Valneva-Aktie: Geht’s diese Woche noch weiter aufwärts?

Hammermeldung am Montagmorgen: Der Branchenriese Pfizer steigt bei Valneva ein, die Aktie springt knapp 30%. Was ist diese Woche noch drin für den Biotech-Titel?

Mutige Trader, die diese Woche auf gute Nachrichten bei Valneva gewettet haben, wurden gestern belohnt – aber aus einem anderen Grund als erwartet. Statt Neuigkeiten hinsichtlich der EU-Zulassung seines Corona-Impfstoffs meldete der Wirkstoffhersteller am Montag den Einstieg des Pharmariesen Pfizer.

An der Börse schlug die Nachricht wie eine Bombe ein: Die Valneva-Aktie hob knapp +30% ab auf 10,27 €.

Pfizer wird Großaktionär

Der US-Konzern investiert demnach 90,5 Millionen € in das französische Unternehmen. Im Rahmen einer exklusiven Kapitalerhöhung erwirbt Pfizer damit 8,1% der Valneva-Anteile. Der Beteiligungspreis von 9,49 € je Aktie wurde auf der Grundlage des durchschnittlichen Schlusskurses an der Euronext Paris während der letzten zehn Handelstage festgelegt.

Valneva teilt mit, dass die Kooperations- und Lizenzvereinbarung mit Pfizer für den Lyme Borreliose-Impfstoffkandidaten VLA15 aktualisiert worden ist. Bereits seit Ende April war bekannt, dass der US-Pharma-Gigant die Phase-3-Studie für VLA 15 im dritten Quartal 2024 beginnen will.

Pfizer profitiert bei seinem Einstieg stark vom Absturz des Aktienkurses seit Mitte Juni, als es für das Valneva-Papier nach der Ankündigung der EU-Kommission, den Vorabkaufvertrag über 60 Millionen Dosen des Corona-Impfstoffs zu kündigen, bergab ging.

Meilensteinzahlungen bis zu 100 Millionen €

Die Vereinbarung zwischen beiden Firmen sieht vor, dass Valneva nun 40% der verbleibenden gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungskosten für VLA 15 finanziert. Zuvor waren es 30%. Im Gegenzug zahlt Pfizer gestaffelte Lizenzgebühren von 14 bis 22%, ursprünglich begannen sie bei 19%.

Zusätzlich zu den Lizenzgebühren sind nun Meilensteinzahlungen bis zu 100 Millionen € vorgesehen, die Pfizer auf Grundlage der kumulierten Umsätze an Valneva zahlen muss.

Valneva-CEO Thomas Lingelbach kommentiert den Deal mit Pfizer so: „Die Investition von Pfizer in Valneva unterstreicht die Qualität der Arbeit, die wir in den letzten zwei Jahren gemeinsam geleistet haben, und ist eine starke Anerkennung der Impfstoffkompetenz von Valneva.“

Starkes Marktpotenzial für Lyme Borreliose-Impfstoffkandidaten

Obwohl die Kapitalerhöhung natürlich für Altaktionäre eine Verwässerung darstellt, ist sie dennoch positiv für Anleger zu werten. Sie zeigt die Bedeutung von VLA 15, des einzigen Lyme Borreliose-Impfstoffkandidaten, der sich derzeit in der klinischen Entwicklung befindet.

In Europa und Nordamerika gibt es nach Angaben des Unternehmens jährlich rund 600.000 Borreliose-Fälle pro Jahr. Und die Krankheit breitet sich weiter aus. Wenn alles glatt läuft, könnte bereits 2025 ein Zulassungsantrag für VLA 15 bei der US-Behörde FDA gestellt werden.

Vergangene Woche hatte ich in meinem letzten Valneva-Update bereits darauf hingewiesen, dass das ganze Thema rund um die EU-Zulassung des Corona-Impfstoffs des Unternehmens an der Börse übermäßig hohe Wellen schlägt, während das Potenzial der restlichen Pipeline gemeinhin verkannt wird.

Nun hat der Branchen-Gigant Pfizer den Markt vollkommen überrascht und zugeschlagen. Dabei steht keinesfalls das Covid-Vakzin von Valneva im Fokus des US-Konzerns, sondern der Lyme Borreliose-Impfstoffkandidaten VLA 15.

Großes Umsatzpotenzial auch für Impfstoffkandidaten gegen das Chikungunya-Fieber

Es gibt zudem einen weiteren Wirkstoffkandidaten in der Pipeline der Franzosen, der ein beachtliches Umsatzpotenzial aufweist. So meldete das Unternehmen vor drei Wochen erst den erfolgreichen Abschluss der Phase-3-Studie für ihren Impfstoffkandidaten gegen Chikungunya – eine durch Mücken übertragene Viruserkrankung.

Weil Valneva damit den ersten und einzigen Impfstoff zur Marktreife gebracht hat, kann das Unternehmen potenziell zunächst ein Monopol eröffnen. Da der weltweite Markt für Chikungunya-Vakzine bis 2032 auf jährlich über eine halbe Milliarde US$ geschätzt wird, wäre allein mit diesen Aussichten der aktuelle Börsenwert von 1,15 Milliarden € zu rechtfertigen.

Die noch benötigten Marktlizenzen können nun im Eiltempo ausgestellt werden. In Europa und den USA haben Gesundheitsbehörden dem Mittel bereits ein beschleunigtes Zulassungsverfahren ermöglicht.

Covid-Wette ist immer noch heiß

Anleger müssen sich jedoch darauf einstellen, dass nach der Kursexplosion von gestern schnell die kalte Dusche folgen könnte. Im Fall einer endgültigen Absage für das Corona-Vakzin durch die Europäische Arzneimittelagentur dürfte der Valneva-Titel wieder deutlich unter die 10 €-Marke rutschen.

Sollten die Franzosen die EU-Behörde hingegen doch noch auf den letzten Metern überzeugen können, wäre ein weiterer +20%-Kurssprung wohl unausweichlich.

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