Sehr geehrter Herr Pahl, wie immer habe ich mich im Vorfeld des Interviews mit Ihrem Unternehmen befasst. Ich würde es in den Bereich Großhandel einordnen. Da wahrscheinlich die meisten unserer Leserinnen und Leser Ihr Unternehmen noch nicht kennen dürften, würde ich Sie bitten Ihr Unternehmen vielleicht einfach mal selbst kurz vorzustellen.
Antwort von Christian Pahl: Das mache ich sehr gerne. Die Unidevice AG ist ein internationaler Großhändler von elektronischen Geräten aus den Bereichen Kommunikation und Unterhaltung. Hauptprodukt sind Smartphones, also Apple iPhone oder Samsung S9, grundsätzlich die hochwertigsten Geräte. Wir kaufen international bei Distributoren ein, die von den Herstellern direkt beliefert werden. So hat Apple in Deutschland bspw. vier Distributoren, in anderen Ländern aber manchmal auch nur einen. Wir kaufen dann bei diesen Distributoren in Ländern mit niedrigerer Kaufkraft diese Geräte ein und verkaufen sie dann in Ländern mit höherer Kaufkraft.
Allerdings verkaufen wir nur an Unternehmen (B2B-Geschäft) und somit in größeren Stückzahlen und nicht an Endkunden (B2C-Geschäft). Dabei verkaufen wir ca. 30% nach Deutschland, 40% in die EU – dort natürlich in Länder mit höherer Kaufkraft wie bspw. die Niederlande – und 30% international – auch hier in Länder mit höherer Kaufkraft wie bspw. Dubai. Dabei haben wir eine sehr hohe Umschlagshäufigkeit, unsere Lagerreichweite liegt bei acht Tagen. Wir arbeiten natürlich mit einer recht niedrigen Marge. Trotzdem kommen wir am Ende auf einen ansehnlichen Gewinn, weil wir das Geld und unsere Waren so schnell drehen.
Ich verstehe das richtig, dass es sich dabei um eine Art – an der Börse würde man es zumindest so nennen – Arbitragegeschäft handelt? Sie kaufen also in Ländern, wo bspw. das iPhone günstiger ist und verkaufen es in Ländern, wo es teurer ist? Gibt es dabei denn keine Probleme mit den Herstellern?
Antwort von Christian Pahl: Nein, überhaupt nicht. Die Geräte sind überall einschaltbar und es gibt keinerlei technische Restriktionen. Das wäre auch gar nicht im Sinne der Hersteller. Denn dann könnten sie nicht so flexibel auf Marktgegebenheiten reagieren. Es kann bspw. vorkommen, dass ein Gerät oder eine Farbe in einem Markt nicht so gut funktioniert, in einem anderen aber umso besser. So ist es bspw. in Deutschland so, dass die Farbe rot bei iPhones überhaupt nicht läuft. In anderen Märkten dagegen wird das durchaus gern gekauft. Wenn wir jetzt kommen und die roten iPhones hier aufkaufen, um sie in einem anderen Markt zu verkaufen, liegt das durchaus im Sinne der Hersteller. In Deutschland mögen die Leute lieber die Farben schwarz und silber, aber kein rot.
Wen sehen Sie denn als Ihre wichtigsten Wettbewerber an? Gibt es in diesem doch sehr speziellen Markt, in dem Sie tätig sind, überhaupt einen Konkurrenten?
Antwort von Christian Pahl: Ein Konkurrent, aus Offenbach, ist sicherlich die Firma Yucatel. Die machen zunächst einmal das Gleiche wie wir, allerdings in erster Linie für sich selbst. Denn sie sind mit verschiedenen Shops selbst im Endkundengeschäft (B2C) unterwegs. Daher bieten Sie auch noch zusätzlich einen Reparaturservice an. Sie sind also nicht so fokussiert wie wir. Wir haben uns ganz bewusst gegen das B2C-Geschäft und die damit verbundenen Probleme wie Reklamationen der Kunden entschieden. Das wollen wir nicht haben. Wir wollen möglichst schnell handeln und so Geld und Waren drehen. Dabei werden wir dieses Jahr um die 300 Mio. und nächstes Jahr um die 400 Mio. Euro umsetzen. In dieser Größenordnung wüsste ich dann keinen wirklichen Konkurrenten mehr, wir sehen zumindest keinen am Markt, schon gar keinen börsennotierten.
