US-Zinspolitik: Jubeln die Anleger zu früh?

Liebe Leser,

US-Notenbankchef Jerome Powell hat im Januar eine Verlangsamung des Prozesses der geldpolitischen Normalisierung in Aussicht gestellt. Die Anleger haben die Worte gehört und gejubelt. Es fragt sich jedoch, ob die Botschaft wirklich verstanden wurde, denn im Grunde verheißen die Aussagen nichts Gutes.

Im Vorfeld der US-Notenbanksitzung war zu erwarten gewesen, dass die FED im Januar nicht schon wieder an der Zinsschraube drehen würde. Nun aber sieht es so aus, als würden die Leitzinsen bis auf Weiteres gar nicht mehr steigen. Diese Aussicht ist bei Weitem nicht so rosig wie es der Jubelsturm der Anleger im ersten Moment vermuten lässt.

Eine Fortsetzung der Zinserhöhungen und der Reduktion der Notenbankbilanz hätte Kredite in den USA weiter verteuert, das ist wahr. Aber die Fortsetzung dieser Politik hätte zugleich signalisiert, dass die Federal Reserve Bank die US-Wirtschaft für stark genug hält, mit dieser Belastung fertig zu werden. Zugleich hätte sich der Spielraum der Notenbank für Zinssenkungen in einer zukünftigen Rezession weiter erhöht.

Jetzt drohen die USA wie im Übrigen auch Europa einem zukünftigen Abschwung weitgehend hilflos gegenüberzustehen, denn die Zinsen können in der Krise in den USA nur wenig und in Europa überhaupt nicht mehr gesenkt werden. Gleichzeitig haben sich die Staaten in den Boomjahren nicht genügend entschuldet, um in einer Rezession mit zusätzlichen Krediten der Krise entgegenzuwirken.

Bleiben als letzte Mittel nur noch weiter ausgeweitete Notenbankbilanzen und extrem negative Zinsniveaus von minus vier bis minus fünf Prozent. Die allerdings sind ohne ein Bargeldverbot nicht durchsetzbar. Die nächste Rezession könnte für Arbeiter und Sparer leicht furchtbar werden. Die Einen verlieren ihre Arbeitsplätze und die Anderen ihre Ersparnisse.

Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Tag und grüße Sie herzlich

Ihr

Bernd Heim

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