Tupperware-Aktie: Es ist passiert!

Die Aktie von Tupperware vollführte am Dienstag einen erneuten Kurssprung. Das in dramatische Schieflage geratene Unternehmen hat reagiert: Der CEO muss gehen. Sofort.

Auf einen Blick:
  • Die Tupperware-Aktie schoss am Dienstag um zeitweilig 30 Prozent nach oben
  • Das angeschlagene Kultunternehmen hat CEO Miguel Fernandez mit sofortiger Wirkung freigestellt
  • Er wird durch Laurie Ann Goldman ersetzt, die einst die Unterwäschemarke Spanx großgemacht hat
  • Weitere Mitglieder des Boards treten freiwillig zurück, nur sie erhielten Dank für ihre Arbeit

Liebe Leserin, lieber Leser,

dass die Aktie von Tupperware irre Kursbewegungen hinlegt, daran haben sich die Anleger längst gewöhnt. Das war am Dienstag nicht anders: Von 1,82 US-Dollar schossen die Papiere  des ebenso legendären wie angeschlagenen Unternehmens aus den USA auf bis zu 2,38 US-Dollar, ein zwischenzeitliches Plus von 30 Prozent. Wenngleich die Tupperware-Aktie diese Bewertung bis zum Handelsschluss nicht halten konnte, letztlich mit einem Plus von acht Prozent bei 2,18 Dollar aus dem Handel ging, dieses Mal hatten nicht nur Zocker ihre Hände im Spiel. Der Kurssprung hatte einen fundamentalen Grund, denn es ist passiert: Der Chef muss gehen.

Tupperware-Chef Fernandez muss Platz räumen

Wie das Unternehmen, das vor allem für seine Küchen- und Haushaltsartikel bekannt ist, am Dienstag mitteilte, muss Miguel Fernandez mit sofortiger Wirkung seinen Platz als Präsident und CEO von Tupperware räumen. Er wird auch nicht mehr Teil des Vorstandes sein. Ersetzt wird der unglücklich agierende Manager durch Laurie Ann Goldman, die zur Präsidentin, CEO und zum Vorstandsmitglied ernannt wurde, „um die weitere Turnaround-Strategie des Unternehmens zu unterstützen“, wie es hieß.

  • Um eine Erneuerung Boards zu ermöglichen, sind Mark Burgess, Meg Crofton, Deborah Ellinger und James Fordyce freiwillig aus dem Vorstand zurückgetreten
  • Darüber hinaus hat das Unternehmen Lori Bush, Paul Keglevic und William Transier neu in den Vorstand berufen

Neue CEO machte einst Spanx groß

Mit der neuen Chefin verbinden sich große Hoffnungen: Laurie Ann Goldman sei eine renommierte Führungskraft mit mehr als 30 Jahren Erfahrung in Führung und Markenaufbau, hieß es zur Begründung des Wachwechsels an der Firmenspitze. Nach Tupperware-Angaben war Goldman zuvor CEO von Avon North America, wo sie maßgeblich zur Wertschöpfung beigetragen habe, sowie CEO bei der Unterwäschemarke Spanx, die sie von einem Startup in ein Unternehmen von globaler Bedeutung verwandelt habe. Zuletzt stand die Managerin an der Spitze von OVME Aesthetics.

„Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, eine neue Führung einzuführen, und Laurie Ann ist hervorragend geeignet, unsere langfristige Strategie voranzutreiben und das Wachstum zu beschleunigen“, glaubt Susan Cameron, Vorsitzende von Tupperwares Board of Directors. Goldman sei „eine vertrauenswürdige und wachstumsorientierte Führungskraft mit umfangreicher Managementerfahrung in der Konsumgüterindustrie.“ Sie bringe die richtige Mischung aus Geschäfts- und Markenerfahrung mit und habe eine Verbraucheraffinität für einige der bekanntesten Marken der Welt aufgebaut. Man sei überzeugt, sie werde „unsere Teams stärken und unsere Bemühungen beschleunigen, Tupperware zu nachhaltigem, langfristigem Wachstum zu führen“.

Kultmarke Tupperware in der größten Krise

„Ich bin begeistert und voller Energie, diese ikonische Marke zu leiten, deren innovative Produkte von Millionen Menschen auf der ganzen Welt begehrt werden“, sagte Goldman. „Dies ist eine Hommage an den Unternehmergeist und den Erfindungsgeist der wunderbaren Teams, die Tupperware und seine beeindruckenden Einzelhandelspartner verkaufen und herstellen.“ Sie könne es kaum erwarten, mehr Verbraucher mit den Produkten zu begeistern, „denen sie vertrauen und die sie lieben“.

Während sich Susan Cameron bei den freiwillig aus dem Vorstand ausscheidenden Mitgliedern bedankte, „für die Erkenntnisse und das Engagement, die Mark, Meg, Deborah und Jim bei Tupperware eingebracht haben“, kein Wort der Anerkennung bezüglich des bisherigen CEO Miguel Fernandez. Unter seiner Führung war das Unternehmen in die größte Krise seiner Geschichte gerutscht, meldete im Februar 2024 gar Insolvenz an, konnte den totalen Kollaps aber gerade noch verhindern. Neben einer Einigung mit den Gläubigerbanken hatte der nun geschasste Chef erst im September angekündigt, das Geschäftsmodell grundlegend zu verändern.

  • Die Haushalts- und Kosmetikartikel wurden bislang vor allem auf so genannten Tupper-Partys unters Volk gebracht
  • Künftig sollen diese, neben einem längst etablierten Onlineshopt, auch regulär im Einzelhandel angeboten werden

Tupperware-Aktie mit irren Kurssprüngen

Doch der Strategiewechsel kam offenbar zu spät. Dabei hatte die Tupperware-Aktie in der vergangenen Woche bereits einen Sprung nach oben vollführt, als laut finanzen.net bei der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC ein Schreiben des Unternehmens eingereicht worden war, laut dem es zu einer erneuten Änderung von Kreditvereinbarungen gekommen ist. „Die auch als „Fifth Amendment“ bekannte Änderung sieht vor, dass die Frist für den geprüften Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2022 vom 16. September 2024 auf den 1. November 2024 verschoben wird“, hieß es.

Auch andere Fristen sollen nach hinten geschoben werden. Der Sanierungsplan, der eigentlich bereits zum 1. Oktober 2024 fällig gewesen sei, soll erst am 15. März 2024 vorgestellt werden. Zusätzlich kündigte Tupperware an, die Frist für die obligatorische vorzeitige Rückzahlung von Darlehen nach hinten zu verschieben, da mit einer Steuerrückerstattung aus Indonesien gerechnet werde, hieß es.

  • Die Aktie war nach diesen Neuigkeiten um zeiteilig gut 50 Prozent bis auf 2,72 Dollar nach oben geschossen, danach aber wieder deutlich zurückgefallen
  • Tupperware war zuletzt zum Zockerpapier mutiert, die Aktie gilt als so genannte Meme, die von der Community ungeachtet der wirtschaftlichen Situation gepusht wird
  • Nach dem erneuten Zugewinn am Dienstag notieren die Papiere auf Jahressicht allerdings noch immer mit 70 Prozent im Minus
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