Ansonsten würde ich gerne noch etwas zu Apple und dem iPhone sagen, da das iPhone unser wichtigstes Produkt ist. Wir kennen natürlich auch die Einschätzungen mancher Marktbeobachter, dass der Markt langsam gesättigt ist und der iPhone-Absatz daher sinken könnte. Aber selbst wenn Apple dann statt 210 Mio. nur noch 200 Mio. Geräte verkauft, spielt das für uns keine so große Rolle. Denn bei uns geht es um vielleicht 400.000 Geräte im Jahr. Das sind also nur 0,2% der gesamten Absatzmenge. Somit haben wir trotzdem noch großes Wachstumspotenzial. Zudem sind wir ja insofern etwas diversifiziert, dass wir auch noch Samsung Smartphones im Angebot haben.
Und dann kommen natürlich neue Produkte um das Smartphone bzw. iPhone herum, wie bspw. die Apple Watch, hinzu. Was kaum jemand weiß ist, dass Apple dadurch inzwischen zum größten Uhrenhersteller der Welt aufgestiegen ist. Solche neuen Produkte, wozu ich auch den EarPod-Kopfhörer zählen würde, helfen uns daher auch. Wir bleiben aber bei Smartphones und Produkten um das Smartphone herum, weil wir den schnellen Dreh haben möchten. Darum kommt eine Expansion in Produktkategorien wie Laptops für uns derzeit nicht in Frage. Kunden von uns in Deutschland sind bspw. mobilcom-debitel oder Notebooksbilliger.de.
Wir stehen nun kurz vor Weihnachten, das (Geschäfts)Jahr 2018 nähert sich also langsam dem Ende. Können Sie da vielleicht schon etwas zum Geschäftsverlauf in 2018 verraten? Sind Sie mit dem (Geschäfts)Jahr 2018 eher zufrieden oder eher unzufrieden?
Antwort von Christian Pahl: Wir sind mit dem (Geschäfts)Jahr 2018 sehr zufrieden. Wir hatten in den ersten zehn Monaten einen Durchschnittsumsatz in Höhe von 24,6 Mio. Euro pro Monat. Im November waren es dann plötzlich überraschenderweise 39 Mio. Euro. Das schlägt mittlerweile sogar das Weihnachtsgeschäft, denn im Dezember erwarten wir „nur“ einen Monatsumsatz von knapp 35 Mio. Euro.
Grund für den hervorragenden November sind dabei Black Friday und Cyber Monday. Zwei Verkaufsaktionstage, die es so ja früher hier in Deutschland noch gar nicht gab. Der Dezember kann da schon deshalb nicht mehr ganz mithalten, weil der Monat – aufgrund der Feiertage – für die meisten Menschen quasi schon am 21. Dezember endet.
Wir glauben aber, dass wir im Dezember einen Monatsumsatz zwischen 30 und 35 Mio. Euro schaffen. Wäre das der Fall, hätten wir unsere Geschäftsziele für 2018 vollumfänglich erreicht. Denn wir hatten uns vorgenommen unseren Umsatz um mindestens +30% und unseren Gewinn um mindestens +50% gegenüber dem Vorjahr zu steigern.
In diesem Zusammenhang möchte ich auf etwas hinweisen, was mich besonders freut. Denn der November hat gezeigt, dass wir mit unseren vorhandenen Ressourcen einen Monatsumsatz von 39 Mio. Euro stemmen konnten. Das heißt, dass wir mit den vorhandenen Ressourcen auch einen Jahresumsatz von 12x 39 Mio. Euro und somit über 450 Mio. Euro stemmen können sollten.
Nachdem Sie mit dem (Geschäfts)Jahr 2018 sehr zufrieden sind, lautet logischerweise die nächste Frage, wie Sie Ihre nähere Zukunft einschätzen? Gehen Sie also optimistisch ins neue (Geschäfts)Jahr 2019 oder sehen Sie ggf. auch Schwierigkeiten auf Sie zukommen?
Antwort von Christian Pahl: Wie gerade ausgeführt, können wir mit unseren vorhandenen Ressourcen auch ein deutlich höheres Umsatzvolumen stemmen. Von daher bin ich sehr zuversichtlich, dass wir auch 2019 unsere gesteckten Geschäftsziele erreichen können. Dazu gehört sicherlich dann ein Jahresumsatz von über 400 Mio. Euro bei einem überproportionalen Gewinnanstieg. Bei einem Jahresumsatz von 300 Mio. Euro schaffen wir einen Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) in Höhe von ca. 1,8 Mio. Euro. In 2019 wollen wir dann bei den genannten 400 Mio. Euro Jahresumsatz ein EBIT von ca. 2,6 Mio. Euro schaffen.
