Varta-Aktie: Der deutsche Batterie-Primus in der Analyse!

Der Mensch des 21. Jahrhunderts ist voll digitalisiert: Nahezu unabhängig von ihrem Standort können die Verbraucher dank der smarten Mobilgeräte Musik hören, mit anderen kommunizieren, Videos streamen, Nachrichten konsumieren oder gar arbeiten.

Doch die ultimative Vernetzung benötigt vor allem eines: Energie. Ohne Strom nix los: Kein Wunder also, dass Batterien als die mit Abstand wichtigste Komponente für die mobile Digitalisierung gelten. Entsprechend groß ist der Innovationsbedarf in diesem Bereich, schließen müssen die Energiespeicher immer kleiner und gleichzeitig leistungsfähiger werden.

Einer dieser Innovationstreiber ist der deutsche Traditionskonzern Varta. In der folgenden Analyse wollen wir der Firma aus Ellwangen auf den Zahn fühlen, die enormen Wachstumschancen darlegen, aber auch die Risiken aufzeigen.

Das Unternehmen

Ursprung der Varta AG war die 1887 gegründete Akku-Fabrik AFA. Bildquelle: Varta IR.

Varta jedenfalls hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Anfang der Nullerjahre wurden die Reste des traditionsreichen Varta-Konzerns zerschlagen und es entstanden gleich mehrere voneinander unabhängige Gesellschaften, die alle mit dem Thema Batterien zu tun hatten.

Inzwischen hat sich der Aktienkonzern Varta AG den Großteil seiner ehemaligen Geschäftsbereiche zurückgeholt und vereint damit seine bekannten Marken wieder unter einem Dach.

Die Varta AG besteht heute aus den drei Tochterunternehmen „Varta Microbattery“, „Varta Storage“ und „Varta Consumer Batteries“. Varta Microbattery gilt als international führender Hersteller von Mikrobatterien für Hörgeräte und kabellose Kopfhörer. Gerade letztere haben dem Unternehmen in den vergangenen Jahren enormen Profit eingebracht.

Hochleistung auf kleinstem Raum. Varta-Knopfzellen und In-Ear-Headset von Apple. Bildquellen: Varta IR, Apple Shop, eigene Bearbeitung.

Laut einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom besitzt inzwischen jeder vierte Deutsche sogenannte „True-Wireless-Kopfhörer“, die in das Ohr gesteckt und per Bluetooth mit dem jeweiligen smarten Mobilgerät verbunden werden.

Ein Trend, der dem Batteriekonzern eine Hochkonjunktur beschert. Namhafte Kopfhörer- und Smartphone-Hersteller wie Apple, Sony, Samsung, Bose und Sennheiser setzen die winzigen Energiespeicher von Varta in ihren Produkten ein.

Aber auch über Varta Storage ist der Konzern in zukunftsfähigen Wirtschaftsfeldern aktiv. So entwickelt die Tochter z.B. Energiespeichersysteme für den privaten Haushalt und die Industrie. 2017 zählte Varta Storage zu den drei größten Anbietern von Stromspeichern für Photovoltaik-Anlagen des europäischen Eigenheim-Markts.

Der Klassiker. Bildquelle: Varta IR.

Zu guter Letzt ist der Konzern mit Varta Consumer Batteries wieder im klassischen Haushaltsbatterien-Geschäft tätig. Anfang 2020 hatte der Aktienkonzern das traditionelle Batteriegeschäft von dem Wettbewerber Energizer zurückgekauft.

Über die neue alte Tochter bietet der Konzern zum Beispiel die bekannten AA-Batterien, die in Spielzeugen oder Digitalkameras Verwendung finden, aber auch Ladegeräte, Power Banks und Leuchten.

Die Bilanzzahlen

Finanziell läuft es für Varta derzeit jedenfalls prächtig. Am 18. Februar hat das Unternehmen seine vorläufigen Zahlen zum Geschäftsjahr 2020 präsentiert. Auch dank der Wiedereingliederung der Haushaltsbatterie-Sparte explodierte der Umsatz im letzten Jahr um gigantische 140 Prozent auf 870 Millionen Euro.

Das um Sondereffekte bereinigte EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) legte um rund 145 Prozent auf etwa 239 Millionen Euro zu. Die bereinigte EBITDA-Marge belief sich 2020 auf circa 27,5 Prozent (Vorjahr: 26,9 %). Somit konnte Varta die Rentabilität im operativen Geschäft erhöhen.

Varta legt dank Wiedereingliederung der Consumer-Sparte Wachstumsexplosion hin. Bildquelle: Varta IR.

Aber auch ohne die Konsolidierung des Consumer-Geschäfts wuchs das Unternehmen beachtlich. So stieg der um die Konsolidierung bereinigte Umsatz um 47 Prozent, der entsprechende EBITDA-Wert legte gar um 90 Prozent zu.

Profitiert hat Varta abermals vom eingangs erwähnten Geschäft mit den Mikrobatterien. Der Umsatz der zuständigen Tochter stieg 2020 um satte 49 Prozent auf rund 508 Millionen Euro und stellt damit mehr denn je das wichtigste Absatzsegment des Konzerns dar.

