft der Porsche AG in Höhe von insgesamt 60 Mio. Euro erhalten. Zudem soll im Rahmen eines Schuldenschnitts die bestehende Schuldenlast von 485 Mio. Euro um ca. 255 Mio. Euro auf insgesamt ca. 230 Mio. Euro reduziert werden und durch die Aufnahme eines neuen vorrangigen Kredits (Super Senior) in Höhe von 60 Mio. Euro die Deckung des Liquiditätsbedarfs gesichert werden, wie es heißt. „Diese Maßnahmen sollen eine nachhaltige Finanzierung der Gesellschaft herbeiführen und sie zukunftsfähig aufstellen“, so die Varta-Mitteilung.
Für die Mitarbeiter von Varta ist die Nachricht vom Montag demnach eine gute, das Unternehmen will an allen deutschen Standorten festhalten und auch die rund 4.000 Stellen weitgehend erhalten. Varta-Chef Michael Ostermann kündigte laut Medienberichten allerdings eine Verschiebung von Personal aus der Verwaltung in die Produktion an, wo Mitarbeiter fehlten. Insgesamt blickt Ostermann laut Die Zeit „vorsichtig optimistisch“ in die Zukunft: „Varta hatte ja kein operatives Problem, sondern ein Schuldenproblem.“
- Im Markt für Konsumgüter habe Varta eine „exzellente Positionierung“, und auch im Hörgerätebereich laufe es gut
- Beim Geschäft mit Energiespeichern für Photovoltaikanlagen erwartet der Varta-Chef sogar wieder Wachstum
Varta-Aktie bricht nur kurzzeitig ein
Für die Aktionäre im freien Handel aber sind die Folgen der Zustimmung durch die Versammlung fatal. Ihre Varta-Aktie wird ihren Wert verlieren und aus dem Handel genommen. Wie ist nach dieser Hiobsbotschaft die Reaktion der Märkte zu erklären? Nachvollziehbar war nach dieser Nachricht, dass die Aktie von Varta von 2,30 Euro noch um 14.45 Uhr binnen weniger als zehn Minuten auf nur noch 1,82 Euro einbrach. Ausgehend vom Tageshoch war dies ein Kurssturz um mehr als 30 Prozent.
Dass sich die Varta-Aktie danach aber ebenso schnell erholte, letztlich bei wieder 2,20 Euro aus dem Handel ging, lässt sich hingegen kaum erklären. Die einzige Möglichkeit: Die ganz Mutigen klammern sich offenbar an einen letzten Funken Hoffnung.
Verfassungsklage der SdK als einzige Chance
Denn Varta-Chef Ostermann erwartet, dass die Restrukturierung bei einer Annahme durch das Amtsgericht bis spätestens Ende Januar abgeschlossen sein könnte. Der Gerichtstermin dazu sei für den 3. Dezember angesetzt. Zugleich aber hatte die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) am vergangenen Freitag bereits Klage beim Bundesverfassungsgericht in der Sache eingereicht. Diese Methode der Sanierung durch Enteignung sei „mit der Eigentumsgarantie des Art. 14 GG nicht zu vereinbaren“, argumentiert die SdK.
Ob sie damit Erfolg haben wird? Das StaRUG sei „eine sehr effektive Möglichkeit zur Abwendung einer Unternehmenskrise und damit zur Vermeidung eines Insolvenzverfahrens“, sagte Thomas Hausbeck, Fachanwalt für Steuerrecht, unlängst in einem Interview auf Legal Tribune Online. „Weitgehende Eingriffe in die Rechte von Aktionären und Anleihegläubigern bis hin zum Entzug der Rechtsposition sind hierzu möglich und vom Gesetzgeber bewusst gewollt.“ Ob sich das Verfassungsgericht dieser Auffassung anschließen wird, bleibt in der Tat abzuwarten. Bis dahin ist und bleibt die Varta-Aktie in der Tat eines: ein reines Zocker-Papier. Am Dienstag im frühen Xetra-Handel fiel die Aktie um fast acht Prozent auf 2,03 Euro zurück.
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