Bemerken Sie eigentlich auch die Transformation im Einzelhandel, also dass Kunden verstärkt nicht mehr in die stationären Geschäften gehen, sondern lieber alles online abwickeln?
Antwort von Christian Pahl: Nein, dazu kann ich Ihnen gar nichts sagen. Ein Beispiel ist unser Kunde mobilcom-debitel: Die benötigen das Smartphone als Give-Away, denn die wollen letztlich Ihre Verträge verlängern. Daher sind sie froh, wenn sie mit unserer Hilfe ein wenig Geld einsparen können. Zumal wir die Geräte viel kurzfristiger als die offiziellen Distributoren liefern können. Aber wie mobilcom-debitel oder eben auch Notebooksbilliger.de die Ware jetzt an den Mann bringt, das sehen und wissen wir nicht.
Okay, das sind ja sehr konkrete Ziele, die Sie sich da gesetzt haben. Als Nächstes würde mich natürlich interessieren, wo Sie denn auf längere Sicht mit dem Unternehmen hin möchten? Gibt es da einen 3-, 5- oder gar 10-Jahres-Plan? Oder wie weit können Sie überhaupt in die Zukunft schauen?
Antwort von Christian Pahl: Wir schauen maximal ca. drei Jahre in die Zukunft, wobei ich mich immer mit den beiden kommenden Jahren am wohlsten fühle. Dies liegt auch daran, dass für unsere Geschäftsentwicklung unsere Liquiditätssituation essentiell ist. Mit jedem Jahr, in dem wir profitabel arbeiten, erhöht sich die Liquidität des Unternehmens natürlich. Zumindest so lange, wie wir noch keine Dividenden ausschütten.
In diesem Zusammenhang ist mir sehr wichtig zu erwähnen, dass ich ja selbst erst letztes Jahr im August zum Unternehmen gestoßen bin. Eine meiner ersten Amtshandlungen bestand seinerzeit darin, dass ich uns eine Kreditlinie bei einer Großbank zu sehr günstigen Zinsen (konkret: 2,0% p.a.) arrangiert habe. Mit Hilfe dieser Kreditlinie, die sich peu à peu jedes halbe Jahr erhöht hat, verfügen wir nun auch über die notwendigen finanziellen Mittel, um unser geplantes Wachstum realisieren zu können.
Daher denken wir, dass wir nach den geplanten 400 Mio. Euro Jahresumsatz in 2019 die 500 Mio. Euro Marke in 2020 anpeilen können. Zudem soll das EBIT dann auf drei Millionen Euro zulegen.
Wir glauben, dass der Trend zu mobilen Computern nicht zurück geht. Es mag sein, dass zukünftig weniger die Smartphones im Fokus stehen, wobei dort dank 5G auch ein neuer Updatezyklus ansteht. Aber Studien zeigen, dass wir uns zukünftig immer mehr in Richtung Cyborgs entwickeln, die sogenannten Wearables (wie die Apple Watch) dürften also immer stärker im Fokus stehen. Und wie erwähnt, haben wir da ja bereits einen Fuß in der Tür. Auf Sicht einiger Jahre kann ich mir daher durchaus auch noch die Umsatz-Milliarde sehr gut vorstellen.
Erlauben Sie mir an dieser Stelle mal eine kritische Nachfrage? Und zwar kalkulieren Sie bei einem Jahresumsatz von 500 Mio. Euro nur mit einem EBIT von drei Millionen Euro. Damit würde die EBIT-Marge bei nur 0,6% liegen. Jetzt sprachen Sie davon, dass Sie mit den Banken sehr günstige Zinsen ausgehandelt haben. Die EZB möchte jetzt aber langsam raus aus Ihrer extrem expansiven Geldpolitik und stellt beispielsweise zum Jahresende hin schon die Anleihekäufe ein. Dies könnte, wenn vielleicht auch noch nicht kurzfristig, so aber doch mittel- bis langfristig zu höheren Zinsen führen. Haben Sie da keine Angst, dass Ihre ohnehin sehr dünne EBIT-Marge noch weiter absinken und Sie vielleicht sogar mal in die Verlustzone rutschen könnten? Und wie sieht es mit weiteren Risiken, beispielsweise dem Brexit aus?