Das bereinigte EBITDA schoss gar um 96 Prozent auf 187 Millionen Euro nach oben. Die EBITDA-Marge des Unternehmensbereichs hat sich somit um starke 8,9 Prozentpunkte verbessert und beträgt jetzt knapp 37 Prozent des Umsatzes.

Getrieben wurde der Zuwachs erneut von der hohen Kundennachfrage nach kabellosen Kopfhörern. Laut Varta beläuft sich das globale Wachstum dieses Markts auf jährlich rund 30 Prozent. Folglich konnte der Konzern im vergangenen Jahr deutlich schneller wachsen als die Branche. Als Innovationsführer im Bereich Mikrobatterien habe man ein sehr erfolgreiches Geschäftsmodell aufgebaut, hieß es aus Ellwangen.

Für die Anleger besonders interessant: Zum ersten Mal seit dem Börsengang 2017 wird die Varta AG eine Dividende ausbezahlen. Insgesamt 100 Millionen Euro will der Konzern an die Aktionäre ausschütten. Pro Aktie soll die Dividende rund 2,50 Euro betragen.

Die Anleger sollen ein Stück vom Kuchen abgekommen. Bildquelle: Shutterstock.

Die Dividendenrendite beträgt folglich knapp 1,9 Prozent (Aktienkurs vom 18. Februar: 132 Euro). Die Rendite ist damit zwar nicht allzu hoch, aber dennoch ein Anfang.

Und wie geht es weiter? Auch für 2021 rechnet Varta mit einem Umsatzplus, wenngleich der Zuwachs deutlich geringer ausfallen soll als im vergangenen Jahr. Der Konzern prognostiziert ein Wachstum der Erlöse um 8 Prozent auf 940 Millionen Euro. Weitere Steigerungen erwartet der Konzern in Sachen Ertragskraft. Die EBITDA-Marge soll demnach um bis zu 2,5 Prozentpunkte zulegen.

Die Aktie

Doch es gibt auch Risiken, wie der Aktienchart offenbart. Anfang 2020 war die Varta-Aktie noch vor dem allgemeinen Corona-Crash eingebrochen. Der Grund: günstigere Nachahmerprodukte aus Asien. Spezialisten von Varta hatten in Geräten des südkoreanischen Tech-Riesen Samsung Batterien chinesischer Firmen entdeckt, die den Varta-Energiespeichern auffällig ähnlich waren.

Die Varta-Aktie startete 2020 mit einer deutlichen Delle. Bildquelle: Onvista.de, eigene Bearbeitung.

Plötzlich war die Vormachtstellung, auf die Varta immer wieder eindringlich hinweist, gefährdet. Die Aktie krachte daraufhin im Januar massiv ein. Inzwischen haben sich die Deutschen mit den Südkoreanern zwar geeinigt und zusätzliche Lieferverträge abgeschlossen.

Dennoch: Trotz der Einigung mit Samsung dürften auch in den kommenden Jahren billigere Batterieprodukte aus China und Taiwan den Markt fluten. Weitere Patentstreits sind daher wahrscheinlich.

Ende Januar 2021 ereignete sich dann ein Kuriosum: Kleinanleger hatten in konzertierten Aktionen bestimmte Aktien wie Gamestop nach oben getrieben, was zu einer massiven Überbewertung führte. Auch die Varta-Aktie war Teil dieser Spekulationen, wenngleich sie nicht so stark aufwertete wie das Papier des schwer strauchelnden US-Videospiel-Händlers.

Kleinanleger bliesen die Aktie Ende Januar 2021 auf. Bildquelle: Onvista.de, eigene Bearbeitung.

Das ist ein Grund, warum das Papier am 18. Februar trotz der starken Wachstumszahlen nicht profitieren konnte. Im Gegenteil: Die Aktie gab nach Veröffentlichung der vorläufigen Bilanz eklatant nach.

Neben der Wertberichtigung kommt es hinzu, dass Analysten im Schnitt mit einem höheren Umsatzwachstum für 2021 gerechnet hatten. So waren die Experten davon ausgegangen, dass die Erlöse im laufenden Jahr die 1-Milliarde-Euro-Schwelle überschreiten werden. Ein Meilenstein, den sich Varta selbst offenbar nicht zutraut – zumindest noch nicht.

Fazit und Ausblick

Dank der zunehmenden Digitalisierung im mobilen Bereich, dem Boom bei den kabellosen Kopfhörern und der bewährten Produktqualität verfügt Varta über eine hervorragende Ausgangslage. Dennoch wird der Konzern durch die wachsende Konkurrenz vor allem aus Asien belastet. Auf mittel- bis langfristige Sicht könnten Varta somit wichtige Marktanteile flöten gehen.

Umso mehr muss der Konzern nun Innovationen vorantreiben. Erst kürzlich hatte man im Rahmen eines EU-Projekts eine Zusage von Fördermitteln in Höhe von 300 Millionen Euro erhalten. Das Geld werde man komplett in die Forschung und Entwicklung stecken, um noch effizientere Batterien auf den Markt bringen zu können, so die gewohnt selbstbewusste Ankündigung des Konzerns.

Haftungsausschluss

Trotz größter redaktioneller Sorgfalt kann der Autor die Richtigkeit der angegebenen Daten nicht garantieren. Von Seiten des Autors findet keine Anlageberatung statt. Auch hält der Autor keine Aktien des besprochenen Unternehmens.

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