Liebe Leser,
stellen Sie sich vor, Sie wären Oligopolist, also ein Unternehmen, das weltweit mit anderen zusammen den Markt beherrscht. Der Vertrieb Ihrer Produkte läuft praktisch automatisch. Sie haben eine Gewinnmarge von etwa 50 % auf ihre Produkte und Ihre Aktie weist ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 6 bis 7 auf. Die meisten Unternehme, die AGs sind, wären überglücklich. Die meisten Aktionäre würden einen solchen Titel nie aus der Hand geben. Bei BioNTech ist alles anders.
Erneut Verluste
Schon wieder verlor die Aktie. Gestern ging es um -4,8 % nach unten. Innerhalb einer Woche verlor der Titel 10 % und in einem Monat 20 %. Warum?
BioNTech wurde kein Auftrag storniert, BionTech hat im Gegenteil nun gerade wieder 20 Millionen Dosen als Auftrag geschrieben. Große Teile der Welt wollen diesen Impfstoff. Das Unternehmen produziert sogar viel zu wenig. Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) warf den reichen Ländern wie Deutschland sogar vor, mit dem Boostern die Pandemie zu verlängern. Die Regierungen, so die Begründung, nehmen den armen Ländern Impfstoff weg, obwohl die Bevölkerung noch nicht geimpft ist.
Beste Voraussetzungen, um mehr zu erzeugen und noch höhere absolute Gewinne zu erwirtschaften, möchte man meinen. Die Börsen hingegen nehmen immer mal wieder Geld vom Markt, weil es auch noch wenig Konkurrenz gibt. Jüngst hat Novavax mit einem Protein-Impfstoff die Zulassung erhalten. Die Produktionsverhältnisse werden um Dimensionen ungünstiger sein als bei BioNTech – die Börse hat sich dennoch erschrecken lassen.
Nun wurde ein Covid-19-Medikament von Pfizer in den USA per Notfallzulassung an den Markt gelassen. Das Medikament schützt Infizierte zu 89 %, so Pfizer, vor einem schweren Verlauf. Ist dies eine Konkurrenz?
Nein. Pfizer konnte 10 Millionen Dosen in den USA an den Staat verkaufen. Dies ist viel zu wenig, um die Bevölkerung zu versorgen. In Europa wird auf absehbare Zeit ohnehin keine relevante Menge ankommen. Zudem hilft das Medikament nur in den ersten drei Tagen nach einer Infektion, die aber oft anfangs gar nicht erkannt wird.
Einerlei: Die Börse bestrafte BioNTech. Dies wiederum ist für zahlreiche Investoren nicht schlecht. Denn die Aktie ist weiterhin sehr günstig bzw. nun bei einem KGV von 6,5 oder etwas weniger noch günstiger. Die Umsätze stimmen auch künftig – und der Trend ist sogar noch positiv. Die 200-Tage-Linie gilt als wichtiges Signal.
Dieser Indikator verläuft bei 219,83 Euro und damit deutlich (etwa 5 %) unterhalb des BioNTech-Kurses. Die Aktie ist also im technischen Aufwärtstrend. Der einzige Unterschied zu den Tagen davor: Einsteiger können noch günstiger zugreifen.
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