Antwort von Christian Pahl: Zunächst einmal berührt uns der Brexit überhaupt nicht, weil wir bisher noch keinerlei Geschäft im Vereinigten Königreich haben. Was die möglicherweise steigenden Zinsen betrifft, ist das ein veritabler Punkt. Das wird man sehen müssen, wie sich das entwickelt. Auch aus diesem Grund schütten wir bisher noch keine Dividenden aus. Vielmehr bauen wir zunehmend mehr Liquidität auf, um uns zukünftig selbst finanzieren zu können.
Aktuell nutzen wir jedoch noch bevorzugt Fremdkapital, weil wir dadurch einen sehr schönen, positiven Hebeleffekt erzielen. Wenn die Zinsen jedoch wirklich steigen sollten, und damit das Fremdkapital teurer würde, werden wir wohl auf längerfristige Finanzierungen umswitchen. Dadurch könnten wir uns möglichst niedrige Zinsen möglichst langfristig sichern.
Ich habe dafür bisher so Mitte nächsten Jahres im Auge, um von kurzfristigen Kreditlinien möglicherweise auf eine 5- oder 7-Jahres-Finanzierung wechseln, ggf. auch mit Hilfe von Schuldscheinen. So etwas habe ich auch schon in meiner früheren Firma, bei dem es um den Parallelimport von Arzneimitteln ging, gemacht.
Margensteigerungen halte ich eher nicht für möglich. Smartphones haben einen hohen Preis, dafür jedoch nur eine geringe Marge. Andere Produkte wie der EarPod haben zwar deutlich höhere Margen, dafür aber einen deutlich geringeren Preis. Ich wüsste derzeit nicht welche Produktkategorie wir angehen sollten, um unsere Margen zu erhöhen.
An der Börse werden immer wieder sogenannte Megatrends von Anlegern gespielt. Vor einigen Jahren waren dies die BRICS, allen voran natürlich China sowie die damit verbundene weitere Globalisierung. Aktuell sind es eher Dinge wie Digitalisierung, Big Data/Künstliche Intelligenz. Haben solche Megatrends Einfluss auf Ihr Unternehmen und können Sie spezifizieren in wie fern genau?
Antwort von Christian Pahl: Bei uns ist jeder Mitarbeiter täglich mit bis zu zwanzig Partnern im Kontakt, das betrifft sowohl die Einkaufs- wie auch die Verkaufsseite. Dadurch kennt man sich untereinander und schafft im Laufe der Zeit eine entsprechende persönliche Vertrauensbasis. Man kann sich das schon so ein bisschen wie an der Börse vorstellen. Mit solchen Trends wie Big Data oder Künstlicher Intelligenz haben wir daher wenig zu tun. Wobei wir gewissen Trends, das Paradebeispiel ist hier sicherlich die Einführung des 5G-Standards, allerdings indirekt folgen bzw. davon profitieren. Ganz einfach, weil wir die entsprechenden Geräte vertreiben.
Die nächste Frage betrifft nun die Aktie Ihres Unternehmens. Bei dieser handelt es sich ja um einen Nebenwert, den viele Anleger wahrscheinlich bis dato gar nicht kannten. Was gedenken Sie denn zu tun, um möglicherweise Ihren Bekanntheitsgrad und damit natürlich auch den Bekanntheitsgrad Ihrer Aktie zu erhöhen?
Antwort von Christian Pahl: Unsere Aktie wurde am 6. März 2018 im m:access der Börse München und am Folgetag, dem 7. März 2018, dann auch an der Börse Frankfurt gelistet. Sie ist auch über das elektronische Handelssystem XETRA handelbar. Der Eröffnungskurs lag bei 1,00 Euro, zum Handelsende am ersten Handelstag lag unsere Aktie bei 1,50 Euro. Seitdem ging es schon mal rauf bis auf 1,80 Euro, aber anschließend auch wieder runter. Es ging also nicht stetig bergauf, wie ich mir das gewünscht hätte. Insofern bin ich bei Ihnen, dass wir unsere Bekanntheit steigern müssen.
