Liebe Leserinnen und Leser,
immer noch ist das Interesse an der Aktie von Varta immens. Der Konzern bewegt die Gemüter an den Börsen gleichfalls. Am Dienstag ging es um ca. -2 % abwärts (in den ersten Stunden), wobei sich die Verluste heute wohl im Rahmen halten werden. Die Gewinne der vergangenen Tage aber sind zum einen irritierend – und zum zweiten bleiben sie ein großer Irrtum.
Die Sachlage ist auf der einen Seite zwar unklar, weil niemand richtig weiß, wie es weiter geht. Auf der anderen Seite liegen die Dinge relativ offen auf dem Tisch.
Varta: Das war Trash!
Wenn Sie die Uhr nur etwa 12 Stunden zurückdrehen, könnte alles ganz anders aussehen. Die Aktie hat am Montag am Ende auf den Kurstafeln einen enormen Gewinn verzeichnen können.
Es war um gut 14,6 % nach oben gegangen. Nach Verlusten von -2,8 % am Vortag (Freitag) wiederum war das eine satte Erholung und bestätigte vermeintlich die Gewinne vom Donnerstag. Da hatten die Börsen sogar einen Aufschlag von gut 46 % genommen. All das ist wirtschaftlich betrachtet schlicht unveränderständlich.
Wer sich das Chartbild vergegenwärtigt, erahnt direkt, dass etwas nicht stimmen kann. Dem Titel geht es keinesfalls auch nur annähernd gut.
Varta Aktie Chart
Die Kursperformance der Varta-Aktie
Die Situation ist für eine bestimmte Gruppe an Investoren sogar dramatisch. Sie wissen es offenbar nur nicht alle.
Die Aktie steht vor einer veritablen Umformatierung. Wie bei andere nUnternehmen zuvor kann es hier zu einer faktischen Enteignung der bestehenden Aktionäre kommen. Auf Basis eines Gesetzes jedenfalls sieht es schlecht aus.
Das StaRUG!
Etwas sperrig nennt sich das Gesetz StaRUG (Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz). Vorsicht formuliert: Der Gesetzgeber hat es mit den betroffenen Unternehmen offenbar gut gemeint. Die vertreten hier ein Eigeninteresse an der Fortführung des Unternehmens, die bisherigen Stakeholder, wie es neudeutsch heißt, werden weitgehend dafür zur Haftung herangezogen.
Das Gesetz war bereits bei Leonie oder bei Endor angewandt worden. Hier wird es darum gehen, dass Aktionäre ihr gesamtes Kapital in dem Sinne verlieren, als das Kapital einfach auf Null gestellt wird.
Die Gläubiger werden wiederum einen Schuldenschnitt über sich ergehen lassen müssen, wenn die Schritte angenommen werden. Die Schuldenstreichung bleibt für das Unternehmen formalrechtlich dann in dem Sinne folgenlos, als damit keine neuen Eigentumsrechte der verzichtenden Gläubiger verbunden sind.
Die Gläubiger haben offenbar selbst ein Konzept vorgelegt, dass genau die letztgenannte Variante vorsieht. Die Forderungen würden ersetzt durch eine Beteiligung am Eigenkapital, sprich: Die Darlehen würden rückwirkend quasi einen Anteilserwerb darfstellen.
Das wird am Ende das entscheidende Gericht beschließen. Es wird auf jeden Fall spannend für die Gläubiger.
Wenig Chancen für Aktionäre bei der Sanierung von Varta
Weniger spannend ist die Situation für die bisherigen Aktionäre von Varta. Wie auch immer der Entscheid am Ende ausfällt: Die Aktionäre werden oder würden leer ausgehen.
Insofern ist es reichlich rätselhaft, wie sich Aktionäre, die aktuell „kaufen“, am Markt verhalten wollen – es gibt eigentlich nur eine Lösung. Es wird spekuliert.
Die Anleger werfen sich die viel diskutierte Aktie wie eine heiße Kartoffel zu. Jeder weiß, wie das Spiel am Ende ausgeht. Niemand weiß derzeit, wann es so weit ist. Und niemand weiß, ob nicht noch andere mit spekulieren, jetzt, nachdem die Situation kurzfristig massiv steigende Kurse mit sich gebracht hat.
Die Aktionäre, die sich an diesem Trend-Versuch beteiligen, müssen indes viel Aufmerksamkeit für die Aktie mitbringen. Jede „Lösung“, die nicht einmal vor Gericht bestätigt werden muss, wird die Spekulation wieder in Gang setzen. Eine Einigung von Gläubigern oder umgekehrt besondere Rechtsschritte von Gläubigern oder gar Kapitalschützern für Aktionäre kann in jede Richtung interpretiert werden.
Insofern sind die Kursausschläge bei Varta ein kleines Alarmzeichen für Investoren, die langfristige Möglichkeiten suchen. Spekulierende Investoren haben sich hier offensichtlich eine schöne Anwendung herausgesucht. Warum Analysten ihre Schätzungen teils noch nicht korrigiert haben, ist rätselhaft.
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