Dem dient beispielsweise auch unser Auftritt hier auf der Münchener Kapitalmarkt Konferenz (mkk). Ansonsten konzentrieren wir uns in erster Linie auf unser operatives Geschäft. Das muss rund laufen, was bisher der Fall war, so dass wir immer positiv über unseren Geschäftsverlauf berichten konnten. Für ein eher kleines Unternehmen verfügen wir auch über ein starkes Reporting und somit eine hohe Transparenz. So gibt es von uns Quartalsberichte, obwohl wir das nicht tun müssten.
Mir haben zuletzt viele Manager berichtet, dass Sie massive Probleme haben geeignete Mitarbeiter zu finden. Das geht teilweise sogar so weit, dass die Personalgewinnung als Wachstumshindernis tituliert wurde. Wie sieht das bei Ihnen aus? Ähnlich kritisch oder haben Sie damit kein Problem?
Antwort von Christian Pahl: Bei uns, im internationalen Großhandel, sind Sprachkenntnisse sehr wichtig. Deshalb haben ca. 90% unserer Mitarbeiter einen Migrationshintergrund, die natürlich perfekt ihre Heimatsprache beherrschen. Wir haben dadurch auch ein sehr breites Spektrum an Sprachen im Unternehmen, z.B. arabisch, farsi, hindi, russisch oder türkisch, um nur mal einige zu nennen.
Nur die Mitarbeiter auf der Führungsebene haben ein Studium absolviert, die übrigen Mitarbeiter wurden von uns ausgebildet und eingewiesen. Dabei sind unsere Mitarbeiter der Gesellschaft sehr verbunden und treu. So ist das Kernteam schon seit 10 Jahren an Bord, also seit damals das erste iPhone erschien und wir den Handel begannen.
Dadurch haben mit keinerlei Probleme in Sachen Personal. Wir müssen höchstens mal im Lager ab und zu jemanden neu einstellen und auch das sind meistens Migranten. Wir sind also nicht vom vielzitierten Fachkräftemangel betroffen, da wir in dem Sinne allerdings auch nur wenig Fachkräfte zur Abwicklung unserer Geschäfte benötigen.
Wenn Sie ja keinerlei Probleme mit der Personalgewinnung haben, gibt es wahrscheinlich auch keine Mitarbeiterbeteiligungsprogramme, oder?
Antwort von Christian Pahl: Doch, die gibt es. So sind beispielsweise unsere beiden wichtigsten Vertriebsmitarbeiter am Unternehmen beteiligt. Auch das Management hält natürlich entsprechende Anteile. Dadurch sieht unsere Aktionärsstruktur so aus, dass 50% des Aktienkapitals beim Management liegt, 20% bei den Mitarbeitern und die restlichen 30% sind dann Kleinaktionäre im Sinne des sogenannten Free Float.
Kommen wir damit zur letzten Frage, nämlich der Frage nach der Steuerung des Unternehmens. Was steht da bei Ihnen im Mittelpunkt? Die Gewinnung von Marktanteilen und somit das Umsatzwachstum? Oder doch der Gewinn, also das Sie schwarze Zahlen schreiben? Oder wie bei Amazon der Cash Flow?
Antwort von Christian Pahl: Unser Fokus liegt ganz klar auf dem profitablen Wachstum. Wie gerade besprochen sind ja auch das Management und einige Mitarbeiter am Unternehmen beteiligt. Diese hätten kein Verständnis dafür, wenn die Gesellschaft am Ende des Tages keinen Gewinn erzielen würde. Dann würden Sie nicht den Wert Ihrer Arbeit erkennen. Zwar sind unsere Margen, die Rohmarge liegt bei ca. 1,3% und die EBIT-Marge bei 0,6%, sehr niedrig. Aber wir achten sehr genau darauf, dass wir beispielsweise keine Forderungsausfälle verzeichnen. Deshalb prüfen wir zum Beispiel auch die Kreditwürdigkeit von Kunden sehr genau.
Zum Schluss möchte ich vielleicht noch betonen, dass das Geschäftsmodell zwar recht einfach und daher wohl auch nachvollziehbar, aber gar nicht so einfach zu kopieren ist. Denn es dauert seine Zeit die entsprechenden Beziehungen zu Lieferanten und Kunden aufzubauen. Darum ist es nicht so leicht kopierbar, wie man auf den ersten Blick annehmen könnte. Wir sehen hier also durchaus hohe Markteintrittsbarrieren für mögliche neue Konkurrenten.
Herr Pahl, ich bedanke mich für dieses sehr interessante Gespräch.